Gutachtliche Entscheidungen

106 | Gutachtliche Entscheidungen OrthopädieundUnfallchirurgie Unfalltag: Querfraktur im oberen Drittel des Oberschenkelschaftes mit zwei zusätzlichen Fragmenten. Erster postoperativer Tag: Verriegelungsnagelung mit langem proximalem Femurnagel (PFNA). Unnötiger Rotationsfehler bei einer Femurfraktur In dem nachfolgend geschilderten Fall eines Patienten mit mehrfragmentärer Femurschaftfraktur kam es nach Auffassung der Gutachterkommission vermeid- bar zu einer um mehr als das Doppelte der Toleranz von 10– 15° überschrittenen Rotationsabweichung, was als Behandlungsfehler bewertet werden muss. Sachverhalt Der 42-jährige, normalgewichtige Patient stürzte an einem Sonntag um die Mittagszeit mit einem Moun- tainbike im Wald. Das Röntgenbild zeigte eine Quer- fraktur im oberen Drittel mit zwei zusätzlichen Frag- menten (=AO-Klassifikation 32-B2.2-Wedge fx, ben- ding wedge, middle section). Es erfolgte notfallmäßig eine geschlossene Reposition und Osteosynthese durch proximalen Femur-Markna- gel (PFNA) 300 x 10 mm. Von dieser Operation existie- ren zwei Versionen des OP-Berichts. Der erste OP-Be- richt wurde vom Patienten durch das Krankenblatt mit Ausdruck zwei Jahre später vorgelegt. Dieser Bericht erwähnt zwar den Einsatz eines Bildwandlers, aber keine klinische oder radiologische Rotationskontrol- le. Im vorgelegten Krankenblatt der belasteten Klinik befinden sich zwei Exemplare ohne Ausdrucksdatum mit der Ergänzung: „Vor Einsatz der statischen und dynamischen Verriegelungs-Schraube distal wird in mehreren Ebenen die Rotation eingestellt.“ Gleich- lautend ist in beiden Versionen: „Die statische Verrie- gelungs-Schraube packt zwar in die Gegenkortikalis, kann aber aufgrund der Härte des Knochens nicht vollständig versenkt werden.“ Da zusätzlich noch ein Schreibfehler korrigiert wurde, kann eindeutig die nicht zulässige, unbegründete Änderung nachverfolgt und die erste Version identifiziert werden. Das postoperative Verordnungsblatt nennt als Diagno- se unzutreffend eine „einfache pertrochantäre Femur- fraktur“. Die Entlassung erfolgte am fünften postope- rativen Tag. Der Arztbrief nennt als Diagnose zwar eine Femurschaftfraktur links, als Therapie aber die „Geschlossene Reposition einer einfachen pertrochan- tären Femurfraktur mit Osteosynthese durch proxi- malen Femur-Marknagel (PFN) der Firma Synthes“. Postoperativ haben sich „eine regelrechte Metalllage und Stellung gezeigt und der Verlauf habe sich unauf­ Als Problem der Nagelung einer geeigneten Fraktur ist die Rotationskontrolle bekannt, wobei Rotationsabweichungen nicht immer vermeidbar sind. Dem Operateur stehen allerdings Kontrollmöglichkeiten zur Verfügung, die als solche im OP-Bericht als durchgeführt zu dokumentieren sind. von Klaus Rehm, Ernst Jürgen Kratz und Beate Weber Orthopädie und Unfallchiru

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