„Als wäre ich hier geboren...“
Seit 2005 ist
Cristian Tamas Trainer der Tischtennis-Bundesliga-Mannschaft des SV
Werder Bremen. Dabei kam der 33-Jährige eher zufällig zu diesem Sport.
E
s war im rumänischen
Bistria, der Heimat von
Cristian Tamas. Der
Trainer des dortigen
Tischtennis-Clubs war mit Ta-
mas’ Vater befreundet und wollte
den kleinen Cristian gerne beim
Training dabei haben. Doch Ta-
mas senior befand seinen Sohn
mit vier Jahren noch für zu jung.
Als dieser aber zwei Jahre später
eines Tages von der Schule kam
und vor verschlossener Tür stand,
weil niemand zu Hause war, er-
gab es sich, dass eben jener Trai-
ner gerade auf dem Weg zur Hal-
le war und dabei direkt am Haus
von Familie Tamas vorbeikam.
Er nahm den kleinen Cristian
mit
in die Halle, und seitdem sind
Tischtennis und Cristian Tamas
untrennbar miteinander verbun-
den. „Ein Leben ohne Tischtennis
wäre sehr schwer für mich. Durch
den Sport habe ich viele Men-
schen kennen gelernt, die wichtig
für mich sind. Ich war Spieler, bin
jetzt Trainer, und dazu kommt
noch der Laden.“ Der Laden – das
ist ‚Magic Tischtennis Bremen‘,
das Geschäft, das er gemeinsam
mit dem Teammanager der Grün-
Weißen, Sascha Greber, betreibt.
„Wenn ich nicht im Laden bin,
dann bin ich in der Halle. Oft sehe
ich Sascha mehr als meine Freun-
din“, gesteht er schmunzelnd.
Im Alter von 18 Jahren
kam Cristi-
an Tamas nach Deutschland. Und
sprach damals kaum ein Wort
Deutsch. „Am Anfang kannte ich
noch nicht viele Leute, also hatte
ich Zeit. Daher konnte ich fern-
sehen und habe so die Sprache
schnell gelernt. Wenn man die
deutschen Talkshows verstehen
kann, versteht man auch alles an-
dere“, sagt er. Bis heute hat Tamas
keine einzige Stunde Deutschun-
terricht genommen oder Gram-
matik gelernt. Oft kam er bereits
einige Zeit vor dem Training in
die Halle und unterhielt sich dort
mit den Sportlern. So lernt man
am besten, findet er. Auch Eng-
lisch spricht der Rumäne fließend:
„Meine Ansprachen an das Team
halte ich auf Englisch. In Rumäni-
en gab es viele Filme im Original
mit Untertiteln. So habe ich also
auch das beim Fernsehen gelernt.“
Vier Jahre,
nachdem er nach
Deutschland gekommen war,
wurde Cristian Tamas Trainer
der Bundesliga-Frauen beim TuS
Bad Driburg. Und war mit seinen
22 Jahren – wen wundert’s – der
jüngste Coach der Liga. Diesen
Rekord hält er noch immer.
Danach wechselte Tamas
zum
SV Werder und sagt heute: „In
Bremen fühle ich mich zu Hause,
als wäre ich hier geboren.“ Der
Club hat daran einen großen An-
teil. „Ich bin glücklich mit mei-
ner Arbeit bei Werder. Wir haben
sehr viel erreicht. Als ich damals
kam, gab es zwei oder drei Mal
in der Woche Training, und die
Spieler sind zu den Punktspielen
angereist. Jetzt haben wir eine
Trainingsgruppe, in der Welt-
klasse-Spieler trainieren. Der SV
Werder ist auch im Tischtennis
über die Grenzen Bremens hin-
aus bekannt.“ Trotz des Erfolgs –
Zurücklehnen ist nichts für Cris-
tian Tamas: „Mein Ehrgeiz ist es,
alles weiter voranzubringen und
zu verbessern. Ich bin sicher:
Auch wenn wir deutscher Meis-
ter werden würden, gäbe es am
nächsten Tag wieder etwas, was
man verbessern könnte.“
Anne Baumann
Tischtennis rund um die Uhr
Trainer Cristian Tamas hat einen großen Anteil am Aufschwung des Tischtennis beim SV Werder in
den vergangenen Jahren. Gemeinsam mit Teammanager Sascha Greber betreibt er zudem ‚Magic Tischtennis Bremen‘, einen
Laden für alles, was das Tischtennis-Herz begehrt.
Foto: M. Rospek
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