

Ärztekammer
Nordrhein
Jahresbericht 2015
| 53
Kommunikation
Der Nutzen von Bewegung ist in der Prävention
und Therapie zahlreicher chronischer Erkrankun-
gen belegt. Regelmäßige körperliche Bewegung re-
duziert Risikofaktoren wie Übergewicht und Stress,
hilft Stoffwechselerkrankungen zu verhindern und
ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben in den eige-
nen vier Wänden bis ins hohe Alter. Trotz dieser
bekannten positiven Wirkungen von Bewegung
und Sport haben die veränderten Arbeits- und Frei-
zeitbedingungen zu einem überwiegend sitzenden
und inaktiven Lebensstil geführt. Ein gesundheits-
fördernder Lebensstil entsteht eben nicht durch
theoretisches Wissen oder per Verordnung.
Anders als bei Medikamenten reicht das Auf- und
Verschreiben von Lebensstiländerungen nicht aus,
um bei Menschen langfristig und nachhaltig eine
Verhaltensänderung zu bewirken. Weltweit kön-
nen etwa ein Zehntel der Todesfälle auf mangelnde
körperliche Bewegung zurückgeführt werden
(Lee
et al. 2012)
. Um diese zu verhindern, fokussiert die
Forschung aktuell nicht mehr nur darauf, ob Prä-
vention wirkt, sondern welcher Kommunikation
und Motivation es bedarf, um inaktive Personen zu
einem aktiveren Lebensstil zu motivieren.
Lebensstilberatung in der Arztpraxis
Gerade wenn es darum geht, alle Bevölkerungs-
schichten anzusprechen, können Ärztinnen und
Ärzte Erfolge verzeichnen. Das liegt vor allem an
dem Vertrauen, dass Bürgerinnen und Bürger all-
gemein in ärztliche Empfehlungen haben. Etwa
150.000 bis 200.000 Patientengespräche führt
ein Arzt im Laufe seines Berufslebens. Befragun-
gen bestätigen, dass sich Patientinnen und Patien-
ten den Arzt in der Rolle des Gesundheitsberaters
wünschen und ihm vertrauen. Die regelmäßigen
Arztkontakte und Inanspruchnahmen von Vorsor-
geuntersuchungen erlauben eine frühzeitige Inter-
vention und das Aufspüren von
teachable moments
.
Gesundheitsförderung und Prävention haben auf-
grund der arzttypischen Faktoren wie dem indivi-
duellen Kontakt, der starken Vertrauensbasis und
hohen Glaubwürdigkeit und den vielen Kontakten
mit Patienten innerhalb präventiv relevanter Zeit-
räume großes Potential.
Das Studiendesign
Ziel der Studie
10.000 Schritte für Ihre Gesundheit
der Ärztekammer Nordrhein und der Deutschen
Sporthochschule Köln in den Jahren 2013 bis 2015
war es, praktikable Instrumente und Kommuni-
kationstechniken in der Arztpraxis zur Förderung
eines aktiven Lebensstils bei inaktiven und/oder
übergewichtigen Personen
(Body Mass Index (BMI)
≥
25 kg/m
2
)
, die an einer gesetzlich verankerten Ge-
sundheitsuntersuchung
(Check up 35, GOÄ Ziffer 29)
teilnehmen, zu prüfen.
10.000 Schritte, eine Erkenntnis: Prävention
braucht Kommunikation und Begleitung
Dass Bewegung der Gesundheit nutzt, dürfte allgemein bekannt sein.
26,6 Millionen Einträge erscheinen, gibt man den Suchbegriff „Bewegung und Gesundheit“
in Suchmaschinen ein. Doch trotz des vorhandenen und kommunizierten Wissens zeigt nur rund
ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland ein entsprechendes Bewegungsverhalten.
Im Rahmen einer Kooperationsstudie mit der Deutschen Sporthochschule Köln wollte die Kammer
ermitteln, inwieweit die Förderung eines aktiven Lebensstils von bewegungsarmen Patienten
in der Hausarztpraxis gelingen kann.