WERDER MAGAZIN Nr. 349

WERDER MAGAZIN 349 19 keine große Rolle spielt. Für einen Spieler ist das schnell egal. Ein Trainer mit 250 Bundesliga-Spielen als Spieler hat im ersten Moment eine andere Wirkung. Aber nach einer Stunde geht es für die Spieler nur noch darum: Wie geht der Trainer mit uns um? Wie gut ist er darin, uns etwas an die Hand zu geben, mit dem wir erfolgreich sein können? Ob man das kann, weil man selbst viel Erfahrung als Spieler gesammelt hat oder weil man den Trainerjob ‚von der Pike auf‘ gelernt und sich viel taktisches Know-how angeeignet hat, ist egal. Letztlich kenne ich die an- dere Perspektive nicht, kann Vor- oder Nachteile deshalb nicht beurteilen. Aber es gibt Trainer, und deshalb ist Patrick Kohl- mann sehr wichtig für mich, die einzelnen Spielern aus Spieler- sicht andere Dinge mitgeben können als ich. Ich glaube, dass ich durch meine Biografie an einiges etwas gelassener herangehe. Und auch wenn ich mir meiner Rolle bewusst bin vieles nicht so wichtig nehme. Harte Entscheidungen relativieren sich für mich zum Beispiel häufig, weil ich weiß, wie in anderen Bereichen Ent- scheidungen getroffen werden, in denen es um noch mehr geht. Muss man im Profifußball eine gesunde Portion Egoismus haben oder sich aneignen, um erfolgreich zu sein? Man muss sicher Durchsetzungsvermögen haben, als Trainer auch Entscheidungsfreudigkeit. Trotzdem kann man mit den Menschen um sich herum genauso umgehen wie früher. Warum soll ich mich verändern, nur weil ich etwas mehr Geld verdiene oder ein Auto gestellt bekomme. Das ergibt ja überhaupt keinen Sinn. Natürlich verändert sich das Leben ein bisschen, weil man sich weniger privat bewegen kann, mehr beobachtet wird. Aber man kann dennoch bodenständig bleiben. Wie werden Sie es schaffen, in den nächsten Monaten nicht nur bei Werder, sondern auch in der Stadt Bremen richtig anzukom- men? Das geht sicher nur über Zeit und über Leute und Orte, die ich kennenlerne. Auch wenn ich hauptsächlich wegen Werder und meiner Mannschaft hier bin, ist mir das wichtig. Eine neue Stadt bedeutet für mich auch, neue Menschen, neue Orte kennenzu- lernen. Und es ist ein großer Reiz, bei einem Verein zu arbeiten, der so stark in der Stadt verankert ist wie Werder in Bremen. Die Arbeit bei Werder könnte Ihre bisher längste Abwesenheit aus Kiel werden… Ich hoffe, dass es so kommt. Das wäre ein Zeichen dafür, dass wir erfolgreich sind. Ich komme wirklich immer wieder gerne nach Kiel, fühle mich dort sehr wohl. Aber ich habe schon be- wiesen, dass ich durchaus auch woanders zurechtkomme (lacht) . Finden Sie die Zeit, um selbst Sport zu treiben? Zeitlich klappt es nicht immer. Aber Sport ist wichtig für mich, körperlich und mental. Ich merke immer wieder besonders, was mir fehlt, wenn ich es nicht schaffe. In der Regel gehe ich Laufen, das klappt sehr gut. Schwierig sind mit dem neuen Hüftgelenk leider Sportarten, die Spaß machen, zum Beispiel Tennis, Fußball. Das sind nicht die Empfehlungen des Arztes. Laufen ist tatsäch- lich am effektivsten. Gibt es etwas, was Sie aus der Ruhe bringen kann? Ich habe ein großes Problem mit technischen Geräten, wenn diese nicht funktionieren und repariert werden sollen. Da habe ich keine Geduld, obwohl ich ansonsten durchaus handwerklich geschickt bin. Was wünschen Sie sich für das Jahr 2022? Im beruflichen Leben den bestmöglichen Erfolg und außerge- wöhnliche Momente, an die ich mich noch gerne erinnere, wenn ich später alt und grau im Sessel sitze. Darüber hinaus für mei- ne Familie, meine Freundin Gesundheit und dass alle gut damit klarkommen, dass ich jetzt nicht mehr so oft zu Hause bin. Interview: Martin Lange s Fotos: nordphoto Ole Werner mit Co-Trainer Patrick Kohlmann (li.), über den der Cheftrainer sagt: „Er ist für mich eine totale Vertrauensperson." Zur Verpflichtung von Ole Werner Ende November sagte Ge- schäftsführer Frank Baumann (re.): „Ole ist ein junger, span- nender und sehr guter Trainer, der mit seiner Idee, Fußball zu spielen, sehr gut zu Werder passt. Er will unseren Weg, eine jun- ge, entwicklungsfähige Mannschaft aufzubauen, mitgehen.“

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