T
rotz des deutlichen Punktevor-
sprungs der Bayern muss die Kon-
kurrenz aber noch nicht verzagen,
denn der Vorzeige-Club von der
Isar hat in der Vergangenheit auch schon
bewiesen, dass er durch plötzlich wie aus
dem Nichts auftauchende Unstimmigkeiten
in den eigenen Reihen durchaus in der Lage
ist, souveräne Tabellenführungen zu verspie-
len und sicher gewonnen geglaubte Titel zu
verlieren. FCB-Sportvorstand Matthias Sam-
mer betont in diesen Wochen deshalb immer
wieder die neue charakterliche Stärke des
Teams und die große Harmonie im Umfeld
der Mannschaft. Schließlich können einige
frühere Trainer der Bayern – von Otto Reh-
hagel über Felix Magath und Jürgen Klins-
mann bis zu Louis van Gaal – von der Lau-
nenhaftigkeit der Münchener Fußball-Diva
ein Lied singen.
„Unser Ziel
ist die Meisterschaft, und wir
sind im Augenblick auf einem sehr guten
Weg. Es ist noch nichts gewonnen. Aber
wir haben alles selbst in der Hand“, beton-
te Mannschaftskapitän Philipp Lahm nach
dem deutlichen 3:0-Auswärtssieg beim
1. FSV Mainz 05. „Wir dürfen jetzt nicht in
alte Fehler verfallen und unnötige Diskus-
sionen führen, die von außen an uns her-
angetragen werden und die uns überhaupt
nicht nach vorne bringen“, erklärte Basti-
an Schweinsteiger. Was er damit meint, ist
klar: das Luxusproblem des Rekordmeisters
und die unendliche Debatte darüber, wer
wann spielt und wer nicht. Der FC Bayern
verfügt auf allen Positionen über derart viele
gute Spieler, dass einige gar nicht im Kader
stehen oder trotz Nationalspieler-Status auf
der Bank Platz nehmen müssen. In der Me-
dienmetropole München führte das unter
anderem in den Fällen von Mario Gomez
und Arjen Robben zu schlagzeilenträchti-
gen Artikeln, in denen jede noch so kleine
vermeintliche Gefühlsregung der beiden
Spieler – beispielsweise beim Aufwärmen an
der Seitenlinie oder nach Spielende in den
Katakomben der Stadien – in epischer Breite
analysiert wurde.
Auch Nationalstürmer
Thomas Müller zeig-
te sich von der seit Wochen andauernden
Diskussion über Aufstellungsfragen wenig
belustigt. „Es ist eigentlich egal, wer spielt.
Wichtig ist, dass wir gemeinsam kämpfen,
gemeinsam unsere Ziele erreichen und nach
zwei titellosen Jahren die Meisterschaft
gewinnen. Nicht jeder kann in der Startelf
stehen“, beschrieb er seine Sicht der Dinge.
Das ganze Thema werde künstlich insze-
niert, sagte Müller weiter.
Für Bayern-Coach Jupp Heynckes
ist derweil
klar, dass nicht jeder mit seiner Situation
zufrieden sein kann. „Auch ich bin in mei-
ner aktiven Zeit ein sehr ehrgeiziger Spieler
gewesen. Wenn mir der Trainer gesagt hätte,
dass ich nicht von Anfang an spiele, obwohl
ich fit bin und immer meine Leistung gezeigt
habe – denken Sie, ich wäre fröhlich pfeifend
aus der Kabine marschiert und hätte lachend
in die Menge gewinkt? Das glaube ich eher
nicht“, antwortete er Journalisten auf Nach-
frage. Wichtig sei einzig und allein, dass „die
Stimmung innerhalb der Mannschaft gut
ist und sich jeder für den anderen auf dem
Platz einsetzt“. Heynckes weiter: „Genau
das haben die vergangenen Partien gezeigt.
Deshalb mache ich mir auch überhaupt kei-
ne Sorgen. Wir werden unseren Weg gehen.“
Im Schatten
der Debatte über Edeljoker und
Dauerreservisten beim Rekordmeister hat
sich mit Daniel van Buyten ein Abwehrhü-
ne wieder in die Mannschaft gespielt, der
von vielen schon abgeschrieben worden war.
BUNDESLIGA-VORSCHAU
Erfolgstrainer
Jupp Heynckes will sich
am Ende der Spielzeit mit möglichst
vielen Titeln vom FC Bayern München
verabschieden.
Rekordmeister
ist kaum
zu stoppen
Der FC Bayern München präsentiert sich
gegenwärtig in glänzender Form und kann
sich auf dem Weg zum Titelgewinn im
Grunde nur noch selbst ein Bein stellen.
42 WERDER MAGAZIN 301