Kontinuität und
Stabilität wahren“
Die Wahl des Aufsichtsrats ist wich-
tiger Tagesordnungspunkt der dies-
jährigen Mitgliederversammlung des
Sport-Verein ‚Werder‘ von 1899 e. V.
Willi Lemke, derzeit Vorsitzender des
Gremiums, und sein Stellvertreter
Dr. Hubertus Hess-Grunewald erklä-
ren die Arbeit des Aufsichtsrats.
WERDER MAGAZIN:
Wie lautet Ihr Fazit der
zurückliegenden Amtsperiode?
WILLI LEMKE:
Wenn man von den sport-
lichen Schwierigkeiten der vergangenen
beiden Jahre absieht, befindet sich der SV
Werder insgesamt in einer erfreulichen Situ-
ation. Unser Ansehen hat sich weiter positiv
entwickelt – nicht nur in Bremen und umzu,
sondern weltweit. Zudem haben wir die
schwierige Finanzlage im vergangenen Jahr
gemeinsam prima gemeistert. Auch wenn es
für einige vielleicht nicht auf Anhieb nach-
zuvollziehen ist: Die Entwicklung des SV
Werder verläuft insgesamt positiv.
DR. HUBERTUS HESS-GRUNEWALD:
Die
Aufgaben, die wir uns vor vier Jahren vorge-
nommen haben, haben wir zu 100 Prozent
erfüllt. Wir sind mit dem Ziel angetreten,
die Geschäftsführung zu verjüngen und
sie zahlenmäßig zu reduzieren. Nach dem
Ausscheiden von Jürgen Born und Manfred
Müller, intensiven Beratungen und mehre-
ren Kandidatenvorstellungen haben wir die
Entscheidung getroffen, Klaus Filbry einzu-
stellen. Wir haben heute drei Geschäftsfüh-
rer, die mit langfristigen Verträgen bis 2015
an Werder gebunden sind. Das garantiert
uns Kontinuität und Stabilität.
Wie stellt sich die Zusammenarbeit mit der
Geschäftsführung praktisch dar?
HESS-GRUNEWALD:
Die Arbeit reduziert
sich nicht auf vier Aufsichtsratssitzungen im
Jahr – im Gegenteil: Wir sprechen sehr viel
miteinander, auch zwischen diesen Sitzun-
gen. Willi stellt als Vorsitzender ganz her-
vorragend die Kommunikation im Aufsichts-
rat sicher. Es ist ihm sehr wichtig, dass alle
sechs Aufsichtsratsmitglieder immer densel-
ben Informationsstand haben und niemand
von aktuellen Entwicklungen überrascht
werden kann.
Kontrolle und Beratung sind die Aufgaben
eines Aufsichtsrats. Wie nehmen Sie diese
wahr?
LEMKE:
Ich verwende beide Begriffe nicht
so gerne. Wir begleiten die Geschäftsfüh-
rung als Partner, um bei Bedarf Dinge
noch einmal von einer anderen Seite zu
betrachten. Die Einhaltung des gemeinsam
festgelegten Budgets ist eine unserer Kern-
aufgaben. Wir arbeiten sehr eng mit der Ge-
schäftsführung zusammen. Und in all den
Jahren unserer Tätigkeit gab es nur eine oder
zwei Entscheidungen, die nicht einstimmig
waren. Ansonsten treffen wir die Entschei-
dungen stets einvernehmlich. Wir bemühen
uns immer wieder, so lange zu diskutieren,
bis wir sagen können: Das ist der Weg, den
wir gemeinsam gehen.
HESS-GRUNEWALD:
Es ist immer wieder
ein Balanceakt. Kontrolle heißt stets auch
etwas Distanz. Beratung hat dagegen et-
was mit Nähe zu tun. Daraus ergibt sich ein
Spannungsfeld. Man muss sich gegenseitig
Vertrauen und Respekt entgegenbringen.
Und man muss sich auch in schwierigen Si-
tuationen einigen. Es dürfen keine ‚faulen‘
Kompromisse sein. Sondern wir müssen
Entscheidungen zum Wohle des SV Werder
treffen und dann auch umsetzen. Diese Ent-
scheidungen müssen von allen getragen wer-
den, sonst funktioniert es nicht.
Welche Kompetenzen sollten grundsätzlich im
Aufsichtsrat eines Fußball-Bundesligisten zu-
sammenkommen?
LEMKE:
Uns ist es wichtig, verschiedene
Charaktere zu haben. Das Gremium darf
nicht zu groß sein. Und es müssen Personen
sein, die sich mit Werder total identifizieren,
sonst würden wir die viele Arbeit gar nicht
leisten können. Man muss Erfahrung haben,
kooperativ sein, partnerschaftlich denken
können. Und natürlich ist wirtschaftlicher
Sachverstand unverzichtbar.
Niels Stolberg ist während der zurückliegen-
den Amtsperiode ausgeschieden. Was bedeu-
tete das für den Aufsichtsrat?
HESS-GRUNEWALD:
Es war ein großer Ver-
lust – zum einen menschlich und auch, weil
er sich sehr stark eingebracht hat. Wenn er
als Bremer Unternehmer in der Öffentlich-
keit stand, war es immer auch gut für Wer-
der. Wir haben diesen Verlust sehr bedau-
ert. Aber es war leider unvermeidlich. Mit
Axel Plaat ist der Schatzmeister des Vereins
nachgerückt und damit ein ausgewiesener
Finanzfachmann. Das war sehr wichtig.
LEMKE:
Wir haben Niels Stolberg als riesi-
gen Werder-Fan kennen gelernt, als erfolg-
reichen Geschäftsmann und als Mann mit
großem Herz für jegliche Anliegen, gerade
wenn es um Sport ging. Er war ein großar-
tiger Sponsor. Wir haben seinen Rat immer
sehr geschätzt. Daher war die spätere Ent-
INTERVIEW
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