Er wurde früher als du die Nummer eins bei sei-
nem Club. Hat dich das ungeduldig gemacht?
Bei Ron war die Situation anders als bei mir.
Er hatte Florian Fromlowitz als Konkurren-
ten, der auch noch recht jung war. Bei mir
war es Tim Wiese, also ein Nationaltorhüter.
Ich kann einfach nicht sagen, was passiert
wäre, wenn Tim bei Werder geblieben wäre.
Vielleicht wäre ich tatsächlich zu dem Ent-
schluss gekommen, dass ich eine neue Her-
ausforderung suchen muss.
Wenn man sich den Junioren-WM-Kader von
2009
weiter betrachtet, stellt man fest, dass
viele Spieler nicht den Sprung in die Bundesli-
ga geschafft haben...
Das zeigt, wie schwer es im Fußball ist, dau-
erhaft ganz oben zu sein. Ich verfolge den
Weg früherer Kollegen und tausche mein
Trikot nach dem Spiel auch nur mit Spielern,
mit denen ich mal zusammengespielt habe.
Einige, die ich kenne, sind ganz von der Bild-
fläche verschwunden. Ich dagegen lebe mei-
nen Traum – und das jeden Tag.
Der Traum begann für dich als kleines Kind in
deiner Heimat Neulöwenberg in Brandenburg.
Durfte man dort Werder-Fan sein?
Es war für mich kein Problem, dort als
Kind mit Werder-Klamotten rumzulaufen.
Ich musste mich nicht dafür rechtfertigen
(
lacht)
.
Der nächstgelegene Bundesliga-Club
war Hertha BSC. Aber Werder war schon da-
mals meine Nummer eins und wird es auch
immer bleiben.
Wie hast du diese Leidenschaft entdeckt?
Ein Freund war damals Werder-Fan. Ich hat-
te noch mit keinem Verein sympathisiert. Da
habe ich gedacht: Grün und weiß – das sind
tolle Farben. Und habe mich einfach ange-
schlossen.
Schon damals also ein Leben in grün-weiß?
Ich hatte natürlich Werder-Bettwäsche, eine
Werder-Mütze, einen Werder-Teddy, ein
Torwart-Trikot und so weiter. Das meiste gibt
es heute noch, ich nutze es allerdings nicht
mehr
(
lacht)
.
Hast du früher mit
deinem Vater Bun-
desliga-Spiele be-
sucht?
Leider war ich als
Kind nie im Weser-
Stadion. Mein erstes
Bu nde sl i g a-Spiel,
das ich live gesehen
habe, war im Jahr
2002
die Begegnung zwischen Bayern Mün-
chen und Werder im Münchener Olympia-
stadion. Damals gab es ein 2:2. Dieses Spiel
hat mich sehr beeindruckt.
Und wann hat sich Werder zum ersten Mal für
dich interessiert?
Den ersten Kontakt gab es bei einem DFB-
Lehrgang in Bad Blankenburg. Werders da-
maliger U-17-Trainer Bernd Pfeifer hat mich
angesprochen und gefragt, ob ich zu Werder
kommen möchte. Es hat dann allerdings
noch ein Jahr gedauert, bis ich gewechselt
bin. Denn auch wenn es mein Traumverein
war, war das damals gar nicht so einfach.
Bremen war noch einmal ein ganzes Stück
weiter weg von zu Hause als Cottbus, wo ich
damals gespielt und die Sportschule besucht
hatte. Dieser Schritt musste gut überlegt sein.
Was sind deine ersten Erinnerungen an Bre-
men?
Ich war zuerst hier zum Probetraining, habe
in der U17 und der U19 bei Mirko Votava
mittrainiert. Und unter Wolf Werner
(
damals
Nachwuchsmanager des SV Werder, Anm.
d. Red.)
habe ich meinen ersten Jugendver-
trag unterschrieben. Das waren tolle Erleb-
nisse damals, die ich nicht vergessen habe.
Zurück in die Aktualität: Wie beurteilst du
eure bisherigen Leistungen in dieser Saison?
Wenn man einige Spiele betrachtet, dann
muss man sagen: Wir hätten mehr Punkte
haben können. Das ärgert uns ungemein.
Aber wir können es
nicht mehr rückgän-
gig machen, sondern
müssen nach vorne
schauen. Wir haben
eine spielstarke und
hung rige Mann-
schaft, die viel errei-
chen will und auch
wird. Deshalb bin
ich voller Euphorie
für die Rückrunde.
Wir wollen alle wieder in den internationa-
len Wettbewerb. Werder braucht das – und
Bremen auch. Dafür wird jeder von uns sei-
ne persönlichen Ziele hinten anstellen.
Wie wirst du den Weihnachtsurlaub verbrin-
gen?
Ich werde zunächst mal abschalten und ein
paar Tage nicht an das denken, was uns im
neuen Jahr erwartet. Sicher werde ich, wenn
etwas Ruhe einkehrt, noch besser realisie-
ren, was in den vergangenen Monaten alles
passiert ist. Und ich werde auch im Urlaub
einiges tun, damit ich danach gut vorberei-
tet wieder in die Vorbereitung starten kann.
Aber erstmal wird Weihnachten und Silves-
ter gefeiert. Weihnachten werde ich bei mei-
nen Eltern sein. Und danach noch ein paar
Tage mit meiner Freundin in die Berge fah-
ren und den Schnee genießen. Wir werden
es uns gut gehen lassen...
Interview: Martin Lange
Fotos: Björn Hake /Pressefoto ULMER
„
Wir haben
eine spielstarke
und hungrige
Mannschaft“
Bodenhaftung
Sebastian Mielitz hat
sich in der Glamourwelt Profi-Fußball
eine angenehme Normalität bewahrt.
WERDER MAGAZIN 298 25