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Ärztekammer

Nordrhein

Jahresbericht 2015

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Kommunikation

Der Nutzen von Bewegung ist in der Prävention

und Therapie zahlreicher chronischer Erkrankun-

gen belegt. Regelmäßige körperliche Bewegung re-

duziert Risikofaktoren wie Übergewicht und Stress,

hilft Stoffwechselerkrankungen zu verhindern und

ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben in den eige-

nen vier Wänden bis ins hohe Alter. Trotz dieser

bekannten positiven Wirkungen von Bewegung

und Sport haben die veränderten Arbeits- und Frei-

zeitbedingungen zu einem überwiegend sitzenden

und inaktiven Lebensstil geführt. Ein gesundheits-

fördernder Lebensstil entsteht eben nicht durch

theoretisches Wissen oder per Verordnung.

Anders als bei Medikamenten reicht das Auf- und

Verschreiben von Lebensstiländerungen nicht aus,

um bei Menschen langfristig und nachhaltig eine

Verhaltensänderung zu bewirken. Weltweit kön-

nen etwa ein Zehntel der Todesfälle auf mangelnde

körperliche Bewegung zurückgeführt werden

(Lee

et al. 2012)

. Um diese zu verhindern, fokussiert die

Forschung aktuell nicht mehr nur darauf, ob Prä-

vention wirkt, sondern welcher Kommunikation

und Motivation es bedarf, um inaktive Personen zu

einem aktiveren Lebensstil zu motivieren.

Lebensstilberatung in der Arztpraxis

Gerade wenn es darum geht, alle Bevölkerungs-

schichten anzusprechen, können Ärztinnen und

Ärzte Erfolge verzeichnen. Das liegt vor allem an

dem Vertrauen, dass Bürgerinnen und Bürger all-

gemein in ärztliche Empfehlungen haben. Etwa

150.000 bis 200.000 Patientengespräche führt

ein Arzt im Laufe seines Berufslebens. Befragun-

gen bestätigen, dass sich Patientinnen und Patien-

ten den Arzt in der Rolle des Gesundheitsberaters

wünschen und ihm vertrauen. Die regelmäßigen

Arztkontakte und Inanspruchnahmen von Vorsor-

geuntersuchungen erlauben eine frühzeitige Inter-

vention und das Aufspüren von

teachable moments

.

Gesundheitsförderung und Prävention haben auf-

grund der arzttypischen Faktoren wie dem indivi-

duellen Kontakt, der starken Vertrauensbasis und

hohen Glaubwürdigkeit und den vielen Kontakten

mit Patienten innerhalb präventiv relevanter Zeit-

räume großes Potential.

Das Studiendesign

Ziel der Studie

10.000 Schritte für Ihre Gesundheit

der Ärztekammer Nordrhein und der Deutschen

Sporthochschule Köln in den Jahren 2013 bis 2015

war es, praktikable Instrumente und Kommuni-

kationstechniken in der Arztpraxis zur Förderung

eines aktiven Lebensstils bei inaktiven und/oder

übergewichtigen Personen

(Body Mass Index (BMI)

25 kg/m

2

)

, die an einer gesetzlich verankerten Ge-

sundheitsuntersuchung

(Check up 35, GOÄ Ziffer 29)

teilnehmen, zu prüfen.

10.000 Schritte, eine Erkenntnis: Prävention

braucht Kommunikation und Begleitung

Dass Bewegung der Gesundheit nutzt, dürfte allgemein bekannt sein.

26,6 Millionen Einträge erscheinen, gibt man den Suchbegriff „Bewegung und Gesundheit“

in Suchmaschinen ein. Doch trotz des vorhandenen und kommunizierten Wissens zeigt nur rund

ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland ein entsprechendes Bewegungsverhalten.

Im Rahmen einer Kooperationsstudie mit der Deutschen Sporthochschule Köln wollte die Kammer

ermitteln, inwieweit die Förderung eines aktiven Lebensstils von bewegungsarmen Patienten

in der Hausarztpraxis gelingen kann.