WERDER MAGAZIN Nr. 350

WERDER MAGAZIN 350 31 SPIELRAUM finierte Netzwerke, die immer mindestens aus KiTa, Grundschule, weiterführender Schule, Sportverein, sozialem Träger der Kinder- und Jugendarbeit und kommunaler Einrichtung bestehen. Der Bolzplatz bildet einen wichtigen Baustein des SPIELRAUMS, und in acht SPIELRÄUMEN gibt es auch bereits ein Bolzplatzangebot. „Wir wollen das Angebot im Freizeitbereich mit Leben füllen, für Jungen und für Mädchen“, sagt Zschommler. Mit seinen Übungsleiter:innen führt er die rund 90-minütigen Einheiten durch, die pro SPIELRAUM einmal wöchentlich und öffentlich zugänglich ohne Anmeldung stattfinden. Das Angebot in Gröpelingen ist aktuell noch das einzige, das sich explizit an Mädchen richtet. Als starker Netzwerkpartner steht dem SV Werder Bremen hier das ‚Mädchen*Zentrum Gröpelingen‘ zur Seite. Nach dem ‚Neustart‘ amWeltfrauentag können Mädchen jeden Alters immer mittwochs von 15.30 bis 17.00 Uhr in die Schweidnitzer Straße 13 kommen. Auch Michelle Weiß, Rechtsverteidigerin bei Werder, wird sicher vorbeischauen. Neben den Trainingseinheiten im Team von Cheftrainer Thomas Horsch ist die 20-Jährige ständig imAuftrag von SPIELRAUM unterwegs: mittwochs kickt sie als Übungsleiterin beim Bolzplatzangebot im SPIELRAUM Neustadt mit, gleich fünfmal die Woche leitet sie eine Ballschule an. Seit ihremWechsel im Sommer aus der zweiten Mannschaft des FC Bayern München in die Hansestadt ist sie von SPIELRAUM begeistert. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder Spaß daran haben, in Bewegung zu sein“, sagt Weiß, die bei ihren Schul-Einsätzen zahlreiche Beispiele von Bewegungsarmut erlebt. „In den Vorstellungsrunden oder bei den ersten lockeren Gesprächen nach dem Wochenende hört man insbesondere von Mädchen oft: ‚Ich habe erst den Film geguckt, dann einen anderen. Dann habe ich Spiele auf meinem Handy gespielt‘. Dass mal ein Mädchen draußen war oder sogar Sport gemacht hat, hört man ganz selten“, berichtet Weiß. Wissenschaftliche Studien und Zahlen stützen diese Beobachtung – und alarmieren. Nur jedes zweite Kind in Deutschland ist ausreichend aktiv. Jede:r achte Schulanfänger:in ist übergewichtig. Sportvereine verlieren ihre Mitglieder, ohnehin gibt es immer weniger Sportvereine und Jugend-Mannschaften. Während der Corona-Pandemie verstärkte sich das Problem: Im zweiten Lockdown erreichten nur 16 Prozent das empfohlene Aktivitätsniveau von einer Stunde Sport pro Tag, die Bildschirmzeit in der Freizeit stieg dagegen von durchschnittlich 133 auf 222 Minuten pro Tag. Kinder und Jugendliche in Bewegung zu bringen und ihnen eine Sportbiografie zu ermöglichen, das ist die Mission von SPIELRAUM. Dass Mädchen dabei ein besonderes Augenmerk und authentische, engagierte Vorbilder wie Werders Fußballfrauen brauchen, ist nicht zuletzt bei diesem besonderen Event am Weltfrauentag deutlich geworden. „Dieses Bolzplatzangebot für Mädchen ist ein guter Start, um Ängste abzulegen und ohne Kommentare von Jungs Spaß am Sport und am Fußball zu haben“, findet Michelle Weiß. Und nach den gut 90 Minuten ist auch der Satz „Ich kann das nicht“ kaum noch zu hören. Yannik Cischinsky

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