Rheinisches Ärzteblatt 3/2024

Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 3 / 2024 Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach will Gesundheitsförderung und Prävention auf neue Füße stellen. Deutschland gebe mit 5.000 Euro pro Einwohner und Jahr so viel wie kein anderes EU-Land für Gesundheit aus, sei bei der Lebenserwartung mit 80,8 Jahren aber trotzdem nur Durchschnitt. Es fehle an wirksamer Vorbeugung, das System sei zu stark auf die Behandlung schon bestehender Krankheiten ausgerichtet, sagte der Minister, als er im Oktober 2023 den Aufbau des BIPAM ankündigte und der Öffentlichkeit dessen Errichtungsbeauftragten, Dr. Johannes Nießen, vorstellte. Das Institut soll am 1. Januar 2025 an den Start gehen und sich primär auf die Prävention von nicht übertragbaren Krankheiten wie zum Beispiel Krebs, Demenz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen konzentrieren (siehe Textkasten). Das Robert Koch-Institut (RKI), das bislang als nationales Public Health-Institut fungierte und das Gesundheitsmonitoring unter anderem zu Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Übergewicht und Adipositas oder auch psychischer Gesundheit verantwortete, soll sich dann ganz auf die Abwehr von Infektionskrankheiten fokussieren. Obwohl noch kein im Kabinett abgestimmter Gesetzentwurf vorliegt, der die Aufgaben des neuen Instituts im Detail festlegt, hagelte es schon unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne Kritik von Experten für öffentliche Gesundheit. Zwar betont auch das „Zukunftsforum Public Health“, dem neben zahlreichen Fachgesellschaften und Organisationen im Bereich der öffentlichen Gesundheit mittelbar über die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung auch die Bundesärztekammer und die Ärztekammer Nordrhein angehören, die Notwendigkeit, Public Health-­ Aktivitäten besser zu koordinieren. Auf diesem Feld seien 2022 insgesamt 307 Institutionen und Organisationen aktiv gewesen, die Landschaft sei völlig zersplittert. Die Gründung des BIPAM offenbart jedoch nach Ansicht des Zukunftsforums ein überholtes Verständnis von Prävention und Gesundheitsförderung. Diese verenge den Blick auf die Medizin und setze mit ihrem Verständnis von Prävention zu nah am Individuum und zu wenig in den Lebenswelten an, heißt es dort. Außerdem sei die institutionelle Trennung von übertragbaren und nicht übertragbaren Krankheiten nicht sinnvoll. Damit schaffe man lediglich ineffiziente Doppelstrukturen und einen höheren Koordinationsaufwand. Als notwendigen und richtigen Schritt auf dem Weg zu einer Gesellschaft, in der möglichst alle Menschen die Chance haben, gesund zu werden und gesund zu bleiben, bezeichnet dagegen der Errichtungsbeauftragte des BIPAM die Neugründung. Wie schon im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP festgelegt, sollten mit dem neuen Institut insbesondere die Aktivitäten im Bereich Public Health gebündelt sowie die Vernetzung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) gefördert werden, erläutert Dr. Johannes Nießen auf Nachfrage des Rheinischen Ärzteblatts (RÄ). Deshalb solle dort künftig auch die Gesundheitskommunikation des Bundes angesiedelt werden, die bislang von der BundesPrävention ausbauen Mit dem Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) will die Bundesregierung eine zentrale Institution für die Öffentliche Gesundheit schaffen. Deren Fokus soll auf der Vermeidung nicht übertragbarer Erkrankungen liegen. Errichtungsbeauftragter der neuen Behörde ist der ehemalige Leiter des Kölner Gesundheitsamtes Dr. Johannes Nießen. Doch das Vorhaben ist unter Public Health-Experten umstritten. von Heike Korzilius Grafik: Red Diamond/istockphoto.com

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