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Jahresbericht 2012
Ärztekammer
Nordrhein
Kommunikation
Stürze und sturzbedingte Verletzungen, insbe-
sondere Hüftfrakturen, sind ein häufiger Grund
für die Einschränkung der Mobilität. Schätzungs-
weise 30 Prozent der über 65-Jährigen und über 50
Prozent der über 80-Jährigen stürzen mindestens
einmal pro Jahr. Eine der schwersten Verletzungen
in Folge eines Sturzes ist die Hüftfraktur. Hüftfrak-
turen in dieser Altersgruppe sind im Wesentlichen
durch Stürze bedingt.
Kraft- und Balance-Trainings
Mit sturzpräventiven Maßnahmen, die meist
multifaktoriell angelegt sind, lässt sich die Häu-
figkeit von Stürzen und Hüftfrakturen um 30 bis
50
Prozent reduzieren. Eine besondere Bedeutung
kommt einem spezifischen Kraft- und Balance-
Training und der Aufklärung von Betroffenen und
der Schulung von Pflegenden im Heimbereich zu.
Ärztinnen und Ärzte spielen eine wichtige Rol-
le bei der Sturzprävention. Sie haben einen beson-
deren Zugang zu Senioren, da nahezu alle älteren
Menschen in ärztlicher Betreuung sind. Ärztinnen
und Ärzte können das Sturzrisiko ihrer Patientin-
nen und Patienten erheben und sie dann gegebenen-
falls zur Teilnahme an sturzpräventiven Maßnah-
men wie Trainingsübungen oder zur Verbesserung
der Sicherheit in der Wohnung motivieren. Ferner
sind sie zuständig bei der Überprüfung der Medika-
tion oder der Korrektur der Hör- und Sehfähigkeit.
Aktiv und Mobil im Alter
Die Ärztekammer Nordrhein und der Rhein-
Kreis Neuss haben im Jahr 2009 ein Programm für
sturzgefährdete Personen im ambulanten Setting
aufgebaut, das zu Anfang des Jahres 2011 noch einmal
ausgebaut wurde. Die Initiative, die von der BKK
Deutsche Bank gefördert wird, hat das Ziel, Senio-
ren zu erreichen, die zu Hause leben und ein leich-
tes Sturzrisiko haben. Das Projekt im Rhein-Kreis
Neuss besteht aus folgenden Bausteinen:
ein ein- bis zweimal pro Woche stattfindendes
einstündiges Gruppen-Kraft- und Balancetraining
(
Ulmer Modell),
Anleitungen für ein
T
raining zu Hause,
ausführliche Schulung der
T
rainer,
ausführliche Projektinformationen der niedergelasse-
nen Ärztinnen und Ärzte im Rhein-Kreis Neuss,
und einer standardisierten Dokumentation.
Die Initiative ist derzeit auf den Rhein-Kreis
Neuss begrenzt. Sie ist mittlerweile an 13 Standor-
ten fest in den Räumlichkeiten von Seniorenbegeg-
nungsstätten implementiert. Die Stunden können
kassenunabhängig von allen Seniorinnen und Seni-
oren in Anspruch genommen werden.
In den Gruppen in Neuss trainieren fast 200 Se-
niorinnen und Senioren, überwiegend im Alter jen-
seits der 76. Nachdem zunächst überwiegend Besu-
cher der Begegnungsstätten an den Kursen teilnah-
men, kommen zunehmend Senioren dazu, deren
Hausärzte die Teilnahme empfohlen hatten. Zur In-
formation der Patienten wurden Flyer zum Angebot
des Kraft- und Balancetrainings erstellt. Der Flyer
sowie projektbezogene Informationen sind auf der
Homepage unter
-> Arzt -> Gesund-
heitsförderung -> Gesundheit im Alter
hinterlegt.
Landesinitiative Sturzprävention im Alter
Sturzprävention ist Teil des Landespräventions-
konzepts NRW. Gemeinsam mit dem BKK-Lan-
desverband hat die Ärztekammer Nordrhein die
Geschäftsführung übernommen. Ziel ist, die in ver-
schiedenen Modellvorhaben und Projekten durch-
geführten sturzpräventiven Maßnahmen zu bün-
deln und routinehaft umzusetzen. Die aus dieser
Initiative entstandene Maßnahme „Landesbutton
sturzpräventive Einrichtungen in NRW“ konnte
2011
verlängert und ausgebaut werden. Den Lan-
desbutton erhalten Einrichtungen, die nach dem all-
gemein anerkannten Nationalen Expertenstandard
Sturzprophylaxe in der Pflege“ arbeiten und sich
dies von unabhängigen Experten bestätigen lassen.
Pflegeeinrichtungen können den Nachweis für den
Landesbutton künftig im Rahmen der turnusmäßi-
gen Qualitätsprüfungen nach
§§ 114ff. SGB XI
vor
den MDK-Prüfern erbringen.
Stürzen im Alter effektiv vorbeugen
Stürze und sturzbedingte Verletzungen gehören derzeit zu den häufigsten Ereignissen, die zu Hause
lebende ältere Menschen in ihrer Selbstständigkeit bedrohen. Ärztinnen und Ärzte können einen
wichtigen Beitrag zur Sturzprävention leisten. Die Ärztekammer Nordrhein bietet im Rahmen ihrer
Initiative „Gesund und Mobil im Alter“ Projekte zur Sturzprävention für Seniorinnen und Senioren
im ambulanten Setting an.
Fast 200 Seniorinnen und
Senioren konnten bislang
im Rhein-Kreis Neuss zum
Kraft- und Balancetraining
motiviert werden.
Ein Projekt zur Förderung
von Selbständigkeit und Mobilität
im Alter
Aktiv und mobil
im Alter
imRhein-KreisNeuss
gefördert von der