Rheinisches Ärzteblatt 12/ 2022

24 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2022 ten und im Zielland die Erkrankung übertragen könnten. Laut Koldehoff bestehe aktuell jedoch nicht die Gefahr eines Malaria-Ausbruchs, da einzelne Infek- tionen inDeutschland inder Regel umgehend entdeckt und therapiert würden. Koldehoff wies zugleichdarauf hin, dass die Malaria bis in die 1950er-Jahre auch in Deutschland endemisch auftrat und im Laufe der Zeit insbesondere durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten und die Begradigung von Flüssen ausgerottet wurde. Sie gelte deshalb hierzulande als „alte“ Infektionskrankheit. Eine endemische Rückkehr infolge des Klimawandels sei künftig jedoch denkbar, so Koldehoff. Krankheiten aus den Tropen Klimaveränderungen begünstigten aber auch die Ausbreitung von „fremden“ Insekten wie der Aedes- Mücke inDeutschland. DieseMückenart gelte als ÜberträgerinvonErkrankungenundhabe sichursprünglich durch internationale Reisen und als Containerbrüter auf den Handelsrouten in Europa verbreitet, erklärte Koldehoff. Durch Klimaerwärmung könne diese thermophile Spezies jetzt auch im Norden Europas heimisch werden und sich an die kälteren Winter anpassen. Dadurch seien künftig Infektionen vonGelbfieber, Zika-Virus, Dengue-Fieber und Chikungunyafieber zu erwarten, so der Internist. Spezial konferenz (LGK) inNordrhein-Westfalen herauszustellen, dass der Klimaschutz auch Aufgabe des Gesundheitswesens ist (siehe Kasten oben). Auch bei der Ärzte- kammer Nordrhein, die der LGK angehört, steht das Thema „Klimawandel und Gesundheit“ ganz oben auf der Agenda. Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte sei es in diesemZusammenhang zumBeispiel, die Bevölkerung über Schutzmaßnahmen gegenVektoren, die Ausbreitung von Tropenkrankheiten und andere Infektionskrankheiten aufzuklären, sagte Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, auf dem 10. Kammersymposium der Ärztekammer Nordrhein am 5. November. Knapp 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten sich für die Online-Veranstaltung unter dem Titel „Aktuelle Infektionserkrankungen“ regis- triert. Bereits heute sindHenke zufolge die Auswirkungen des Klimawandels spürbar. So litten in den heißen Sommern zunehmend Ältere und Kinder an den häufiger werdenden Hitzewellen. Die steigenden Temperaturen könnten auch die Verbreitung von bisher auf die Tropen beschränkten Erkrankungen begünstigen. Bisher gehörten Malaria und Dengue-Fieber zu den reiseassoziierten Erkrankungen, erklärte Professor Dr. Michael Koldehoff, Vorsitzender des Ad hoc-Ausschusses Infektionskrankheiten und -risiken der Ärztekammer Nordrhein. Bekannt sei unter anderem die sogenannte Flughafenmalaria, bei der Mücken aus Endemie-Gebieten imPassagierraumdes FlugzeugsmitreisKlimaschutz als Aufgabe des Gesundheitswesens Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, und Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister, im Gespräch auf der Landesgesundheitskonferenz. Foto: Jochen Rolfes Das Gesundheitswesen muss sich nicht nur mit den Folgen des Klimawandels für die Gesundheit beschäftigen. Es trägt auch selbst zum Klimawandel bei. Rund fünf Prozent der nationalen Treibhaus- gasemission stammen aus medizinischen Einrichtungen. Vor diesem Hintergrund verabschiedete die Landesgesundheitskonferenz im Haus der Ärzteschaft am 31. Oktober eine Erklärung, in der sich die Akteure des nordrhein-westfälischen Gesundheitswesens auf gemeinsame Maßnahmen zum Klimaschutz und Klimaanpassungen verpflichteten. Diese sollen in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Unter anderem sollen in medizinischen Einrichtungen künftig verstärkt Energiesparmaßnahmen und erneuerbare Energien genutzt werden. Um über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels aufzuklären, soll das Thema künftig in der Aus- und Fortbildung der Gesundheitsberufe fest verankert werden. Auch die Bundesärztekammer setzt sich verstärkt für Klimaschutzmaßnahmen ein. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheits- minister Karl Lauterbach, der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und Vertretern aus der Klimaforschung erklärte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, Anfang November in Berlin, dass sich das Gesundheitswesen besser auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten wolle. Der klimafreundliche Aus- und Umbau von Gesundheitseinrichtungen solle ebenfalls beschleunigt werden. Auch die Ärztekammer Nordrhein hat sich verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden.

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