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eine einfache Zeit, aber
für die Nummer 7 der
Grün-Weißen auch
nicht ungewohnt: „Ich
kenne es kaum anders. Früher
ging ich noch zur Schule und
bin nachmittags mehrmals in
der Woche eine Dreiviertelstun-
de zum Training gefahren. Und
wenn die Ausbildung vorbei ist,
wartet der Arbeitsalltag auf mich.
Manchmal beneide ich die Jungs,
die einfach nur Fußball spielen
und damit ihren Lebensunter-
halt verdienen“, sagt Lisa-Marie
Scholz.
Ihre fußballerische Karriere
be-
gann wie die der männlichen
Kollegen: In der Nähe von Os-
nabrück aufgewachsen, wirbelte
sie in jungen Jahren beim heimi-
schen TuS Glane mit dem Fuß-
ball über den Platz und zog sehr
früh die Aufmerksamkeit der
Top-Teams auf sich. Im Jahr 2004
wechselte die torgefährliche Mit-
telfeldspielerin zum damaligen
Erstligisten FFC Heike Rheine
und debütierte mit 15 Jahren als
eine der jüngsten Spielerinnen
aller Zeiten gegen den FC Bay-
ern München in Deutschlands
höchster Spielklasse. „Leider ha-
ben wir 2:3 verloren“, erinnert
sich Scholz, die damals unter
anderem mit Welt- und Europa-
meisterin Kerstin Stegemann auf
dem Platz stand. 31 weitere Spie-
le kamen in den folgenden drei
Spielzeiten hinzu. Einmal durfte
sie sich sogar als Torschützin ein-
tragen: „Das war gegen den SC
Freiburg. Zur Pause lagen wir 0:1
zurück. Direkt nach dem Wie-
deranpfiff ist mir der Ausgleich
gelungen. Am Ende haben wir
3:1 gewonnen.“
Die Zeit in der Bundesliga
war
jedoch zugleich mit dem bislang
größten Rückschlag ihrer Karri-
ere verbunden. Eine Lungenem-
bolie wurde zwar zum Glück
rechtzeitig erkannt, zwang sie
jedoch zu einer langen Fußball-
pause. „Eine grauenvolle Zeit, in
der ich nicht wusste, wann und
ob ich überhaupt wieder Fußball
spielen darf“, erinnert sich die
heute 24-Jährige.
Erst zehn Monate später
feierte
Lisa-Marie Scholz ihr Come-
back – mittlerweile im Trikot des
Zweitligisten FC Gütersloh 2000.
Schnell fand sie zu ihrer Form
zurück und hätte die Ostwestfa-
len fast in die erste Liga geschos-
sen. Am letzten Spieltag der Sai-
son 2007/2008 brachte sie den
FC gegen die zweite Mannschaft
von Turbine Potsdam mit 1:0 in
Führung, ein Ergebnis, das zum
Aufstieg gereicht hätte. Doch
drei Minuten vor dem Ende glich
der 1. FFC aus, der Traum von
der ersten Liga platzte. „Einer
der bittersten und unglücklichs-
ten Momente, an die ich mich
erinnern kann“, blickt Scholz
zurück.
Ihre Ausbildung
im Krankenhaus
Bremen-Mitte führte sie 2009
an die Weser. „Ich wollte nach
zwei Jahren in Gütersloh etwas
Neues machen. Werder war da-
mals aufgestiegen und hatte am-
bitionierte Ziele. Dazu passte es
perfekt mit meiner Ausbildung
zusammen“, erinnert sich Scholz.
Mittlerweile spielt sie ihre vierte
Saison bei den Grün-Weißen, die
zweite als Mannschaftsführerin.
„Werder bietet den Spielerinnen
ein tolles Umfeld, das nicht viele
Vereine im Frauenfußball vor-
weisen können. Jetzt fehlt nur
noch der Aufstieg in die erste
Bundesliga“, so Scholz, deren
Ziel es ist, wieder im Oberhaus
zu spielen. „Am liebsten natür-
lich mit Werder!“
Norman Ibenthal
Klares Ziel: Rückkehr
in die erste Liga
Stressige Wochen
für Lisa-Marie Scholz: Neben der Vorbereitung
mit ihrem Team auf die zweite Saisonhälfte warten
auf Werders Mannschaftsführerin auch die Ab-
schlussprüfungen ihrer Ausbildung als
operationstechnische Assistentin.
Wichtige Leistungsträgerin
Mannschaftsführerin Lisa-
Marie Scholz gehört zu den
erfahrensten Spielerinnen
ihres Teams.
Foto: D. Gloth
FRAUENFUSSBALL
WERDER MAGAZIN 299 59
1...,49,50,51,52,53,54,55,56,57,58 60,61,62,63,64,65,66,67,68,69,...96