A
chtzehn – für die meis-
ten Jugendlichen steht
diese Zahl stellvertre-
tend für Freiheit. Ei-
nerseits, weil man hierzulande
mit der Vollendung des 18. Le-
bensjahres im juristischen Sinne
als Erwachsener gilt, vor allem
aber, weil erst die Volljährigkeit
den Erwerb einer Fahrerlaubnis
ermöglicht. Dem ‚Führerschein
mit 17‘ zum Trotz – erst mit 18
wird einem die Reife zugespro-
chen, sich ohne Aufsicht durch
die Welt zu manövrieren. Die
Bundesliga erreichte ihre ‚Acht-
zehner-Reife‘ in der zweiten Sai-
son, und das auch noch gewisser-
maßen unfreiwillig...
In Bremen
hatte man 1965 ganz
andere ‚Sorgen‘: Es galt den Ge-
winn des ersten deutschen Meis-
tertitels zu feiern.
Dank der überra-
genden Defensive
hatten die Grün-
Weißen im Titelrennen mit dem
1. FC Köln und Borussia Dort-
mund die Nase vorn – nur 29 Ge-
gentore kassierte das Team von
Trainer Willi ‚Fischken‘ Mult-
haup. Torwart Günter Bernard
hielt seinen Kasten in zwölf (!)
Spielen sauber. Dazu kam die
schier unfassbare Heimstärke der
Werderaner, die im Weser-Stadi-
on kein einziges Mal bezwungen
werden konnten. Trotzdem kam
der Titel letztlich überraschend,
was das Ausmaß der Freude aber
keinesfalls schmälern sollte. Die
grün-weißen Hel-
den um Horst-Dieter
Höttges und Klaus
Matischak wurden
bei ihrer Rückkehr vom letzten
Saisonspiel in Nürnberg von
mehreren tausend Menschen fre-
netisch gefeiert.
Kurioserweise
gab es 1965 selbst
auf den Abstiegsrängen Grund
zum Feiern. Eigentlich hätte der
FC Schalke 04 ebenso abstei-
gen müssen wie der Karlsruher
SC. Hertha BSC indes hatte die
Klasse denkbar knapp gehalten,
dabei allerdings auf unlautere
Mittel zurückgegriffen. Schon
im Februar mehrten sich die An-
zeichen, dass bei den Berlinern
verdeckte Gehalts- und Hand-
geldzahlungen geflossen waren,
um Spieler zu ködern. Belege für
einen Fehlbetrag von 192.000 D-
Mark suchten die Buchprüfer des
Deutschen Fußball-Bunds (DFB)
vergeblich. Mit dem Rücken zur
Wand waren die Berliner schließ-
lich geständig.
Die Schlussfolgerung
in Gel-
senkirchen und Karlsruhe war
somit klar: Der Abstiegskampf
war nicht fair verlaufen. Beim
DFB sah man eine drohende
Prozesswelle auf sich zurollen
und beschloss, dass die Spielzeit
1964/1965 ohne Absteiger aus-
kommen würde. Da man den
Aufsteigern FC Bayern München
und Borussia Mönchenglad-
bach ihren rechtmäßigen Platz
im Fußball-Oberhaus aber auch
nicht verwehren wollte, wurde
die Bundesliga kurzerhand um
zwei Startplätze aufgestockt.
Das bis heute gültige Format (nur
nach der Wiedervereinigung
spielte die Liga 1991/1992 mit
20 Teams) war gefunden: end-
lich Achtzehn!
Jörn Lange
Endlich Achtzehn
Das Jahr 1965
bescherte nicht nur dem SV Werder Bremen den
ersten deutschen Meistertitel, auch die Bundesliga
sollte sich in ihrer zweiten Saison für immer
verändern.
Meilenstein
1965 feierte der
SV Werder seinen ersten
deutschen Meistertitel und
musste sich dabei in der
Bundesliga gegen 15 Kon-
kurrenten durchsetzen. In
der nächsten Saison wur-
den es dann 17 Gegner.
Foto: picture-alliance
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