Seite 66 - WERDER MAGAZIN Nr. 294

Stammplatz Weser-Stadion –
seit 50 Jahren
Die Bundesliga feiert ihre 50. Saison.
Manfred Ristedt aus Syke ist von Anfang an dabei. Seit einem halben
Jahrhundert besitzt er eine Dauerkarte fürs Weser-Stadion.
F
rüher bin ich immer mit
ein paar Freunden zu
den Spielen gefahren“,
erzählt der heute 78-Jäh-
rige. „Die Kontrollen am Stadion
waren damals noch nicht so um-
fangreich wie heute. Da haben
wir manchmal einfach meine
Dauerkarte in einen Handschuh
gesteckt und durch den Zaun
gegeben, so konnte der nächste
problemlos rein“, schmunzelt
Ristedt.
Werder-Fan
ist der frühere Land-
wirt weitaus länger als 50 Jahre,
bereits zu Oberliga-Zeiten war
er regelmäßig im Weser-Stadion.
Durch einen befreundeten Gast-
wirt kam er zu den Grün-Weißen
die Liebe zum Verein ist bis
heute geblieben. Das spürt man,
wenn er mit leuchtenden Augen
über seine Erinnerungen berich-
tet: „Wir haben uns damals alle
auf die neue Bundesliga gefreut
und wollten unbedingt dabei sein.
Darum habe ich mir auch die
Dauerkarte besorgt.“
Besonders an die Meisterfeier
im
Jahr 1965 erinnert sich Manfred
Ristedt noch genau: „Wir sind
mit dem Festzug durch die Stadt
zum Domshof gelaufen und ha-
ben gefeiert – das war ein tolles
Erlebnis.“ Auch bei weiteren
historischen Werder-Momenten
war Ristedt dabei: „Ich erinnere
mich noch gut an das Spiel gegen
Arminia Bielefeld 1981.“ Damals
zog sich Arminia-Profi Ewald
Lienen eine 20 Zentimeter lan-
ge Risswunde am Oberschenkel
zu. „Das war unmittelbar vor der
Gästebank. Ich sitze immer im
Block dahinter und hatte daher
einen hervorragenden Blick. So
etwas vergisst man nicht“, sagt
der Werder-Fan.
Auch beim legendären Einwurf-Tor
von Uwe Reinders 1982 im Spiel
gegen Bayern München war Ris-
tedt Augenzeuge: „Wenn Jean-
Marie Pfaff im Bayern-Tor den
Ball nicht berührt hätte, dann
wäre er vermutlich daneben ge-
gangen. Aber er ist ihm einfach
durch die Finger geflutscht.“
Und was hat sich im Laufe
der
vergangenen 50 Jahre am meis-
ten verändert? „Die Gehälter der
Spieler, denke ich“, antwortet
Ristedt sofort. „Das ist ja Wahn-
sinn, was da zum Teil gezahlt
wird. Natürlich nicht nur bei
Werder, bei allen Profivereinen.“
Neben den Gehältern und Ab-
lösesummen hat sich aber auch
die Spielvorbereitung stark ver-
ändert, wie Manfred Ristedt
aus erster Hand zu berichten
weiß. „In den 60er Jahren hat die
Mannschaft vor den Heimspielen
oft ein Trainingslager in Syke
abgehalten. Da ging es manch-
mal hoch her, und der eine oder
andere hat auch mal ein bisschen
tiefer ins Glas geschaut“, erinnert
sich Ristedt. „Die Spieler waren
damals im ganzen Ort gut be-
kannt.“
Einen absoluten Lieblingsspieler
hatte Manfred Ristedt in all den
Jahren übrigens nicht: „Wenn sie
gut gespielt haben, dann hatte
ich alle lieb“, schmunzelt er und
freut sich auch über die aktuelle
Werder-Mannschaft: „Ich bin
wieder zuversichtlicher als in der
vergangenen Saison und hoffe,
dass am Ende vielleicht ein inter-
nationaler Platz drin ist.“
Jonas Schönrock
Lebenslang grün-weiß
Manfred Ristedt lebt
das Motto des SV Werder
Bremen – seit Beginn
der Bundesliga ist er
Augenzeuge der Spiele
im Weser-Stadion.
Foto: M. Rospek
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