WERDER MAGAZIN Nr. 350

WERDER MAGAZIN 350 39 FLYERALARM FRAUEN-BUNDESLIGA denken, dass es die richtige Entscheidung war. Aber es würde nicht lange dauern, bis mir wirklich etwas fehlt. Das ist wie in der Sommerpause, wenn man gerne mal einige Zeit das ‚andere Leben‘ genießt. Aber am Ende bin ich doch immer froh, wenn es wieder losgeht mit dem Fußball. Wie beurteilst du die Entwicklung eurer Mannschaft in den vergangenen Monaten? Wir haben eine sehr junge Mannschaft und mussten in einigen Spielen ordentlich einstecken und Lehrgeld zahlen. Andererseits haben wir gezeigt, dass wir voll da waren, wenn es darauf ankam. Ich finde, dass in allen Bereichen Fortschritte klar zu erkennen sind und wir uns mitten in einer sehr guten Entwicklung befinden. Welche Verpflichtungen siehst du für dich als Kapitänin? Ich möchte vorleben, worauf es bei unserer Entwicklung ankommt – mit meiner Erfahrung, mit meiner Mentalität und meiner Spielweise auf dem Spielfeld. Ich will immer gewinnen, immer mein Bestes geben, auch im Training. Wir müssen alle sehr fleißig und ehrgeizig sein, damit wir uns als Mannschaft weiterentwickeln. Ich war auch mal jünger und habe nicht immer auf meinen Körper geachtet, was aber im Leistungssport enorm wichtig ist. Daher möchte ich mit meiner Erfahrung den anderen helfen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass man nur gute Leistungen bringen kann, wenn man mit seinem Körper vernünftig umgeht. Wie schätzt du die Chancen ein, in den nächsten Jahren mit Werder mal nicht gegen den Abstieg zu spielen? Unser großes Ziel ist es, dass wir uns dauerhaft in der Liga etablieren. Dazu gehört natürlich sehr viel. Strukturell gab es in den vergangenen Monaten bereits wichtige Schritte. Zum Beispiel können wir vor den Heimspielen jetzt gemeinsam im Stadion essen. Das ist nicht nur für die richtige Ernährung, sondern auch für den Ablauf am Spieltag sehr hilfreich. Allerdings müssen wir derzeit noch sehr früh, manchmal schon um 8.00 Uhr, und sehr spät am Tag, meistens um 19.00 Uhr, trainieren, da einige arbeiten oder zur Uni gehen. Das ist verbesserungswürdig, aber natürlich nur, wenn wir uns weiter schrittweise an Profibedingungen annähern können. Das sollte unbedingt das Ziel sein. Niemand ist so vermessen, den Frauenfußball auf dieselbe Stufe wie den Männerfußball heben zu wollen, gerade hinsichtlich der Bezahlung. Aber wofür kämpft ihr? Für eine angemessene Wertschätzung. Man hat oft das Gefühl, dass der Frauenfußball immer noch belächelt wird. Dabei betreiben wir für die Bundesliga einen enormen Aufwand. Und aufgrund der Rahmenbedingungen ist es für uns meistens sogar noch schwieriger als für die Profis bei den Männern, immer wieder mit der nötigen Motivation und Leidenschaft den Trainingsalltag anzugehen. Ich wünsche mir, dass dieser enorme Aufwand und der riesige Einsatz gesehen werden. Wie groß ist für dich der Reiz, mal im Ausland zu spielen? (lacht) Durchaus sehr groß. Ich weiß noch, dass früher viele Spielerinnen nach Deutschland gekommen sind und gesagt haben: ‚Wir wollen in der stärksten Liga der Welt spielen‘. Mittlerweile ist England diesbezüglich aus meiner Sicht ein gutes Stück weggezogen, weitere Länder sind sehr stark im Kommen. Und wenn man sieht, dass die Frauen des FC Barcelona und von Real Madrid im ausverkauften ‚Camp Nou‘ spielen, dann wäre es natürlich sehr reizvoll, das auch mal mitzuerleben. Du studierst Sport und Geographie auf Lehramt. Was reizt dich daran, Lehrerin zu werden? Als ich nach Bremen kam, habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Freien Evangelischen Bekenntnisschule in Habenhausen gemacht – ohne konkrete Vorstellungen, was mich dort erwartet. Letztlich war es ein tolles Jahr und der Grund dafür, dass ich das Lehramtsstudium begonnen habe. Die Arbeit mit Menschen macht mir sehr viel Spaß. Rückblick: Warum hast du dich 2017 für den Wechsel aus Jena nach Bremen entschieden? Ich hatte damals mein Abitur geschafft und war durch das Ende s Lina Hausicke, hier im Stadion ,Platz 11', sagt über ihr Team: „Ich finde, dass wir uns mitten in einer sehr guten Entwicklung befinden."

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