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er 28 Jahre alte Japaner
gehört fest zum Betreu-
erstab der Bundesliga-
Mannschaft und ist
damit eine Rarität im deutschen
Profi-Fußball. Seine Spezialität
sind die gezielten Nadelstiche,
die Schmerzen lindern und
Schwellungen abklingen lassen.
Doch er beherrscht nicht nur die
Akupunktur, sondern wendet
auch spezielle Massagetechniken
an – eine gute Alternative für die
Profis, die noch den sicheren Ab-
stand zu den Nadeln bevorzugen.
„Ich benutze spezielles Material
aus Japan. Damit haben die Spie-
ler fast keine Schmerzen“, ver-
spricht Tomoki Suzuki. Er arbei-
tet mit besonders kleinen Nadeln,
die nur einen Durchmesser von
0,16 Millimeter haben.
Die Behandlungen
des Japaners
helfen bei verschiedenen Verlet-
zungen. Besonders häufig arbeitet
Tomoki Suzuki derzeit mit den
Spielern, die Beschwerden am
Knie haben. Richard Strebinger
zum Beispiel ist überzeugt von
der Heilkraft der Akupunktur:
„Ich gehe vier bis fünf Mal wö-
chentlich zu ‚Tomo‘“, erzählt der
Torwart. Von den positiven Mei-
nungen der Kollegen überzeugt,
suchen viele Spieler die Hilfe des
Akupunkteurs inzwischen auch
bei kleineren Problemen. Seine
Techniken helfen dabei, die Mus-
keln zu lockern. Deshalb bitten
einige Werder-Profis Tomoki Su-
zuki darum, sie in der Kabine vor
einer Partie noch einmal kurz zu
behandeln.
Ursprünglich hat
der Japaner in
seiner Heimat eine Ausbildung
zum Physiotherapeuten absol-
viert. „Später haben mich auch
alternative Behandlungsmetho-
den interessiert, die die Spieler
noch besser machen können.
Also habe ich zusätzlich die
Akupunktur erlernt“, erzählt
er. Bevor ihn der Zufall zum SV
Werder führte, arbeitete Tomo-
ki Suzuki als Akupunkteur und
Physiotherapeut im Jugendbe-
reich des japanischen Profi-Clubs
Kawasaki Frontale. „Ich wollte
aber neue Erfahrungen sammeln
und mich beruflich weiterent-
wickeln“, sagt er. Obwohl er
vorher noch nie dort gewesen
war, wusste Tomoki Suzuki, der
aus der Nähe von Tokio stammt:
„Ich will unbedingt nach Europa.
Denn da hat der Fußball eine gro-
ße Tradition.“ In Bremen fühlt er
sich mittlerweile sehr wohl – vor
allem im warmen Sommer. „Der
Winter ist ein bisschen hart für
mich“, erzählt er schmunzelnd.
Gewissermaßen hat er es
zwei
Menschen zu verdanken, dass
er jetzt beim SV Werder arbeitet:
Thomas Schaaf und Yasuhiko
Okudera. Weil letzterer in den
80er Jahren bei Werder spielte,
kam die damalige Mannschaft
der Grün-Weißen für einige Test-
spiele nach Japan. Dort lernte
Thomas Schaaf,
damals noch
Spieler, einen
Einheimischen
kennen, der
Akupunkteure aus Japan nach
Deutschland vermittelt. Und
als Tomoki Suzuki den Wunsch
äußerte, in Europa zu arbeiten,
vermittelte ebendieser den Kon-
takt zu seinem alten Bekannten
Thomas Schaaf.
Seit Juli 2012
arbeitet der Japaner
mit den Werder-Profis, an zwei
Tagen in der Woche behandelt er
zudem die Spieler der U 23. Und
er freut sich über die große An-
erkennung. „Am Anfang war es
etwas schwieriger“, erinnert sich
der Japaner. „Einige kannten die-
se Form der Behandlung noch
nicht und waren skeptisch.“ Die-
se Zweifel konnte Tomoki Suzuki
nicht sofort so ausräumen, wie er
es sich gewünscht hätte. Denn
die Sprache stellte ein großes
Hindernis dar. „Ich habe sofort
angefangen, Deutsch zu lernen“,
erzählt er. Jetzt helfen ihm die
Spieler während ihrer Behand-
lungen dabei, seine Sprachkennt-
nisse weiter zu verbessern. Die
wichtigsten Wörter beherrscht
Tomoki Suzuki aber sowieso
bestens: „Besser? Andere Seite!“
Und ganz wichtig: „Heilkraft.“
Laura Ziegler
Schmerzen lindern,
Problemen vorbeugen
Tomoki Suzuki (hier
mit Torhüter Richard
Strebinger) be-
herrscht nicht nur die
Akupunktur, sondern
auch alternative
Massagetechniken.
Fotos: nordphoto
WERDER MAGAZIN 313 77
MENSCHEN BEI WERDER
Die Heilkraft
der 0,16
Millimeter
Tomoki Suzuki ist der ‚Mann der Nadeln‘. Seit der
vergangenen Saison begeben sich Werders Profis
regelmäßig in die geübten Hände des Akupunkteurs.