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ine Serie von Unentschieden und
eine ebenso bittere wie unnötige
2:3-Niederlage im DFB-Pokal vor
heimischem Publikum gegen den
SC Freiburg haben das Selbstbewusstsein
der Mainzer in jüngster Zeit etwas ange-
kratzt. Die Ruhe früherer Jahre scheint mo-
mentan dahin zu sein. Im Umfeld des Clubs
lässt sich ungewohnte Unzufriedenheit und
Nervosität beobachten. Die guten Leistun-
gen der Hinrunde haben große Erwartungen
geweckt. Nun knirscht es im Gebälk, weil
die Rückrunde nicht so läuft wie erwartet.
„Wir haben es selbst
in der Hand. Noch kön-
nen wir die Saison krönen und den Traum
unserer Fans von Europa verwirklichen. Auf
dem Weg dorthin dürfen wir uns aber nicht
immer wieder selbst ein Bein stellen und
wichtige Punkte liegen lassen. Wir könnten
in der Tabelle viel besser dastehen, wenn
wir unsere Chancen konsequenter genutzt
hätten“, sagt Stürmer Andreas Ivanschitz.
Einst als jüngster österreichischer National-
spieler gefeiert, ist er mit seiner großen inter-
nationalen Erfahrung inzwischen einer der
Führungsspieler im Team von Cheftrainer
Thomas Tuchel. Allerdings wurde auch die
Position des Österreichers, der 2009 aus
Athen kam, in den zurückliegenden Wochen
in Frage gestellt. Mangelnde Chancenverwer-
tung lautete der Vorwurf. Mit einer erstklas-
sigen Leistung gegen Schalke 04 und einem
sehenswerten Tor gegen Ex-Nationalkeeper
Timo Hildebrand meldete sich Ivanschitz
jedoch eindrucksvoll zurück. „Wenn du als
Stürmer nicht triffst, hast du nur wenige Ar-
gumente auf deiner Seite“, weiß der 29-Jäh-
rige. Er ist davon überzeugt, dass den 05ern
mit einem fulminanten Endspurt der Sprung
in die UEFA Europa League glücken wird.
Einen nachhaltig guten Eindruck
hat in den
vergangenen Monaten ein großes Talent der
Rheinhessen hinterlassen: Shawn Parker.
Der 20 Jahre alte Junioren-Nationalspieler ist
wendig, schnell und torgefährlich, kommt
aus dem Mainzer Nachwuchsleistungszent-
rum und konnte sich bereits in die Bundes-
liga-Torschützenliste eintragen. „Ich will
meine Chance nutzen und mich dauerhaft
bei den Profis etablieren“, sagt Parker. Seine
erste Spielzeit in der Bundesliga betrachtet er
als Lehrjahr. Coach Thomas Tuchel ist von
Parker überzeugt: „Wenn er weiter so arbei-
tet wie bisher, wird er seinen Weg gehen.“
Tuchel kennt sich mit Talenten und Nach-
wuchsspielern aus. Er war früher Jugendtrai-
ner beim FC Augsburg.
Das Gegenteil
eines Nachwuchstalents ist
Torwart Christian Wetklo – ein Mainzer
Urgestein. Seit dem Jahr 2000 schnürt der
33 Jahre alte gebürtige Gelsenkirchener die
Fußballschuhe für den Club aus der rhein-
land-pfälzischen Landeshauptstadt und ist
damit der mit Abstand dienstälteste Spieler
im Kader. Wetklo, sagen seine Mannschafts-
kollegen, spielt wie er ist: emotional und
authentisch. Auch Wetklo glaubt an einen
erfolgreichen Saisonabschluss und an die
Qualifikation für die Europa League. „Wir
haben die Qualität, um uns im Schlussspurt
gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Nur
müssen wir die vielen Flüchtigkeitsfehler im
Spielaufbau und im Defensivverhalten ab-
stellen, durch die wir uns in der Rückrunde
immer wieder um den Lohn unserer harten
Arbeit gebracht haben“, betont der 33-Jäh-
rige, der zeitweise hinter Heinz Müller nur
auf der Bank saß und sich in der vergange-
nen Saison erst durch eine überragende
Leistung im Pokal-Spiel gegen Hannover 96
zurück in die Startelf spielte.
Interessanterweise
gibt es bei den Mainzern
keine wirkliche Nummer eins im Tor. Alle
drei Keeper tragen andere Rückennummern.
Wetklo läuft mit der 29 auf. Heinz Müller
trägt die Nummer 33. Auf dem Trikot von
Loris Karius steht die 21. Karius gilt als gro-
ßes deutsches Torwart-Talent. Ähnlich wie
seinerzeit der jetzige Hannoveraner Ron-
Robert Zieler wechselte er im Sommer 2012
aus Manchester in die Bundesliga. Während
Zieler einst bei Rekordmeister Manchester
United trainierte, stand der 19-jährige Karius
beim aktuellen englischen Titelträger Man-
chester City unter Vertrag.
Ebenfalls aus England
– von Premier-League-
Absteiger Bolton Wanderers – kam Ivan
Klasnic an den Rhein. Der frühere Werder-
Stürmer konnte kürzlich bei seinem Main-
zer Startelf-Debüt sein erstes Bundesligator
seit fast fünf Jahren bejubeln. In der Partie
bei Fortuna Düsseldorf stand der 33-Jähri-
ge in der 41. Minute genau an der richtigen
Stelle, um nach einem Missgeschick von
Torwart Fabian Giefer den Ball zum 1:1-Aus-
gleich über die Linie zu befördern. Bei die-
sem Spielstand blieb es bis zum Schluss. „Ich
habe allen gezeigt, dass es noch geht und ich
ins Tor treffe. Darüber bin ich sehr froh“, er-
klärte Klasnic nach dem Abpfiff. Zum letzten
Mal hatte er in der Bundesliga am 5. Mai
2008 im Weser-Stadion gegen Energie Cott-
bus getroffen. Werder setzte sich gegen die
Lausitzer damals mit 2:0 durch.
Uwe Woltemath
1. FSV Mainz 05 – SV Werder Bremen
am Samstag, 30.03.2013,
um 15.30 Uhr in der ,Coface Arena‘
Mainzer träumen
von Europa
Der 1. FSV Mainz 05 hat alle Möglich-
keiten, den internationalen Wettbewerb zu erreichen. Dazu muss das
Team allerdings im Saison-Endspurt wesentlich stärkere Leistungen
zeigen als zuletzt.
WERDER MAGAZIN 303 35