WERDER MAGAZIN Nr. 320 - page 55

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achdem Philipp Mehr-
tens, „wie das kleine
Jungs meistens so ma-
chen“, in seiner Kind-
heit Fußball gespielt hatte, ent-
deckte er im Alter von 13 Jahren
seine Liebe zur Leichtathletik.
Mit einer Portion Selbstironie
erklärt er, wie er zum Sprinter
wurde: „Im Ausdauerbereich
war ich eher schlecht, Sprung-
techniken habe ich nie richtig
verinnerlicht – es blieb eigentlich
nur die Kurzstrecke, denn gera-
deaus laufen konnte ich.“ Und
wie! Mit der persönlichen Best-
zeit von 10,85 Sekunden gehörte
er zu den besten 20 Sprintern in
Deutschland. In seiner aktiven
Zeit, die nur sechs Jahre lang an-
dauerte, wurde er unter anderem
Norddeutscher Meister. Beiläufig
erwähnt Philipp Mehrtens, auch
rund 40 Mal Bremer Meister
geworden zu sein. „Aber das ist
wirklich nichts Besonderes, weil
sich das damals nur auf Bremen
bezogen hat“, schränkt er sofort
ein. „Bitte nicht erwähnen!“
Überaus erwähnenswert
ist jedoch
sein ehrenamtliches Engagement.
Schon ein Jahr nach seinem Ver-
einseintritt wurde der Sprinter
Jugendsprecher der Leichtath-
letik-Abteilung des SV Werder,
später sogar im Deutschen Leicht-
athletik-Verband. Parallel half er
den Trainern im Schülerbereich.
Damals „eher zufällig in diese
Funktionen gerutscht“, übt der
35-Jährige noch heute mehrere
Ämter mit großer Leidenschaft
aus. „Es macht mir unglaublich
viel Spaß, an der Entwicklung der
Leichtathletik beim SV Werder
teilzuhaben“, schwärmt Mehr-
tens, der derzeit stellvertreten-
der Vorsitzender der Abteilung
und zudem Präsident des Bremer
Leichtathletik-Verbands ist.
Über mangelnde Auslastung
in
der Freizeit kann der gebürtige
Bremer somit nicht klagen. Den-
noch: Seine Familie hat stets
Priorität vor Sport und Ehrenamt.
„Meine Tochter Laura ist jetzt sie-
ben und mein Sohn Noah fünf
Jahre alt. Da kann ich sie auch
mal zu einem Wettkampf mit-
nehmen, wenn ich sie mit einer
Bratwurst besteche“, schmunzelt
er. Besonders das Duell ‚Mann
gegen Mann‘ fasziniert ihn an
seiner Sportart: „In der Leicht-
athletik ist jeder für sich selbst
verantwortlich, die Leistung lässt
sich messen, und man kann sei-
ne eigenen Grenzen austesten
und verschieben.“ Inzwischen
testet Philipp Mehrtens diese
Grenzen gerne beim Bergsteigen.
„Ich bin ein bisschen verrückt
und habe mittlerweile mehr als
300 Bücher zu diesem Thema“,
erzählt der Familienvater. Einige
Viertausender in Europa und den
USA hat er schon bezwungen,
am liebsten würde er auch den
Aconcagua in den Anden bestei-
gen. „Aber das muss ich erst mal
mit meiner Frau ausmachen“,
gibt er schmunzelnd zu.
Auch beruflich
kommt Philipp
Mehrtens viel herum. Seine Tä-
tigkeit als Trainer für Führungs-
kräfte führt den 35-Jährigen häu-
fig in asiatische Städte wie Singa-
pur oder Hongkong. Auch für die
Leichtathletik ist ihm kein Weg
zu weit. Wann immer sich die
Möglichkeit bietet, fährt er zu ei-
nem Wettkampf. Am liebsten er-
innert er sich an die WM in Ber-
lin. „Ich habe noch nie eine Stim-
mung erlebt wie beim 100-Meter-
Lauf mit Usain Bolt. Wenn jeder
weiß, dass er gleich einen Rekord
laufen wird, das ganze Stadion
totenstill ist, bis das Publikum
nach dem Start explodiert, das
ist einmalig“, schwärmt er. Sei-
nen ganz persönlichen, größten
Leichtathletik-Moment hatte
Philipp Mehrtens an seinem 18.
Geburtstag, als er bei den Deut-
schen Jugend-Meisterschaften als
Schlussläufer seiner Staffel antrat.
„Als ich im Ziel war, forderte der
Stadionsprecher plötzlich die Zu-
schauer auf, ‚Happy Birthday‘ für
mich zu singen. Das war ein ech-
tes Highlight!“
Laura Ziegler
„Bitte nicht erwähnen!“ 
Über
seine sportlichen Erfolge spricht Philipp Mehrtens nicht
so gern. Kein Problem, schließlich gibt es eine Menge
über den Mann zu berichten, der sich seit 22 Jahren in
der Leichtathletik-Abteilung des SV Werder engagiert.
Anzug statt
Laufhose
Philipp
Mehrtens schlug
nach seiner aktiven
Laufbahn eine
Karriere als Funk-
tionär ein und ist
stellvertretender
Vorsitzender in
Werders Abteilung
Leichtathletik sowie
Präsident des Bre-
mer Leichtathletik-
Verbands.
Foto: M. Rospek
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