WERDER MAGAZIN Nr. 350

50 WERDER MAGAZIN 350 „WIR MÜSSEN ALLES GEBEN“ Robert Nijdam war Handball-Profi, Nationalspieler und arbeitet mittlerweile seit fast zwei Jahrzehnten als Trainer. „Aber so etwas wie in dieser Saison habe ich noch nie erlebt“, gesteht der 50 Jahre alte Niederländer. Die Hiobsbotschaften begannen bereits, als die vergangene Spielzeit noch nicht beendet war. Chiara Thorn, talentierte Nachwuchsspielerin des Thüringer HC, hatte gerade ihre Unterschrift unter einen langfristigen Vertrag bei den Grün-Weißen gesetzt, da zog sie sich im Training mit ihrem damaligen Team einen Kreuzbandriss zu. Mit einer Portion Galgenhumor könnte man behaupten: Gerade noch rechtzeitig, um bei ihrem neuen Club zumindest in dieser Saison noch zum Einsatz zu kommen. Denn die mittlerweile 19 Jahre alte Rückraumspielerin hat sich zurückgekämpft und kann nun auf ihre ersten Einsätze für die Grün-Weißen in der 2. Bundesliga blicken. Junioren-Nationalspielerin Naomi Conze, ‚Bremens Nachwuchssportlerin des Jahres‘ 2019, wird dagegen in der laufenden Spielzeit kein Spiel für ihr Team bestreiten. Die groß gewachsene Rückraumspielerin verletzte sich Ende Juli 2021 bei der U19-Europameisterschaft in Slowenien ebenfalls am Kreuzband und ist seitdem zum Zuschauen verurteilt. Letztlich ereilte das gleiche Schicksal auch Sarah Seidel, deren Kreuzbandverletzung aus der Saisonvorbereitung mit der Mannschaft der Grün-Weißen resultierte und die dadurch ebenfalls in dieser Saison ohne Einsatz bleiben wird. „Schon vor Beginn der Spielzeit zu wissen, dass drei Spielerinnen langfristig fehlen, ist eine echte Hypothek“, so Cheftrainer Nijdam, der von da an immer wieder personell improvisieren musste. Denn zu den Langzeit-Ausfällen kamen einige Blessuren, die ebenfalls zum – glücklicherweise kurzfristigen – Fehlen von Spielerinnen führten. Darunter waren nicht nur sporttypische Verletzungen, sondern auch einige Covid-19-Erkrankungen, so dass die Grün-Weißen zum Heimspiel gegen den TSV Nord Harrislee Mitte Oktober keine spielfähige Mannschaft mehr hatten und bei der Spielleitenden Stelle der HBF einen Antrag auf Absetzung und Verlegung der Partie stellen mussten. Weiteres Problem der Covid-19-Infektionen: „Spielerinnen mit Symptomen mussten wir nach ihrer Genesung sehr behutsam wieder an die Trainingsbelastung heranführen“, macht Nijdam deutlich. Der Chefcoach musste somit zum Teil für mehrere Spiele auf diese Spielerinnen verzichten. Die über Monate anhaltenden personellen Engpässe im Training und in den Spielen hatten dabei gravierende Auswirkungen auf die gesamte Mannschaft, denn: „Die Belastung für die verbliebenen gesunden Spielerinnen war über einen langen Zeitraum sehr Zusammenhalt in schwieriger sportlicher Situation: Cheftrainer Robert Nijdam fordert von seiner Mannschaft bedingungslosen Teamgeist und das Zurückstellen persönlicher Befindlichkeiten. Fotos: hansepixx

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