WERDER MAGAZIN Nr. 346

Von seinen Erfahrungen profitieren die jungen Spieler in Werders U23: Keeper Ole Springer. WERDER MAGAZIN 346 39 U23 „Das Studium hat mich nie am Fußball gehindert. Ganz im Ge- genteil, es hat mich eher beruhigt, mir den Druck genommen und mich auch abgelenkt“, erklärt Ole Springer und begründet das so: „Ich finde, dass man aufpassen muss, insbesondere mental nicht zu sehr in einer Blase zu landen. Man muss sich auch mal freimachen können und den Fokus auf etwas anderes richten.“ Natürlich weiß der 29-Jährige, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, sich neben dem Fußball ein ‚zweites Standbein‘ aufzubauen. Allerdings empfiehlt er, sich beispielsweise ein weiteres Hobby zu suchen oder sich in unterschiedlichen Themenbereichen weiter- zubilden. Es darf durchaus angenommen werden, dass Ole Springer nicht nur aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten kurz vor dem ersten ‚Lockdown‘ Anfang des vergangenen Jahres zu den Grün- Weißen wechselte. „Ich hatte ein Gespräch mit den Verantwort- lichen des SV Werder an dem Freitag, als die Bundesliga ‚dicht- gemacht‘ wurde. Deshalb verspüre ich noch größere Dankbarkeit, dass ich meinen Vertag und den Wechsel vollziehen konnte“, be- richtet der Torwart. Als klare Nummer zwei, hinter Stammkee- per Eduardo Dos Santos Haesler, wechselte Springer also vom Lüneburger SK Hansa an den Osterdeich. „Ich wollte zurück in den professionellen Fußball, und ich wollte zu Werder. Für mich überwiegen die Vorteile, wenn ich sechseinhalb tolle Tage habe und den Sonntagnachmittag eben von der Bank aus zugucke“, schmunzelt er. Schließlich freue er sich mit der Mannschaft über jeden Erfolg. Kein Wunder, dass er Meister der Regionalliga Nord Staffel Süd werden will, obwohl die U23 nicht in die 3. Liga auf- steigen kann – der SV Werder hat keine Anmeldung für das Li- zenzverfahren des DFB abgegeben. Die Gründe dafür, warum ihm seine Aufgabe trotz mangelnder Einsatzzeiten an Spieltagen so viel Spaß bereitet, decken sich wohl mit den Gründen der Grün-Weißen für seine Verpflichtung: „Ich denke, ich wurde geholt, weil ich außerhalb des Platzes viel bewegen kann. Zum Beispiel mal einen jungen Spieler, der gera- de durch ein Formtief oder eine persönliche Krise geht, zur Sei- te nehmen und ihm gut zusprechen. Das kann auch zum Erfolg beitragen.“ Dieser Fähigkeit geht Ole Springer nicht nur in der U23 nach: Wenn er sich nicht gerade den Schüssen der Werder-Profis in den Weg stellt, bildet er Torhüter in der U14 aus. Im Team von Chef- trainerin Marie-Louise Eta gibt er die grün-weiße Philosophie weiter. „Man kann erkennen, wenn ein Torhüter beim SVWerder Bremen ausgebildet wurde“, erklärt der 29-Jährige. Dabei han- dele es sich um gewisse Bewegungsmuster, Verhaltensweisen im Eins-gegen-Eins oder das Spiel mit dem Ball am Fuß. Beherrscht ein Talent diese Anforderungen nicht, werden sie bis in die letzte Ausbildungsmannschaft gelehrt. Daher sind die Unterschiede im Torwarttraining nur sehr gering. „Es ist beeindruckend, dass eine Grundidee von der jüngsten bis in die älteste Altersstufe so um- gesetzt wird“, ist der gebürtige Uelzener begeistert. Im Rückblick auf seine Laufbahn hätte Ole Springer einige Dinge anders gemacht, das gibt er zu: „Ich wäre aktiver mit meiner Situation bei St. Pauli umgegangen und hätte nicht so sehr an- deren Menschen vertraut, die es vermeintlich besser wussten.“ Das rät er auch jungen Spielern, die es ähnlich treffen könnte. „Langfristigeres Denken“ hätte ihm sicherlich bei manchen Ent- scheidungen geholfen. Dennoch ist er alles andere als unzufrie- den. Auf seine 170 Spiele in der Regionalliga, darunter auch ein Einsatz für die U23 des SVW, ist er stolz. Mit abgeschlossenem BWL-Studium und seiner sportlichen Heimat an der Weser emp- findet er große Freude und Gelassenheit bei der Arbeit. Und wer das von sich behaupten kann, hat auf seiner Reise durch das Leben schon einiges richtiggemacht. Lukas Kober

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