Gutachtliche Entscheidungen

Gutachtliche Entscheidungen | 49 Fehlerhafte Primärdiagnostik beimMammakarzinom Gynäkologie ImMai 2000 gründeten der verstorbene ehemalige Vor- sitzende und Präsident des Oberlandesgerichts Köln a. D., Herbert Weltrich, und das ebenfalls bereits verstor- bene ehemalige Stellvertretende Geschäftsführende Kommissionsmitglied der Gutachterkommission, Dr. med. Herwarth Lent, diese Reihe im Rheinischen Ärzte- blatt zu Darstellungen von Kasuistiken und zu Ergeb- nissen von Evaluationen, deren 100. Folge sich mit Dia- gnosevorwürfen beim Mammakarzinom beschäftigt. Dieses Thema bildete aufgrund überproportional ho- her Bestätigungsquoten der Vorwürfe von Patientin- nen mit Mammakarzinom am 10. Dezember 1994 in Bonn den Auftakt zu den mit dem Ziel der Behand- lungsfehlerprophylaxe mit dem Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein (IQN) bislang bereits 72-mal durchgeführten Fortbildungsveranstaltungen der Gutachterkommission. Zuletzt hatte sich die 50. IQN-Veranstaltung mit Feh- lern beim Mammakarzinom beschäftigt (siehe Rheini- sches Ärzteblatt 2/2011). Seither wurden 158 Verfahren zum Mammakarzinom unter Feststellung von 68 Be- handlungsfehlern abgeschlossen ( T abelle 1) . Die Be- handlungsfehlerquote stieg wieder von zuletzt durch- schnittlich 37,3 auf 44,3 Prozent an und lag damit deutlich über dem allgemeinen Fehlerdurchschnitt von derzeit 29,8 Prozent. Der folgende Beitrag wird sich auch mit der Frage aus- einandersetzen, ob und inwieweit sich das am 28. Juni 2002 vom Deutschen Bundestag beschlossene, im Jahr 2005 gestartete und 2009 flächendeckend umgesetzte Mamma-Screening-Programm zur Brustkrebsfrüher- kennung für Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jah- ren auf die Begutachtungen in Nordrhein ausgewirkt hat. Rückläufige Fallzahlen zum Mammakarzinom Trotz stetig steigender Inanspruchnahme und Zunah- me der medizinischen Begutachtungen der Gutachter- kommission Nordrhein sind in den letzten Jahren zum Mammakarzinom weniger Verfahren anhängig und abgeschlossen worden: Im Durchschnitt der letzten sechs Jahre waren es 26 Verfahren pro Jahr gegenüber 33 beziehungsweise 31 Verfahren pro Jahr in den 5- Jahreszeiträumen zuvor. Die gegenüber der Gutachterkommission erhobenen Vorwürfe von Patientinnen zumMammakarzinom haben in den vergangenen Jahren abgenommen. Zwar bestätigten sich in der Primärdiagnostik knapp zwei Drittel der Vorwürfe; allerdings wurde insgesamt bei weniger Patientinnen ein Mammakarzinom verkannt. von Hans Georg Bender, Ulrich Mödder und Beate Weber Tabelle 1: Anzahl der Vorwürfe zum Mammakarzinom in den abgeschlossenen nordrheinischen Begutachtungen der Jahre 2000 bis 2015 Zeitraum 1.1.2000 – 31.12. 2015 2010 – 2015 (6 Jahre) 2005 – 2009 (5 Jahre) 2000 – 2004 (5 Jahre) (n insgesamt = 22.339) n (Anteil v. n) BF pos./ BF-Quote n (Anteil v. n) BF pos./ BF-Quote n (Anteil v. n) BF pos./ BF-Quote Gesamtzahl der Begutachtungen 9.380 29,8 % 7.117 30,8 % 5.842 35,4 % Verfahren bei bösartiger Neubildung als Hauptdiagnose ex post 797 (8,5 %) 309 38,8 % 711 (10,0%) 276 38,8 % 549 (9,4 %) 263 47,9 % Verfahren zum Mammakarzinom als Hauptdiagnose ex post 158 (1,7 %) 70 44,3% 166 (2,3 %) 62 37,3 % 153 (2,6 %) 85 55,6 % Diagnosevorwürfe, Primärdiagnostik 68 (11/J.) (0,7 %) 42 (7/J.) 61,8 % 84 (17/J.) (1,2 %) 42 (8/J.) 50,0 % 90 (18/J.) (1,5 %) 60 (12/J.) 66,8 % Gynäkologie Gynäkologie

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