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CORTISSIMO 02 | 2015

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FOTO

TREN

DS

einem Haus mit Garten glücklich und zufrieden leben will. Nur,

dass das Haus, die Modelle und das Styling ausgesucht sind. Die

Szenen sollen dann möglichst natürlich wirken und der Kunde

steht mit dem, was er verkaufen möchte, zusätzlich im Fokus.

Wie aufwendig planen Sie Ihre Shootings?

OK, nehmen wir das Shooting für die aktuelle Cortissimo im

Natuzzi Flagship-Store: Das waren vier Vorbereitungstage und

drei Tage Nachbereitung für einen Tag Fotografie. Das ist dann

doch relativ aufwändig. Die Vorbereitungstage bestehen daraus,

sich den Ort anzusehen, wie sind die Lichtverhältnisse, welche

Dinge stören. Die Modelle müssen auf dem Punkt sein. Die muss

man finden, die müssen zueinander passen. Dann gibt es Vor-

besprechungen mit dem ganzen Team: Eine Stylistin muss wis-

sen, was wir zeigen wollen. Die Nachbereitung besteht aus der

Bildauswahl, eventuell Postproduktion mit der Komposition von

mehreren Bildern zu einem, dem Composing.

Autos wie der Porsche Oldtimer wollen auch besorgt sein?

Das gehört zu den Requisiten und Vorbereitung. Im Idealfall

rufst Du jemand an und der Erste sagt ja.

Sie betreiben viel Planung. Da stellt sich die Frage, wie spontan

sind Sie als Fotograf auf Shootings?

Spontaneität ist das Quäntchen, das es ausmacht. Man baut das

Bild auf, so dass alles stimmt, und dann muss eine Interaktion

passieren. Die Leute müssen etwas machen, was das Bild echt

macht. Oft ist es gerade auch ein richtiger Fehler, wie jemand

dreht sich gerade weg oder hält die Hand vor das Gesicht. Der

Künstler Kippenberger hat mal einen schönen Satz gesagt: „Ver-

wechsle nicht Präzision mit Angst.“ Du kannst arrangieren, aber

dann muss etwas passieren.

Im Möbelhaus stieg die Stimmung bei der Partyszene. Die Mu-

sik wurde voll aufgedreht, egal was drumherum passiert. Sie als

Fotograf und die Models wurden extrem locker. Gehört so eine

lockere Stimmung zu einemperfekten Fotoshooting?

Du musst als Fotograf eine gemeinsame Stimmung hinbekom-

men. Da muss man auch so ein wenig reinwachsen. Wenn ein

Shooting zwei Stunden läuft und die Models merken, dass man

zufrieden ist mit dem was sie machen, dann macht es denen

auch Spaß und das transportieren sie. Klar, Musik hilft dabei.

Wenn man es schafft, dass es allen Spaß macht, dann kommt

am meisten dabei raus. Wenn man das nicht als Job sieht, son-

dern als schönen Tag.

Wie ist dasmit Kunden, die bei einemShooting dabei seinwollen?

Kunden muss man ganz schnell die Sicherheit geben, dass man

es im Griff hat. Man kann Anregungen annehmen, aber man

muss das Shooting im Griff haben. Es muss einen ganz festen

Plan geben. Ideen sind immer super, aber Experimenten am

Set sollte man mit Vorsicht begegnen. Letztendlich muss das

Resultat stimmen. Aber wenn man plötzlich eine ganz andere

Idee verfolgt, als ausgemacht, dann kann es sein, dass was nicht

stimmt.

Ist es Ihnen lieber, dass Ihnen jemand von vornherein das Ver-

trauen entgegenbringt und dann auch mehr Freiheiten lässt. Bei

der Requisite, derWahl derModels?

Persönlich macht mir das Spaß, wenn ich viel freie Hand habe.

Also, wenn es eine Idee gibt, wo es hingehen soll. Dann fange

ich an, an den Bildern zu stricken. Wichtig ist, dass klar ist, was

wichtig ist, aber auch welche Bilder man nicht sehen will, was

nicht sein darf. Dass man mich als Rainer Holz und meinen ak-

tuellen Fotostil bucht und sich darauf verlässt, dass ich das Beste

aus der Situation heraushole. Klar, wenn jemand auf Augenhöhe

dabei ist, etwa ein guter Art Direktor, der Dinge am Set optimie-

ren kann, Humor reinbekommt oder Situationen überspitzen

kann. Dann ist das super.

Ist das Briefing vorher wichtig?

Ja, sonst geht das Shooting völlig ins Leere. Du fängst ja mit ei-

nem leeren Bild an und musst das füllen. Es muss eine Idee da

sein.

Wann shooten Sie lieber vor Ort, wann imStudio?

Studio ist die Wahl der Mittel, wenn wir Composings machen.

Ansonsten bevorzuge ich On Location.

Dos andDon´ts amShooting-Tag?

(spontan) Zu spät kommen. Es ist einfach respektlos, wenn zehn

Leute auf eine Person warten müssen, die eine Stunde zu spät

kommt.

Dos?

Dass alle mit guter Laune kommen und ausgeschlafen sind.