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CORTISSIMO 02 | 2015

25

EVERYDAY

PEOPLE

ausgerichtet: Fotos von Menschen, die

alle in weißen T-Shirts oder Feinripp

aufgenommen wurden. Es sind moder-

ne Typen, manchmal schräg, aber Men-

schen wie Du und Ich.

Vor den Fotos sitzt

Torsten Hupe an seinem Mac, organisiert

Termine, schreibt Rechnungen und An-

gebote. Models werden für Termine im-

mer per Telefon und E-Mail angefragt und

wenn es schnell gehen muss auch mal

parallel über WhatsApp. Wenige Sekun-

den später klingelt oftmals Hupes Smart-

phone und der Termin ist bestätigt.

Everydaypeople gibt es seit drei Jahren.

Die Agentur vermittelt Models, die nicht

glatt sind, aber dennoch eine ausdrucks-

starke Kamerapräsenz haben. Jeder, der

mit seinem Porträt an die Wand hinter

Torsten Hupes Schreibtisch will, muss

sich persönlich vorstellen. 172 Models,

davon 94 Männer, vertritt Everydaypeo-

ple derzeit. Sie sind von 18 bis Mitte 70

Jahre alt. Hupe sagt, mit dem demografi-

schen Wandel werden auch ältere Models

immer wichtiger. Er lernt jedes seiner

Models persönlich kennen, hat mit ih-

nen gesprochen, kennt ihre Stärken und

Schwächen ganz genau. Das sei in einer

Zeit, in der nicht nur das Editorial, sondern

auch die Werbung authentische Typen

suche, immer wichtiger. „Ich muss zum

Beispiel wissen, ob das potentielle Model

auch schauspielern kann, wenn dies ge-

fragt ist“, so Hupe und da gehe es eben

überhaupt nicht um die Maße 90-60-90.

SEDCARDSMIT

UNGESCHMINKTENMODELS

Der Typ steht bei Everydaypeople im Vor-

dergrund. Wer die Sedcards vom Künst-

lerdienst oder den klassischen Agentu-

ren kennt, wird von der Präsentation der

Models bei Everydaypeople erst einmal

irritiert sein. Alle Models sind im gleichen

Look fotografiert. Die üblichen Fotos in

Lingerie, Business-Outfit und legerem

Dresscode fehlen. Es geht um den Men-

schen, den Typen, sogar auf Make-Up

wird nahezu verzichtet. „So wie unsere

Modelle auf der Sedcard aussehen, kom-

men sie auch zum Set“, sagt Hupe und

weiter: „Unsere Sedcards oder Präsentati-

onen sind immer aktuell, spätestens nach

einem Jahr wird das Model neu geshootet.

Unsere Ehrlichkeit kommt gut an und wird

mittlerweile von anderen Modelagentu-

ren kopiert.“

Am Anfang sei man von der Szene be-

lächelt worden und hörte häufiger den

Spruch: „Super Idee, Du wirst nur kein

Geld damit verdienen.“ Und nach den ers-

ten Sedcard-Shootings habe man schon

sehr verrückte Typen in der Kartei ge-

habt. So ein wenig wie die Modelagentur

Ugly aus London. Bestärkt fühlte man sich

durch einen großen Automobilverleiher.

Der setzte immer wieder auf schräge Ty-

pen, die auch einmal unförmig und wild

sein durften. Dabei sei Größe oder Figur

gar nicht so entscheidend, ob ein Mensch

gut vor der Kamera wirke, sondern ob

sein Körperbau und seine Gesichtszüge

harmonisch und symmetrisch seien.

Die ersten Models kannte Hupe alle noch

aus seinem persönlichen Umfeld. Span-

nende Typen, darunter auch Profi-Skate-

boarder oder Menschen voller Tattoos.

Torsten Hupe,

35, wollte eigentlich wie sein Vater Dirk

Hupe Fußballprofi werden. Der spielte unter anderem für Borussia

Dortmund und lange Jahre für Fortuna Köln. Aufgrund einer Verlet-

zung an der Kniescheibe klappte dieser Traum aber nicht. Und so

machte Torsten Hupe zunächst eine Ausbildung zum Schilder- und

Lichtreklamehersteller und eröffnete nach dem Kommunikations-

studium eine Agentur für Markenkommunikation, bis er 2012 die

Modelagentur Everydaypeople gründete.

„Super Idee, Du

wirst nur kein Geld

damit verdienen.“

MEHR INFOS:

www.everydaypeople.de