WERDER MAGAZIN Nr. 346

WERDER MAGAZIN 346 49 FUßBALL Nach dem Abitur in Leer verließ er seine Heimatstadt und ver- pflichtete sich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Erst die Grund- ausbildung, dann ging es für Jörg Sommer in die USA. In Fort Rucker/Alabama wurde er als Hubschrauberpilot ausgebildet. „Etwas Besseres konnte mir damals nicht passieren“, schwärmt er. „Ich war gerade 20, hatte eine eigene Bude, konnte Englisch lernen, bekam eine geniale Ausbildung und habe gutes Geld ver- dient.“ Nach dieser Ausbildung war Sommer zunächst als Verbin- dungshubschrauber-Pilot in Rheine stationiert, ehe er nach der Wiedervereinigung mit seiner Einheit zum Auslandseinsatz nach Äthiopien geschickt wurde und erlebte, wie ein Hubschrauber neben seinem beschossen wurde. „Da habe ich gemerkt, dass es nicht meine Welt ist, wenn ich für Hilfseinsätze im Ausland beschossen werde“, gesteht Sommer. Also nutzte er die Gelegenheit, die Bundeswehr verlassen zu können, und es verschlug ihn im Alter von 24 Jahren zum ersten Mal nach Bremen: „Ich habe hier an der Pilotenschule bei der Lufthansa eine Umschulung für die Boeing 737 gemacht und bin Berufspilot geworden.“ Allerdings nur für eine kurze Zeit, denn schon bald orientierte sich Jörg Sommer wieder um. „Die Flie- gerei hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber ich habe ge- merkt, dass mein Kopf etwas anderes will.“ Er entschied sich da- her für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und zog nach Hamburg. Doch es sollte nicht das einzige Studium bleiben. „Ich habe danach einige Zeit gearbeitet und wollte dann aus reinem Interesse noch Jura studieren, vielleicht bis zum ersten Staats- examen“, erzählt Sommer. Dafür kam er 1996 an die Uni Bremen und merkte schnell, „dass ich Jura wirklich liebe und lebe“. Klar, dass deshalb nicht nach dem ersten Staatsexamen Schluss war. Mittlerweile führt Jörg Sommer seit zwölf Jahren seine eigene Kanzlei, die auf Zivilrecht und Vertragsrecht speziali- siert ist. „Mir macht insbesondere die Beratung Spaß“, verrät er. „Menschen kommen mit einem Problem zu mir. Ich arbeite dieses Problem auf, kläre sie darüber auf. Und dann steckt in jedem Fall immer etwas ganz Besonderes, das es zu finden gilt.“ Doch zurück zum Sport: In Bremen fand Jörg Sommer auch wie- der zum Fußball und kickte in der Uni-Mannschaft, entdeckte dann aber das Schwimmen für sich, zog lange Zeit jeden zweiten Morgen um 6.00 Uhr in der Bremer Neustadt seine Bahnen, bis er im Alter von 39 Jahren zum ersten Mal mit dem Unterwasser- Rugby in Verbindung kam. Mittlerweile gehört er seit 13 Jahren zum Bundesliga-Team des TSC Bremen und ist fasziniert: „Es ist ein dreidimensionaler Sport, der alles verbindet, was ich liebe: Ballsport, Mannschaftssport und einen hohen Grad an Tech- nik und Intelligenz.“ Beim Unterwasser-Rugby hat sich für Jörg Sommer schließlich auch der Kreis zu seinen ersten Schritten im Fußball geschlossen. „Nachdem ich im Wasser als Stürmer be- gonnen habe, bin ich jetzt Torwart“, lacht er. Kein Wunder, dass Jörg Sommer die Begeisterung fürs Tor an seinen Sohn Totilas weitergegeben hat. Der begann mit drei Jahren in einem Ballschulkurs des SV Werder, wollte dann aber schnell direkt zum Fußball. „Und weil jemand gesucht wurde, der in der G-Jugend als Trainer unterstützt, bin ich mit eingestiegen“, erzählt Sommer, der mittlerweile auf zwei Jahre in der G-Ju- gend und drei Jahre in der F-Jugend zurückblicken kann. Seinen Sohn, inzwischen neun Jahre alt und Spieler (und am liebsten Torwart) der 4. E-Jugend, hat er dabei nicht mehr unter seinen Fittichen. „Ich möchte auch zukünftig gerne im unteren Bereich bleiben“, verrät er. „Denn mich begeistert die Freude der Kinder. Es macht Riesenspaß, ihnen die ersten fußballerischen Grund- lagen beizubringen.“ Vor drei Jahren zog Familie Sommer aus der Bremer Neustadt nach Bremen-Nord und ist seitdem unweit des Schönebecker Schlosses zu Hause. Tochter Lesmona, sieben Jahre alt, hat sich dem Reiten verschrieben, die Familie besitzt eigene Pferde. Jörg Sommer ist viel beschäftigt. Warum dann auch noch das ehrenamtliche Engagement als Jugendtrainer des SV Werder? „Weil es nichts Schöneres gibt, als die Begeisterung der Kinder fürs Training und die strahlenden Augen nach einem Spiel“, sagt Sommer. Daher wirbt er dafür, dass sich auch andere ehrenamt- lich engagieren und dieses Engagement noch mehr Anerkennung erfährt: „Der Bundesliga-Fußball ist extrem wichtig für Werder, er bringt das Geld. Aber der Verein lebt vom Ehrenamt. Wir be- kommen die Kinder nur zum Fußball, Handball oder zur Leicht- athletik, wenn wir Ehrenamtliche haben. Hier wird echte Ge- meinschaft aufgebaut und gelebt.“ Martin Lange Jörg Sommer sagt: „Es macht Riesenspaß, den Kindern die ersten fußballerischen Grundlagen beizubringen."

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