WERDER MAGAZIN Nr. 346

WERDER MAGAZIN 346 55 SCHACH de, ich habe schon viele tolle, engagierte Menschen kennenge- lernt. Man hat in der Abteilung viele Freiheiten, und ich finde es spannend, welche kreativen Ideen man einbringen kann. Wir besprechen die Themen im Team und setzen sie gemeinsam um. Man geht den Weg des Lebens ein Stück weit gemeinsam – das finde ich sehr schön. Ich hatte noch nicht den Gedanken, wieder zurückzutreten (lacht) . Wäre es für dich dennoch von Vorteil, richtig Schach spielen zu können? Durchaus, zum Beispiel bei Mannschaftsaufstellungen zu Turnie- ren. Das überlasse ich dann lieber den Trainern. Sie können die Spielstärke besser einschätzen und beurteilen, wer an Brett eins sitzen sollte. Ich sehe mich mehr in der Rolle der Organisatorin und bin sozusagen das Bindeglied zwischen Eltern, Kindern und dem Verein. Du hast dein Amt zeitgleich mit Cheftrainer Jonathan Carl- stedt angetreten. Was macht eure Zusammenarbeit aus? Wir sind beide noch recht jung, haben viele Ideen und können uns gut absprechen. Die Rollen sind klar verteilt. Er hat die Trainings- arbeit im Blick und bringt viele Gedanken aus anderen Vereinen mit ein. Da ich nicht aus dem Schachsport komme, habe ich ei- nen anderen Blickwinkel. Das harmoniert wirklich prima, und das merken auch die Eltern. Es herrscht ein unheimlich gutes Klima und eine große Wertschätzung für unsere Arbeit. Das ist schön zu sehen, denn davon profitieren alle. Du bist Lehrerin und führst ein Nachhilfestudio in Grasberg. Wie passt das mit deinem Ehrenamt bei Werder unter einen Hut? Als Lehrerin und Selbstständige arbeite ich auch mit Eltern und Kindern zusammen. Das macht mir sehr viel Spaß und nimmt einen großen Teil meiner Zeit ein. Die Aufgabe bei Werder ist ähnlich. Ich habe immer ein offenes Ohr für kleine und große Pro- bleme, versuche Lösungen zu finden. Durch die Selbstständigkeit kann ich mir die Zeit frei einteilen und auch vormittags mal eine E-Mail schreiben oder einen Anruf tätigen. Du kommunizierst viel mit den Eltern. Ist das der Schlüssel zur erfolgreichen Jugendarbeit? Man muss unterschiedliche Wege beschreiten, um die Eltern zu erreichen. Gerade während der Corona-Pandemie, bei der man die Leute nicht im Verein sieht und sie daher nicht direkt anspre- chen kann, ist es eine große Herausforderung, an einem Strang zu ziehen. Seit einem Jahr findet der Trainings- und Spielbetrieb online statt. Ist es einfacher, die Kids zum Schachspielen an den Com- puter als in den Clubraum zu bekommen? Kinder, die Schach sowieso schon intensiv betreiben und deren Eltern das sehr unterstützen, antworten auf Turnierangebote schnell und sind auch beim Training immer dabei. Bei Kindern, die Schach eher als zweites oder drittes Hobby betreiben und die insbesondere wegen der Freunde im Verein sind, ist es schwierig, sie mit Online-Angeboten zu erreichen. Das ist schade, weil diese Kinder ein wichtiger Teil der Gemeinschaft sind. Ihre Eltern über- nehmen Fahrdienste zu den Turnieren und die Betreuung vor Ort. Aber diese Kinder erreichen wir zurzeit kaum. Es wird eine echte Herausforderung, sie nach der Pandemie zu motivieren, wieder in den Clubraum zu kommen. Mit Jonathan Carlstedt hast du das Projekt ‚Grün-Rot‘ ins Le- ben gerufen. Worum geht es? Es ist eine Kooperation mit dem FC Bayern München. Im ver- gangenen Sommer hatten wir geplant, mit 20 Kindern nach München zu fahren und dort ein Wochenende zu verbringen. Daraus wurde leider nichts. Jetzt bauen wir diese Freundschaft mit Online-Turnieren weiter aus. Zuletzt gab es ein Faschings- turnier mit Video-Übertragung, damit die Kinder sich auch sehen und miteinander sprechen konnten. Wir planen als nächstes ein internationales Turnier mit einer Mannschaft aus einer Schach- schule in Singapur, einem Verein aus England und hoffentlich einem französischen Verein. Auch ein schwedischer Club steht auf der Liste. Wir wollen damit zeigen: Schach verbindet auch in Corona-Zeiten. Welches Verbesserungspotenzial in der Jugendarbeit siehst du? Momentan läuft vieles sehr gut. Wir haben einen engagierten, motivierten Cheftrainer. Es wäre schön, wenn die Initiative ‚Schach macht schlau‘, die viele Kinder in Deutschland an den Schachsport heranführt, den Weg zu den Vereinen noch leichter macht. Denn sicher hat ein großer Teil der Kinder Interesse, im Verein zu spielen und an Turnieren teilzunehmen. Die Aktion soll in den nächsten Monaten weiter ausgebaut werden. Davon kön- nen wir sicher profitieren. Interview: Jens Kardoeus ZUR PERSON Caroline Detjen wurde am 3. Februar 1984 in Osterholz-Scharmbeck geboren. Die Diplom-Pädagogin studierte an der Uni Bremen und leitet seit 2015 ihr ‚Nachhilfestudio Detjen‘ in Grasberg, wo sie die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Französisch unterrichtet. Detjen ist verheiratet und hat zwei Söhne (Mattes, elf Jahre, und Laurenz, sechs Jahre), die beide beim SV Werder Schach spielen. Seit ihrer Kindheit ist sie dem Reitsport verbunden und besaß viele Jahre lang eigene Pferde. Detjen genießt lange Spaziergänge mit Hündin Lilly, liest gerne ein gu- tes Buch oder musiziert mit ihren Söhnen. In den Ferien bereist sie mit ihrer Familie am liebsten skandinavische Länder oder die schottischen Highlands.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=