Tätigkeitsbericht Ärztekammer Nordrhein 2014 - page 48

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Jahresbericht 2013
Ärztekammer
Nordrhein
Kommunikation
sind wie viele der Erkrankungen dagegen eher
unbekannt – und so hat sich im Praxisalltag der
Verweis auf lokale Angebote der Selbsthilfe noch
nicht regelhaft etabliert. Das liegt vor allem dar-
an, dass den Ärztinnen und Ärzten in ambulanter
und stationärer Versorgung oft verlässliche Basisin-
formationen fehlen, um vor Ort Kontakte zu knüp-
fen und Ansprechpartner zu benennen.
Selbsthilfe von A-Z
Vor diesem Hintergrund hat die Ärztekammer
Nordrhein auch im Jahr 2012/2013 ihren Selbst-
hilfeführer aktualisiert und um 600 Adressen er-
weitert. Die Broschüre „Gesundheitsselbsthilfe in
Nordrhein“ listet auf 170 Seiten 2.000 Adressen von
Selbsthilfegruppen und Kontaktstellen aus dem
bevölkerungsreichsten Bundesland auf. Von A wie
Achalasie bis Z wie Zystenniere können sich Ärz-
tinnen und Ärzte unkompliziert über das Selbst-
hilfeangebot und die Selbsthilfekontaktstellen vor
Ort informieren. Für Patientinnen und Patienten
steht eine Adressdatei auf der Homepage der Ärzte-
kammer Nordrhein
(
unter der Rub-
rik Bürger/Selbsthilfe)
zur Verfügung, die perma-
nent aktualisiert wird. Über 6.000 Mal im Monat
wird die Selbsthilfedatenbank der Ärztekammer
Nordrhein derzeit im Durchschnitt aufgerufen.
Die in den Datenbanken gelisteten Selbsthilfe-
gruppen bieten ihren Mitgliedern ein breites An-
gebot der Unterstützung an, indem sie den Erfah-
rungsaustausch und die Information ermöglichen,
konkrete Hilfen im Alltag zum Beispiel bei Behör-
dengängen oder hinsichtlich Heil- und Hilfsmit-
teln geben, Freizeitgestaltung und Familienalltag
ermöglichen.
Dieses ehrenamtliche Angebot trägt dazu bei,
die subjektive Gesundheit von chronisch kranken
Menschen zu stärken und damit deren Wohlbefin-
den und Leistungsfähigkeit zu erhöhen.
Wissen teilen, Hilfe anbahnen, Leid mindern:
Die Kooperationsstelle für Selbsthilfe und Ärzte
Die Kooperationsstelle für Selbsthilfe und Ärzte der Ärztekammer Nordrhein hat im Berichtszeitraum
zum fünften Mal einen Selbsthilfewegweiser für Nordrhein herausgegeben. Neben der modernen
Medizin unterstützen bundesweit an die tausende Selbsthilfegruppen chronisch Kranke und
Behinderte dabei, trotz Erkrankung ein erfülltes Leben zu gestalten – auch in Nordrhein.
Die Mehrheit der Deutschen hält bei Krankhei-
ten den Beistand von Selbsthilfegruppen für un-
verzichtbar. Das ergab eine repräsentative Forsa-
Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK in
Hamburg 2010. Demnach finden 86 Prozent der
Befragten (N=1.000) den Erfahrungsaustausch in
Selbsthilfegruppen besonders wichtig. Fast genauso
viele (84 Prozent) meinen, dass solche Gruppen die
Behandlung durch die Ärztin/den Arzt sinnvoll er-
gänzen. Als bedeutsam erachten die meisten Befrag-
ten Selbsthilfegruppen bei psychischen Problemen
wie Depressionen (83 Prozent). Auch bei lebens-
bedrohlichen Erkrankungen wie Krebs (81 Pro-
zent) sowie bei chronischen Leiden wie Diabetes
(65 Prozent) und Beziehungsproblemen in der
Familie (58 Prozent) halten sie sie für sinnvoll.
In diesen Zahlen drückt sich das heutige Gesund-
heitsverständnis der Bevölkerung aus, zu dem
stärker als früher die Eigenverantwortung und ein
bewussterer Umgang mit dem eigenen Schicksal
gehören.
Etablierte Selbsthilfegruppen wie die Frauen-
selbsthilfe nach Krebs, die Deutsche Multiple Skle-
rose Gesellschaft oder die Anonymen Alkoholiker
genießen auch bei Ärztinnen und Ärzten einen
hohen Bekanntheitsgrad und werden daher wei-
terempfohlen. Selbsthilfegruppen zu Seltenen Er-
krankungen wie dem Angelman-Syndrom, Morbus
Wilson und dem Klippel-Trenaunay-Syndrom
Rudolf Henke,
Präsident der
Ärztekammer Nordrhein:
Die Ärztekammer
Nordrhein fördert mit
der Herausgabe des
Wegweisers „Gesundheits-
selbsthilfe in Nordrhein“
die sinnvolle Kooperation
zwischen Selbsthilfe und
Ärzteschaft.
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