Tätigkeitsbericht Ärztekammer Nordrhein 2014 - page 47

Ärztekammer
Nordrhein
Jahresbericht 2013
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Kommunikation
Mobilität und Selbstständigkeit sind zentrale
Ziele betagter Menschen. Obwohl viele Senioren
unter Gangunsicherheiten leiden, werden Stürze
und Sturzangst von ihnen vielfach verdrängt und
eher selten angesprochen, da der mit dem Sturz
verbundene Kontrollverlust als tiefgreifender Ein-
schnitt in die eigene Unabhängigkeit erlebt wird.
Stürze und sturzbedingte Verletzungen, insbeson-
dere Hüftfrakturen, sind ein häufiger Grund für
die Einschränkung der Mobilität. Schätzungsweise
30 Prozent der über 65-Jährigen und über 50 Pro-
zent der über 80-Jährigen stürzen mindestens ein-
mal im Jahr.
Sturzprävention – was kann getan werden?
Mit sturzpräventiven Maßnahmen lassen sich
Stürze und Hüftfrakturen um 30 bis 50 Prozent re-
duzieren. Sie sind in ärztlichen Leitlinien wie auch
in Empfehlungen und Standards unterschiedlicher
Professionen beschrieben, zum Beispiel im Exper-
tenstandard in der Pflege. Meist sind sie multifakto-
riell angelegt. Besondere Bedeutung kommt einem
spezifischen Kraft- und Balance-Training zu. Die
Effektivität eines solchen Trainings bei Senioren
wurde in einigen kontrollierten, randomisierten Stu-
dien nachgewiesen, darunter auch im „Ulmer Mo-
dell“
(Gillespie 2009, WHO 2004, Becker 2003, 2005)
.
Ärztinnen und Ärzte spielen eine wichtige Rol-
le bei der Sturzprävention. Sie haben einen beson-
deren Zugang zu Senioren, da nahezu alle älteren
Menschen in ärztlicher Betreuung sind. Ärztinnen
und Ärzte können das Sturzrisiko ihrer Patientin-
nen und Patienten erheben und sie dann gegebenen-
falls zur Teilnahme an sturzpräventiven Maßnah-
men wie Trainingsübungen oder zur Verbesserung
der Sicherheit in der Wohnung motivieren. Ferner
sind sie zuständig für weitere sturzpräventive Maß-
nahmen wie die Überprüfung der Medikation und
eventuelle Korrektur von Sehschwächen.
Um Unfälle im häuslichen Bereich zu vermeiden,
hat die Ärztekammer Nordrhein einen Infoflyer für
Seniorinnen und Senioren und deren Angehörige
erstellt, der Tipps zu Hilfsmitteln, Anpassungen im
Wohnbereich und Anlaufstellen in NRW enthält.
Das ambulante Setting – Aktiv und Mobil im Alter
Die Ärztekammer Nordrhein und der Rhein-
Kreis Neuss haben im Jahr 2009 ein Programm für
sturzgefährdete Personen im ambulanten Setting
aufgebaut, das Anfang 2012 noch einmal ausgebaut
wurde. Die Initiative, die von der BKK Deutsche
Bank gefördert wird, hat das Ziel, mit Maßnahmen
der Sturzprävention Senioren zu erreichen, die zu
Hause leben, altersbedingt ein zunehmend höheres
Sturzrisiko haben, aber beispielsweise Angebote
von Sportvereinen nicht in Anspruch nehmen.
Das Projekt im Rhein-Kreis Neuss besteht aus
folgenden Bausteinen:
wöchentlich ein oder zweimal ein einstündiges
Gruppen-Kraft- und Balancetraining
(Ulmer Modell)
Anleitungen für das Training zu Hause
ausführliche Schulung der Trainer und
Monitoring
ausführliche Informationen der nieder-
gelassenen Ärztinnen und Ärzte im Rhein-Kreis
Neuss über das bestehende Programm
eine standardisierte Dokumentation
Die Initiative ist zurzeit auf den Rhein-Kreis
Neuss begrenzt. Sie ist mittlerweile an 16 Stand-
orten in den Räumlichkeiten von Seniorenbegeg-
nungsstätten sowie in zwölf Pflegeeinrichtungen
fest etabliert. Das Kraft- und Balancetraining kann
kassenunabhängig von allen Senioren in Anspruch
genommen werden. In den Gruppen in Neuss
trainieren fast 400 Seniorinnen und Senioren,
überwiegend im Alter jenseits von 76, die bereits
gestürzt sind, sich gangunsicher fühlen und/oder
teilweise bereits eine Gehhilfe verwenden.
Sturzprävention – Gesundheit im Alter fördern
Stürze und sturzbedingte Verletzungen, insbesondere Hüftfrakturen, sind ein häufiger Grund
für die Einschränkung der Mobilität alter Menschen. Ärztinnen und Ärzte können einen wichtigen
Beitrag zur Sturzprävention leisten. Die Ärztekammer Nordrhein führt im Rahmen ihrer Initiative
„Gesund und Mobil im Alter“ Projekte zur Sturzprävention für Seniorinnen und Senioren im
ambulanten Setting durch.
T
ipps zu Hilfsmitteln,
Anpassungen im Wohn-
bereich und Anlaufstellen
in NRW sind in dem Flyer
zusammengefasst,
der über die Homepage
/
Gesundheitsfoerderung
zu beziehen ist.
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