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eine Begeisterung für
Fußball und besonders
den SVW wird immer
größer. Zu Beginn sei-
ner Umschulung war das noch
ein bisschen anders. Fast schon
entschuldigend erklärt er: „Ich
muss gestehen, dass ich vorher
nicht so viel mit Fußball zu tun
hatte.“ Daraus ergab sich für ihn
die eine oder andere lustige Situ-
ation. „In meiner ersten Zeit bei
Werder habe ich die Mannschaft
noch nicht so gut gekannt. Ein-
mal kam Claudio Pizarro aus
dem Fahrstuhl. Als er draußen
war, habe ich die Kollegen ge-
fragt, wer das denn war“, erzählt
er schmunzelnd.
Eigentlich hatte
Rico Weißbach
ganz andere Pläne für sein Be-
rufsleben. Nach der Schule ab-
solvierte er zunächst eine Aus-
bildung als Anlagen-Mechaniker.
Danach zog es ihn zur Bundes-
wehr, wo er zwei Jahre lang als
Stabsdienstsoldat im Service
arbeitete. Doch schlagartig än-
derte sich sein Leben: „Bei einer
Untersuchung wurde festgestellt,
dass meine Herzfunktion einge-
schränkt ist“, erzählt der 25-Jäh-
rige. „Ich konnte nicht weiter
bei der Bundeswehr arbeiten
und auch nicht mehr in meinen
erlernten Beruf als Heizungsme-
chaniker zurück.“ Nach dieser
erschütternden Diagnose bekam
Rico Weißbach im November
2010 einen Herzschrittmacher
implantiert und konnte acht Mo-
nate lang nicht arbeiten. Doch
schon bald bekam er Hoffnung
auf einen beruflichen Neuan-
fang. Im Berufsförderungswerk
Friedehorst Bremen, das die
berufliche Rehabilitation unter-
stützt, büffelte er anderthalb Jah-
re lang kaufmännische Grundla-
gen. Und plötzlich kam Werder
in sein Leben.
„Meine Beraterin
vom Arbeitsamt
hat mich darauf aufmerksam
gemacht, dass der Verein im
Rahmen seiner Integrationsar-
beit Auszubildende sucht, die
wegen ihrer körperlichen Ein-
schränkungen Unterstützung
brauchen“, erinnert sich Rico
Weißbach. Aus einer Bewerbung
ergab sich ein Vorstellungsge-
spräch, daraus schließlich die
Zusage zur Umschulung. Seit-
dem ist kein Tag wie der andere.
Die Abwechslung ist es, die den
25-Jährigen täglich begeistert.
Die absoluten Höhepunkte sind
für ihn die Heimspiele der Grün-
Weißen. „Ich liebe es, an den
Spieltagen zu arbeiten. Es ist ein-
fach faszinierend, zu sehen, wie
es hinter den Kulissen aussieht“,
schwärmt er. „Darum beneiden
mich viele.“ An den Spieltagen
im Weser-Stadion hilft Rico
Weißbach derzeit dabei, dass
die Technik einwandfrei funkti-
oniert.
Im Alltag
ist seine Tätigkeit eher
kaufmännisch orientiert, was ihn
sehr freut. Während seiner zwei-
jährigen Umschulung durchläuft
er verschiedene Abteilungen der
Werder-Geschäftsstelle. Gerne
würde er durch die Ausbildung
wieder mehr zum Sport finden:
„Ich hoffe, dass ich noch in die
Abteilung Profifußball oder zur
Physiotherapie komme.“ Selbst
kann er erst langsam wieder
mit dem Sport beginnen. „Die
Gewöhnung an den Herzschritt-
macher ist ein langer Prozess. Es
wird noch eine Weile dauern, bis
ich sagen kann: ‚Das ist normal‘.“
Bei Werder
fühlt sich der Auszu-
bildende rundum wohl. „Alle
gehen sehr familiär miteinander
um. Selbst an etwas hektische-
ren Spieltagen kann man sich
immer auf Unterstützung verlas-
sen“, freut sich Rico Weißbach.
„Ich würde auch nach meiner
Umschulung gern hier arbeiten.“
Inzwischen lässt er
sich sogar ein
ganz kleines bisschen vom Rum-
mel um die Werder-Spieler anste-
cken. Und erinnert sich an eine
Situation, in der er die Profis für
einen Glückwunsch zur Hoch-
zeit einer Kollegin zum Foto bit-
ten sollte: „Da war ich ziemlich
nervös. Wenn die Spieler auf
einen zukommen und man sie
ansprechen soll, ist es irgendwie
doch aufregend.“
Laura Ziegler
Umschulung als neue Chance
Rico Weißbach wurde
durch seine Ausbildung bei
den Grün-Weißen mit dem
‚Werder-Virus‘ infiziert.
Foto: M. Rospek
„Die Leidenschaft
für Werder
wächst täglich“
Rico Weißbach wird seit einigen
Monaten zum Sport- und Fitness-
kaufmann ausgebildet – und zum
Werder-Fan.
WERDER MAGAZIN 305 81
MENSCHEN BEI WERDER
1...,71,72,73,74,75,76,77,78,79,80 82,83,84,85,86,87,88