WERDER MAGAZIN Nr. 350

Die Fußball-Mannschaft des SV Werder im Jahr 1938 (großes Foto) und Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald bei der Podiumsdiskussion im wohninvest WESERSTADION. WERDER MAGAZIN 350 27 „ES DARF NICHT BEIM ERINNERN BLEIBEN“ Bereits vor einiger Zeit hatte der SV Werder Bremen angekündigt, die eigene Geschichte und insbesondere die Rolle, die der Verein im Nationalsozialismus spielte, noch intensiver aufzuarbeiten. INFO Lukas Bracht, Carina Knapp-Kluge, Fabian Ettrich, Thomas Hafke, Dirk Harms, Dr. Marcus Meyer, Dr. Sabine Pamperrien: Werder im Nationalsozialismus – Lebensgeschichten jüdischer Vereinsmitglieder Verlag DIE WERKSTATT, 2022. 320 Seiten. Wie all die Erfolge und Triumphe, an die wir regelmäßig erinnern, gehört auch dieser Abschnitt der Geschichte zu uns. Es gilt anzunehmen, dass der SV Werder mit seiner Rolle im Nationalsozialismus zur Verbreitung der NS-Ideologie beigetragen hat. Daraus resultiert eine Verantwortung, der wir uns stellen“, erklärte Präsident und Geschäftsführer Dr. Hubertus Hess-Grunewald. „Gerade in einer Zeit, in der antisemitische Weltbilder wieder verstärkt verbreitet werden, müssen wir klare Haltung zeigen. Es darf nicht beim bloßen Erinnern bleiben. In unseren Augen braucht es eine intensivere Aufarbeitung. Nur aus dieser können wir lernen und somit einen Beitrag dazu leisten, dass sich so etwas nie wiederholt.“ In der Vergangenheit forschten Hans-JoachimWallenhorst und Harald Klingebiel bereits intensiv zu dieser Thematik und schafften die Grundlage, auf der die Vereinschronik (unter anderem einsehbar bei WERDER.DE) textlich ergänzt werden konnte. Zudemwurde bereits 2017 im Rahmen einer Anti-DiskriminierungsAG durch das Fan-Projekt Bremen e. V. in Zusammenarbeit mit aktiven Werder-Fans die Geschichte des früheren jüdischen Präsidenten Alfred Ries aufgearbeitet und präsentiert. Offen ist jedoch beispielsweise noch die Frage, welche Rolle die Protagonist:innen des Vereins, die während des Nationalsozialismus aktiv waren, aber auch diejenigen, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als Sportler:innen oder in Funktionen tätig waren, eingenommen haben. Angestrebt wird eine Aufarbeitung von einer außenstehenden Stelle, um einen möglichst neutralen Blickwinkel zu gewährleisten. Einige interessante Aspekte arbeitet das nun erschienene Buch eines Autoren-Kollektivs ‚Werder im Nationalsozialismus – Lebensgeschichten jüdischer Vereinsmitglieder‘ auf, das im Rahmen einer Podiumsdiskussion im wohninvest WESERSTADION, unter anderem mit Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess- Grunewald, vorgestellt wurde. Einen großen Raum in diesem Buch nimmt Alfred Ries ein. In der Vergangenheit gab es immer wieder Behauptungen, dass er mit den Nationalsozialisten kooperiert haben könnte. Anders konnten sich viele nicht erklären, warum Ries die Zeit des Dritten Reichs überlebt haben sollte. Diese Anschuldigungen konnten nun jedoch durch neue Dokumente endgültig widerlegt werden. In einem eigenen Kapitel, das sich mit der Biografie von Ries auseinandersetzt, werden diese neuen Erkenntnisse ausführlich dargestellt. Für den SV Werder ist die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus mit dieser neuen Publikation jedoch lange nicht abgeschlossen. Dr. Hubertus Hess-Grunewald erklärte, dass wie bereits angekündigt nunmehr noch die wissenschaftliche Aufarbeitung durch ein externes Institut zu beispielhaften Biografien vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus im SV Werder erfolgen soll.

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