WERDER MAGAZIN Nr. 346

Fotos: nordphoto 38 WERDER MAGAZIN 346 F ür Ole Springer ist die Corona-Pandemie zu einer Art Zeit- reise zurück in die Jugend geworden. Beim FC St. Pauli durchlief der 29-Jährige das Leistungszentrum, auch wenn die Bedingungen damals „mit den heutigen nichts zu tun haben“ – so sagt er selbst. In Hamburg schaffte er es bis zu den Profis. Er trainierte mit dem jungen Max Kruse und mit Gerald Asamoah, der den Herbst seiner Karriere durchlief. Die Einla- dung zur U21-Nationalmannschaft war schließlich das letzte In- diz dafür, dass dem Torwarttalent eine Zukunft im Profifußball bevorstand. Doch dann kam der ‚Cut‘. Springer wurde nicht mehr gebraucht, verließ die Paulianer. Und ehe er sich dem FC Elms- horn anschloss, musste er sich zunächst für ein halbes Jahr auf Vereinssuche begeben. Ein harter Schlag für einen Torhüter, der seinen Durchbruch direkt vor Augen wähnte. Derzeit trainiert er wieder mit den Profis. Mit knapp zehn Jah- ren mehr Erfahrung hat sich Springers Mentalität kaum verän- dert: „Natürlich war das damals eine schwierige Zeit für einen knapp 20-Jährigen, aber das Gefühl ist immer das Gleiche ge- MEHR ALS EIN ERFAHRENER TORWART Ole Springer wechselte vor dieser Saison in die U23 der Grün-Weißen. Der Keeper ist nicht nur extrem ehrgeizig, er hat auch seine Zukunft nach der Zeit als aktiver Spieler bereits fest im Blick. blieben. Was die Namen meiner Gegenspieler angeht, bin ich ziemlich ‚schmerzfrei‘.“ Das bedeutet: Ob Top-Talent Abdenego Nankishi aus der U23 oder Bundesliga-Star Milot Rashica auf seinen Kasten schießt, ist für den 1,89 Meter großen Keeper un- wesentlich. Diese Denkweise deutet an, dass der Schlussmann nicht nur über ein gefestigtes Selbstvertrauen verfügt, sondern eine be- wusst distanziertere Haltung zum Fußball einnimmt. Das heißt nicht, dass er weniger dem Leistungsgedanken folgt und in jeder Einheit nur mit halber Kraft spielt. Aber er hat aus seinen Er- fahrungen gelernt und sich vor zwei Jahren vom Verlauf seiner sportlichen Karriere unabhängig gemacht. Denn Ole Springer hält seitdem sein BWL-Studium mit Masterabschluss in festen Händen. Es gibt ihm „Sicherheit“, so sagt er, jederzeit einen an- deren Beruf ausüben zu können. Dazu kommt, dass er dadurch „ein Gefühl von Freiheit“ auf dem Platz entwickelt, indem er dem Fußball seine „Ausschließlichkeit“ genommen hat.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=