

Ärztekammer
Nordrhein
Jahresbericht 2015
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Kommunikation
Zur Verringerung der Krankheitsrisiken emp-
fiehlt die Wissenschaft die Einhaltung der Grenz-
werte für einen risikoarmen Alkoholkonsum. Die
Kommunikation dieser Grenzwerte ist ein Ziel der
Aktionswoche unter dem Motto: „Weniger Alkohol
ist besser. Und bei der Arbeit und auf der Straße
null Promille.“ Es ist ein pragmatisches Motto –
wenn es schon nicht gelingt, wirksame verhält-
nispräventive Maßnahmen wie Werbeverbote oder
Erhöhung der Alkoholsteuer durchzusetzen, soll
zumindest der Versuch unternommen werden, in-
dividuelle Risiken zu minimieren.
Informationen für einen risikoarmen Alkohol-
konsum bei gesunden Erwachsenen hat die Ärzte-
kammer Nordrhein in zwei Flyern, die der Aus-
schuss für Fragen der Prävention und Gesund-
heitsberatung erarbeitet hat, zusammengefasst.
Die Ärztekammer möchte künftig auch Fortbildun-
gen für ihre Mitglieder anbieten, die helfen sollen,
alkoholbezogene Probleme in der täglichen ärzt-
lichen Praxis anzusprechen und Frühintervention
sicherzustellen.
Fortbildungen zum Thema sind auf der Internetseite
www.aekno.de/alkoholpraeventionzu finden.
Alkoholkonsum reduzieren
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen veran-
staltet jährlich eine Aktionswoche „Alkohol“, um
in der Gesellschaft für einen verantwortungsvollen
Umgang mit Alkohol zu werben. Die Ärztekam-
mer Nordrhein hat die Aktionswoche vom 13. bis
21. Juni 2015 erstmalig unterstützt und betrachtet
die Aktionswoche als Auftakt, um darüber hinaus
unterschiedliche Informationsveranstaltungen und
Fortbildungen durchzuführen und entsprechende
Materialien zusammenzustellen.
Die Problematik
Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für
Suchtfragen trinkt der Deutsche pro Kopf im
Schnitt 136,9 Liter alkoholische Getränke im Jahr –
etwa so viel wie in eine durchschnittliche Badewan-
ne passt. Jedes Jahr sterben circa 74.000 Menschen
an den Folgen ihres Alkoholmissbrauchs. Rund 1,77
Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen
18 und 64 Jahren sind alkoholabhängig, sie vermin-
dern ihre Lebenserwartung um etwa 15 bis 20 Jah-
re. Etwa jedes sechste Kind in Deutschland kommt
aus einer Familie, in der Alkoholismus oder Dro-
genabhängigkeit herrschen. Für diese Kinder ist das
Risiko, als Erwachsene selbst suchtkrank zu wer-
den, im Vergleich zu Kindern aus nichtsüchtigen
Familien bis zu sechsfach erhöht. Etwa ein Drittel
dieser Kinder wird im Erwachsenenalter stofflich
abhängig. Dass Alkoholmissbrauch eben nicht nur
ein Problem des Nutzers ist, zeigt auch die jähr-
liche Unfallstatistik. Im Jahr 2012 registrierte das
Statistische Bundesamt 15.130 Unfälle im Straßen-
verkehr, bei denen mindestens einer der Beteilig-
ten (Fahrer oder Fußgänger) unter Alkoholeinfluss
stand. Dabei wurden 338 Menschen getötet.
In einer 2012 in
T
he Lancet
veröffentlichten Stu-
die wiesen britische Forscher
(LIM et al. 2012)
nach,
dass regelmäßiger Alkoholkonsum zu den wichtigs-
ten Gesundheitsrisiken gehört. Alkoholbedingte
Folgekrankheiten sind durch viele Studien belegt.
Praktisch sind alle Organsysteme betroffen, wo-
bei viele neue Befunde die kanzerogene Wirkung
des Alkohols belegen. Die höchste Zuwachsrate bei
Männern gab es in den vergangenen 30 Jahren bei
Leber- und Gallenkrebs: plus 152 Prozent von 1.981
auf 5.000 Sterbefälle. Einer der Gründe dafür ist,
dass Männer mehr Alkohol trinken. Die Kosten al-
koholbedingter Krankheiten werden pro Jahr auf
26,7 Milliarden Euro geschätzt.
Die Flyer mit den unterschiedlichen Zielgruppen Frauen/Männer sind
bei der Ärztekammer Nordrhein kostenfrei erhältlich:
snezana.marijan@aekno.de