

Ärztekammer
Nordrhein
Jahresbericht 2015
| 55
Kommunikation
im Praxisalltag eingebettet werden kann und als
hilfreich erlebt wird. Bei der Anwendung des MI
wird der Arzt zum verständnisvollen Begleiter des
Patienten, der die Eigenverantwortung zur Lebens-
stiländerung beim Patienten weckt. Diese Grund-
haltung unterscheidet sich elementar von der Rolle
des Arztes, der Patienten lediglich eine mündliche
oder schriftliche Bewegungsempfehlung gibt.
Durch die Integration des Praxispersonals (neben
Hausärzten auch MFA) hat sich im Interventions-
zeitraum das System Praxis insgesamt zu einem Ort
entwickelt, an dem das Thema Gesundheitsförde-
rung mehr Raum einnimmt. Auch die Einbettung
der Intervention in den
Check-up 35/GOÄ Ziffer
29
wurde von den Kölner Ärztinnen und Ärzten
(90 Prozent) als äußerst sinnvoll bewertet. Auch
hier sei aus der Evaluation zitiert:
„Während des
Check-up setzen sich Patienten mit ihrem Körper aus-
einander. Sie sind in der Zeit empfänglich für präven-
tive Botschaften/Anknüpfend an die Untersuchungs-
ergebnisse konnte ich mit MI und Schrittzähler im
Gespräch einen möglichen und sehr einfachen Weg zur
Lebensstiländerung aufzeigen/Insgesamt haben wir mit
den Patienten mehr über das
T
hema Lebensstiländerung
gesprochen/Da unser
T
eam auch selbst die Schrittzähler
trägt, konnten wir mit den Patienten auf Augenhöhe
kommunizieren.“
Im Gegensatz dazu waren nicht
einmal die Hälfte der Düsseldorfer Ärztinnen und
Ärzte von dem Konzept der allgemeinen Lebensstil-
beratung im Rahmen des
Check-up 35/GOÄ Ziffer 29
überzeugt.
Bei der Ausgestaltung einer zukünftigen ärzt-
lichen Präventionsempfehlung, wie sie im Präven-
tionsgesetz beschrieben wird, sollten das
Motivierende
Interview
oder ähnliche kommunikative Gesprächs-
techniken zur Vermittlung präventiver Botschaf-
ten mit einbezogen werden und die hierfür notwen-
digen zeitlichen Gesprächsumfänge durch entspre-
chende Rahmenbedingungen in der Praxis ermög-
licht werden. Ebenfalls können die Ergebnisse da-
rauf hindeuten, dass eine einmalige Intervention
wahrscheinlich nicht den gewünschten nachhal-
tigen Effekt sichert (Abbrecherquote zwischen 20
und 34,5 Prozent) und dass Folgekonsultationen
zur Besprechung der erreichten Ergebnisse sinnvoll
erscheinen.
Folgende Ergebnisse lassen sich aus den standar-
disierten Interviews und Fokusgruppengesprächen
berichten.
In der Kölner Interventionsgruppe waren zu
Beginn 21 Hausarztpraxen eingeladen. Nach der
Schulung ist eine Hausarztpraxis, eine weitere
Hausarztpraxis kurz vor T1 ausgeschieden. An den
Interviews haben 20 Kölner Hausärzte teilgenom-
men, Patientenergebnisse wurden von 19 Kölner
Hausarztpraxen ausgewertet.
In die Düsseldorfer Quasikontrollgruppe waren
zu Beginn 17 Hausarztpraxen eingeladen. Nach drei
Monaten waren sieben Praxen ausgestiegen, da sie
keine Gesprächsanker, keine passenden Patienten
oder keine Zeit für Beratungsgespräche fanden. An
den Interviews haben zehn Düsseldorfer Hausärzte
teilgenommen und von diesen Praxen wurden alle
Patientenergebnisse ausgewertet.
Von den 20 Kölner Hausarztpraxen wurden 168
Patienten (im Durchschnitt 8,4 Patienten pro Pra-
xis) in die Studie eingeschleust, von 110 Patienten
liegen die Daten zum Zeitpunkt T0 und T1 vor. Für
18 Ärztinnen und Ärzte trifft die Aussage, dass das
MI für die Lebensstilberatung/Motivation zur Stu-
dienteilnahme hilfreich ist, voll zu, für zwei teil-
weise. Auch nach Beendigung der Studie wollen die
teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte diese Technik
weiterhin in der Lebensstilberatung stets (N=17),
überwiegend (N=2) beziehungsweise teilweise (N=1)
einsetzen. Die Beratungsdauer lag durchschnittlich
bei etwa 9,3 Minuten.
Von den zehn Düsseldorfer Hausarztpraxen wur-
den 49 Patienten (im Durschnitt 4,9 Patienten pro
Praxis) in die Studie eingeschleust, von 39 Patienten
liegen die Daten von T0 und T1 vor. Die Beratungs-
dauer lag durchschnittlich bei etwa 17,1 Minuten.
Trotz der sehr viel längeren Beratungszeit war es
den Ärztinnen und Ärzten ohne MI-Schulung und
ohne Botschaft der 10.000 Schritte/oder der Ausga-
be von Schrittzählern deutlich schwerer gefallen,
Patienten zu einer Lebensstiländerung und Studien-
teilnahme zu motivieren.
Als persönliches Fazit zur Studie wurden von den
Kölner Ärztinnen und Ärzten folgende Aussagen
mehrfach getätigt:
„Projekt war super. Mit der
T
ech-
nik des MI macht Arbeit wieder mehr Spaß, da ich die
Eigenverantwortung des Patienten stärke und ihn dort
abhole, wo er gerade steht/Eine alltagstaugliche Umset-
zung einer sinnvollen Präventionsmaßnahme.“
Diese
ersten Aussagen können Hinweise darauf liefern,
dass das
Motivierende Interview
als Instrument zur
Lebensstilberatung in Kombination mit der einfa-
chen Botschaft „10.000 Schritte pro Tag“ durchaus
Fazit eines teilnehmenden Kollegen:
„Projekt war super. Mit der Technik des MI macht
Arbeit wieder mehr Spaß, da ich die Eigenverantwortung
des Patienten stärke und ihn dort abhole, wo er gerade
steht.“