Rheinisches Ärzteblatt 3/2023

18 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 3 / 2023 Zu den Kernaufgaben vonWARDI gehört zudemdie Ernährungsmedizin. In der RegionHiran, an der Grenze zuÄthiopien, unterhält dieOrganisation eine mobile Klinik, die in den Dörfern insbesondere kleine Kinder auf Mangel- und Unterernährung untersucht. Unterernährte Kinder erhalten hochkalorische therapeutische Nahrung oder werden, wenn es medizinisch nötig ist, an umliegende Gesundheitseinrichtungen überwiesen. „Im Moment ist es hier schlimm“, sagt Krankenpfleger und Ernährungsfachkraft Ibrahim Hussein Dubow. Wie die Hauptstadt leidet auch die Region Hiran unter einem Mangel an Gesundheitsfachkräften. Dazukommt eine prekäre Sicherheitslage, weil hier die Kämpfe zwischen der Regierungsarmee und der Al-Shabaab-Miliz wieder aufgeflammt sind. „Das macht es für uns schwer, mit unserer mobilen Klinik die Menschen in den Dörfern zu erreichen“, so Dubow. Auch die Lieferung von Gütern und medizinischemMaterial werde dadurch erschwert. „Dabei können wir gerade in entlegenen Orten mit unserer aufsuchenden Hilfe viel bewirken“, meint der Pfleger. „Eigentlich bräuchten wir mehr als einmobiles Team, um auch die Patienten in den von der Al-ShabaabMiliz befreiten Gebieten und die Dürreflüchtlinge in den neu entstehenden Lagern versorgen zu können.“ WARDI ist zur Umsetzung seiner Hilfsprojekte auf dieUnterstützung internationaler Partner angewiesen. Zu den langjährigen finanziellen Förderern gehört die deutsche Hilfsorganisation action medeor. Ihren Sitz hat die 1964 gegründete „Notapotheke der Welt“ inmitten einer Reihenhaussiedlung in Tönisvorst am ländlich geprägtenNiederrhein. ImLager stapeln sich Pakete mit Medikamenten und medizinischem Gerät bis unter die Decke, die für Gesundheitsstationenweltweit bestimmt sind. Abgegeben werden insbesondere Generika, die in Asien eigens für das Medikamentenhilfswerkproduziert werden. Geliefert wird ausschließlich, was auf der Liste unentbehrlicher Medikamente derWeltgesundheitsorganisation aufgeführt ist. Neben Tönisvorst unterhält action medeor drei weitere Verteillager in Tansania und zwei in Malawi. Die Medikamentenhilfe ist das Standbein, mit dem alles angefangen hat. Inzwischen finanziert die Hilfsorganisation aber auch Projekte der humanitären Hilfe oder der Entwicklungszusammenarbeit, wie zum Beispiel denEinsatz vonWARDI inSomalia. „In aller Regel schicken wir keine eigenen Mitarbeiter oder Freiwillige ins Feld, sondern arbeiten mit lokalen Helfern zusammen“, sagt Alessandra Behler, die bei action medeor für das Somalia-Programm zuständig ist. Das habe denVorteil, dass diese vor Ort verwurzelt, bestens vernetzt und mit den Bedürfnissen der Menschen in der Region vertraut seien. „Dank unserer lokalen Partner können wir in Somaliamit seiner prekären Sicherheitslage Orte erreichen, die für ausländische Helfer und selbst für die Vereinten Nationen unerreichbar bleiben“, so Behler. DieMenschen vor Ort bestimmten selbst, was gebraucht werde und fragten dann nach Finanzierungsmöglichkeiten. „Wir finanzieren mit erhalten“, so der Kinderarzt. Aber die Situation belaste erheblich die ohnehin knappen Ressourcen. Hamar Jajab ist ein „Problemviertel“, geprägt von Armut, Hunger und schlechter medizinischer Versorgung. Dazu kommen die Folgen einer verfehlten Familienpolitik. Jele erzählt die Geschichte einer Patientin, Mutter von zehn kleinen Kindern, deren wesentlich älterer und kranker Ehemann die Familie nicht einmal mit dem Nötigsten versorgen kann. Die Frau selbst kann nur mit Gelegenheitsjobs zum Familieneinkommen beitragen. Zu zwölft leben sie in einem provisorisch hergerichteten Zimmer. Dennoch, so Jele, wolle die Frau zwei weitereKinder haben. Das sei derWunsch ihres Mannes. „Stellen Sie sich das einmal vor“, sagt der Kinderarzt, der für die somalische Nicht-Regierungsorganisation WARDI arbeitet. Diese betreibt das Hospital in Hamar Jajab und setzt sich neben der Gesundheitsversorgung auch dafür ein, dass das Thema Familienplanung gesellschaftlich entstigmatisiert wird. Spezial „Ich stehe jeden Tag auf und kann einem Kind das Leben retten oder einer Schwangeren bei Komplikationen beistehen. Das treibt mich an.“ Dr. Harun Idriis Jele ist Kinderarzt am Gemeinde-Krankenhaus in Hamar Jajab, einem der ärmeren Stadtteile der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Foto: action medeor/WARDI Gerät und anderen Hilfsmitteln. Vor allem aber fehlt es an Personal. „Und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die hier jeden Tag Dienst tun, fehlt es an Motivation, weil Gehälter nur sporadisch gezahlt werden“, schreibt Jele in einer E-Mail an das Rheinische Ärzteblatt. Dazu kommt, dass sich die Zahl der Patientinnen und Patienten, die das Krankenhaus unentgeltlich versorgt, in den vergangen zwei Jahren deutlich erhöht hat –eine Folge der anhaltendenDürre imLand. Denn die Hauptstadtregion beherbergt einen Großteil der rund 1,3 Millionen Binnenflüchtlinge, die auf der Suche nach Wasser, Nahrung und einer besseren Gesundheitsversorgung ihre Dörfer verlassen haben. „Noch können wir die Versorgung hier aufrecht­

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