Seit mehr als 50 Jahren ist Horst Schrader Mitglied
des SV Werder und sorgte in dieser Zeit zumeist als
Schiedsrichter dafür, dass die Spiele in Bremen und
umzu reibungslos abliefen. Für seine Verdienste wurde
er 2012 mit dem ‚Joseph-Lutter-Wanderpreis‘ geehrt.
A
ngefangen hat Horst
Schrader 1958 in Wer-
ders A-Jugend. Sein
Talent sei jedoch nicht
ausreichend gewesen, um es
als Fußballer weit nach oben
zu schaffen, sagt er. Deswegen
wurde er Schiedsrichter: „Was
gibt es Schöneres? Man ist beim
Fußball und läuft anderthalb
Stunden lang.“ 52 Jahre pfiff er
in den unterschiedlichen Alters-
klassen. Während der gesamten
Zeit verpasste er keine Partie,
musste kein Spiel abbrechen,
brauchte niemals Polizeischutz
und hat Werder keine einzige
Strafe eingehandelt. Obwohl er
seine Schiedsrichterkarriere in
den Leistungsklassen beendet
hat, kann er die Pfeife nicht in
die Ecke legen. „Ich habe zwar
aufgehört, aber wenn bei den
jüngeren Mannschaften mal Not
am Mann ist, stehe ich natürlich
zur Verfügung. Körperlich hätte
ich auch noch ein Jahr geschafft,
aber dann wäre schnell noch
eins dazu gekommen, und dann
gibt es kein Ende. Dieses Jahr
werde ich 73. Ich wollte nicht,
dass man mich irgendwann zum
Mittelkreis tragen muss.“ Wie
viele Partien er in den 52 Jahren
gepfiffen hat, weiß Horst Schra-
der nicht: „Es waren einfach zu
viele, und ich habe nicht Buch
geführt. Aber ich habe fast jeden
Sonntag in der Leistungsklasse
gepfiffen und samstags oft die
Jugend von Werder.“
Wenn er von seiner Zeit
als
Schiedsrichter erzählt, verfällt er
schnell ins Plattdeutsche. Dann
entschuldigt er sich lächelnd da-
für: „Manchmal geht es einfach
mit mir durch, das merke ich erst,
wenn mich mein Gegenüber
verständnislos anschaut.“ Horst
Schrader ist der typische ruhige
Norddeutsche. Und das hat ihm
bei schwierigen Spielen oft ge-
holfen. „Es gab Partien, in denen
es richtig gekocht hat. Bei einem
Spiel hat die Polizei zwei Spieler
in der Halbzeit vom Platz geholt
und festgenommen. Ich habe zu
den Polizisten gesagt: Sollten sie
sie wiederbringen, dann können
sie auch weiterspielen. Zur dama-
ligen Zeit gab es noch keine Aus-
wechslungen.“
Inzwischen gibt es
nicht nur
Auswechslungen. „In 52 Jahren
Schiedsrichterwesen hat sich
einiges geändert“, erinnert sich
Schrader. „In der Bundesliga sind
die Schiedsrichter per Funk ver-
netzt, das gab es bei uns früher
nicht. Wenn ich dem Linienrich-
ter meine Entscheidung mitteilen
wollte, dann hatten wir unsere
Zeichen. Wenn ich zum Beispiel
in die eine oder andere Rich-
tung gelaufen bin, wusste er, ob
es Ecke oder Freistoß gab.“ Und
dass die Bundesliga mit dem
Amateursport nicht zu verglei-
chen ist, weiß Horst Schrader.
Er hat großen Respekt vor der
Leistung der Referees im Profibe-
reich: „Bei den Schiedsrichtern
in der Bundesliga kann jeder Zu-
schauer die strittigen Szenen so
lange am Fernseher wiederholen,
bis er sich ein Bild machen kann.“
Mit seinen
Schiedsrichterkolle-
gen schaut sich Horst Schrader
die Spiele im Weser-Stadion an
und bewertet natürlich auch die
Schiedsrichterleistung. Seit 54
Jahren ist er bei den Grün-Weißen
und fühlt sich im Verein zu Hau-
se: „Ich war nie ein Wandervogel.
Wenn ich mich irgendwo wohl
fühle, dann bleibe ich auch dort.“
Anne Baumann
Ein halbes
Jahrhundert
bei Werder
Grün-weißes
Zuhause
Horst
Schrader ist
ein Werder-
Urgestein.
Foto: M. Rospek
MITGLIEDER
WERDER MAGAZIN 299 67
1...,57,58,59,60,61,62,63,64,65,66 68,69,70,71,72,73,74,75,76,77,...96