WERDER MAGAZIN Nr. 350

WERDER MAGAZIN 350 15 s Schon mit 15 Jahren hast du zum ersten Mal mit der ersten Mannschaft von Sturm Graz trainiert. Auch sehr jung … … und das hat man auch gemerkt (lacht). Ich wäre damals fast zum 1. FC Köln gegangen, hätte nur noch unterschreiben müssen. In Graz wollte man mich aber nicht verlieren. Und eine Reaktion darauf war, mich zum ersten Mal mit der ersten Mannschaft ins Winter-Trainingslager zu schicken. Während dieses Trainingslagers bin ich 16 geworden und im Sommer 2016 dann fest in die Bundesliga-Mannschaft gerückt, hatte allerdings erstmal nicht viele Einsätze. Auch wenn ich noch sehr jung war, habe ich das als Rückschlag empfunden, weil ich immer hart trainiert, aber amWochenende nicht gespielt habe. Wie hast du die durchaus spezielle Welt des Profifußballs damals empfunden? Ich habe immer Fußball gespielt, um Spaß zu haben. Und mit 15 geht es ja nicht darum, zum Beispiel viel Geld zu verdienen. Aber ich habe damals schnell gemerkt, dass Profifußball etwas komplett anderes ist als Hobbyfußball oder Jugendfußball. Jeder kämpft um seine Einsatzzeiten. Ich habe den starken Konkurrenzkampf gespürt. Das musste ich erstmal verarbeiten. Es ging nicht mehr nur um Spaß, sondern um Arbeitsplätze von Spielern, um Existenzen. Das zu verstehen, war eine große Herausforderung. Du wurdest als Jahrhunderttalent bezeichnet, hast dann als erster Spieler, der nach dem 1. Januar 2000 geboren wurde, in der österreichischen Bundesliga gespielt und auch als erster einen Treffer erzielt. Wie bist du damit umgegangen? Als junger Spieler habe ich gespürt, wie hoch die Erwartungen an mich waren. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Einschätzungen der Öffentlichkeit etwas realistischer sind. Kann sein, dass in Österreich viele von mir mehr erwartet haben. Aber ich bin froh darüber, was ich bis jetzt erreicht habe. Ich bin stolz darauf, ein wichtiger Spieler der U21-Nationalmannschaft zu sein, und denke, dass es insgesamt in Österreich eine große Wertschätzung für mich gibt. Es kommt vor, dass man als junger Spieler manches trotzdem nicht versteht. Im vergangenen Jahr habe ich ein Interview gegeben, das nicht so glücklich war. Aber ich war enttäuscht und habe es damals einfach so empfunden, dass ich als Bundesliga-Spieler in den 40er-Kader des A-Nationalteams gehört hätte. Ansonsten habe ich meinen Ehrgeiz mittlerweile allerdings besser im Griff. Das heißt? Dass ich früher noch verbissener war und mich nicht immer vorbildlich verhalten habe. Für mich gab es nur: gewinnen, gewinnen, gewinnen. Wenn ich ein Trainingsspiel verloren habe, konnte man mit mir nicht mehr reden. Diesen Erfolgshunger habe ich immer noch, aber ich kann ihn mittlerweile besser einordnen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=