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ie sportlichen Erwar-
tungen nach dem
Strategiewechsel der
Abteilung Schach des
SV Werder und dem Umbau der
Mannschaft zu Beginn der Sai-
son wurden deutlich übertroffen.
Das Finale
der Schach-Bundesliga
Anfang April war ein Leckerbis-
sen der besonderen Art. In einer
zentralen Endrunde trugen die
16 Erstliga-Vereine ihre letzten
drei Spiele gemeinsam an ei-
nem Ort aus. Der ausrichtende
SV 1930 Hockenheim hatte mit
dem Schloss Schwetzingen, fünf
Kilometer westlich von Heidel-
berg, einen dem königlichen
Spiel würdigen Austragungsort
gewählt. Von Freitag bis Sonntag
boten 128 Schachspieler, unter
ihnen viele Großmeister, hoch-
klassiges Schach.
Auch das Begleitprogramm
be-
geisterte die zahlreichen Zu-
schauer: Ex-Weltmeister Anatoli
Karpow, seit 1994 Mitglied in
Hockenheim, spielte fast sieben
Stunden lang simultan gegen
25 Gegner und zeigte bei nur
vier Unentschieden und einer
Niederlage im Alter von 61 Jah-
ren immer noch Stehvermögen.
Prominentes ‚Opfer‘ der Schach-
Legende war der ehemalige Fuß-
ball-Coach von Borussia Mön-
chengladbach, Hans Meyer, der
bereits nach 21 Zügen die Waffen
strecken musste, obwohl er sich
immer noch in der Eröffnungs-
phase wähnte.
Sportlich waren
die Entschei-
dungen schon vor diesem Final-
Wochenende gefallen. Die OSG
Baden-Baden benötigte nur noch
einen Sieg zum Meistertitel, und
mit Griesheim, Norderstedt und
Forchheim standen drei Abstei-
ger bereits fest. Lediglich die SF
Berlin kämpften noch um eine
theoretische Chance zum Ver-
bleib in der Liga.
Der SV Werder Bremen
hatte sich
bereits am vorangegangenen
Spieltag durch den überraschen-
den Sieg gegen die SG Solingen
aller Abstiegssorgen entledigt
und konnte in Schwetzingen
befreit aufspielen. In der ersten
Runde gegen Emsdetten wa-
ren es einmal mehr die jungen
Richard Rapport und Matthias
Blübaum, die mit ihren gewon-
nenen Partien den Grundstein
für den Mannschaftssieg legten.
Der aus Ungarn stammende 17
Jahre alte Großmeister Rapport
hat ohnehin eine glänzende Sai-
son hingelegt. Mit sieben aus
neun Punkten wurde er Top-Sco-
rer der Werderaner.
Und auch die Amateure
punkte-
ten an diesem Wochenende or-
dentlich. Sven Joachim holte 2,5
Zähler aus drei Partien. Gerlef
Meins remisierte zweimal, und
der frisch gebackene Bremer Se-
niorenmeister Stephan Buchal,
der gegen die SF Berlin zum
Einsatz kam, zwang seinen
Gegner schon nach 34 Zügen
zur Aufgabe. Matthias Blübaum
erspielte sich mit einem Remis
gegen den Berliner Großmeister
Rainer Polzin seine erste GM-
Norm und ist auf dem besten
Weg, noch in diesem Jahr Groß-
meister zu werden.
Die Leitung
der Abteilung Schach
des SV Werder ist mit dem Sai-
sonergebnis mehr als zufrieden.
Nach der Verkleinerung des
Profi-Kaders und der Integration
starker Amateure hatte man zu
Beginn der Saison bestenfalls
mit dem zehnten Platz gerech-
net. „Insgesamt ging das neue
Konzept auf. Die Mischung aus
internationalen Profis und deut-
schen Amateuren harmoniert
prächtig“, sagt Trainer Matthias
Krallmann. Man darf schon jetzt
gespannt sein, wie diese Erfolgs-
geschichte in der nächsten Sai-
son fortgeschrieben wird.
Jens Kardoeus
Erfolgreicher Saison-
abschluss
Werders Bundesliga-Mannschaft
gewann die letzten drei Saisonspiele und schloss die
Spielzeit auf dem hervorragenden fünften Platz ab.
Beeindruckende Stärke
Der junge Ungar Richard
Rapport war in der
zu Ende gegangenen
Bundesliga-Saison mit
sieben Punkten bester
Werderaner.
SCHACH
WERDER MAGAZIN 305 57