

26
CORTISSIMO 02 | 2015
Heute kommen mittlerweile viele Models
zu Everydaypeople und nur ein kleiner
Prozentsatz schafft es an die Wand in der
Kölner Südstadt. Den Kunden bietet Hupe
immer auch eine Beratung an. Hier zahlt
sich aus, dass er jedes Model persönlich
kennt und auch bei den Sedcards-Shoo-
tings immer mit dabei ist. „Wenn der Kun-
de skizziert, für welche Art von Shooting
er Modelle benötigt, dann schlagen wir
ihm die potentiell passenden Gesichter
für seine Produktion vor“, so Hupe. Diesen
Service nutzten auch rund 95 Prozent der
Kunden. Der Schwerpunkt liegt im Be-
reich Foto und Film, Kunden aus dem TV-
Bereich seien eher selten. Die Shootings,
für die die Modelle von Everydaypeople
gebucht werden, spiegeln heute häufig
Lebenswelten und weniger Mode wieder.
In Zeiten von Content und Social-Media-
Marketing ein immer wichtigeres Feld. Da
hat eine ausdrucksstarke Persönlichkeit
einen höheren Impact, also Auswirkung
für Storys.
Die Models bei Everydaypeople haben
aber auch ein Mitspracherecht und müs-
sen nicht jeden Job annehmen. Wenn
ein Model sich etwa bei Zigarettenwer-
bung nicht wohlfühle oder in bestimm-
ten Zusammenhängen nicht öffentlich in
Verbindung gebracht werden will, dann
bestehe man als Agentur nicht auf den
Einsatz, so Hupe. Bei den meisten Pro-
duktionen buchen Fotografen, aber auch
Design- und Werbeagenturen gehören zu
den Kunden von Everydaypeople. Hupe
versteht sich als Berater und Dienstleis-
ter. Wie bei den kniffligen rechtlichen
Fragen von Model Release und Buyout.
Wie und wo ich also die Fotos meiner
Fotoproduktion publizieren darf und in
welchem Umfang.
CORTISSIMO: Wenn Sie mit einem Satz Ihre Fotogra-
fie beschreiben müssen, für jemanden der Sie noch
nicht kennt, wie lautet der?
RAINER HOLZ: Inszenierte Fotos im Reportagestil.
Das soll es sein, die Fotos sollen echt aussehen.
Wo sehen Sie Ihren Schwerpunkt, eher in der Insze-
nierung oder der Reportage?
Beides sind Themen, die mich interessieren. Die Re-
portage ist ideal zum Üben, weil man ganz schnell
den richtigen Moment und Hintergrund finden muss.
Da gilt es, nicht lange zu fackeln. Das muss sitzen
und wenn es nicht sitzt, dann muss man damit leben.
Die inszenierte Fotografie profitiert von der Planung
im Vorfeld. Ich fotografiere die Location und überle-
ge was funktioniert. Damit kann ich die Rosinen des
Umfeldes herauspicken.
Reportagefotografie habe ich für das Medienwis-
sensmagazin „KNOW!S“, das Kundenmagazin der
„Telekom“ oder das „Handelsblatt“ gemacht. Für mich
ist das immer eine Mischung aus dem, wie sich der
Porträtierte selbst sieht und dem, was ich zusätzlich
sehe. Das unterscheidet sich oft gar nicht so stark,
wie ich die inszenierte Fotografie angehe. Etwa wenn
eine Versicherung zeigen will, wie eine Familie in
„WENN
MANDAS
SHOOTING
NICHTALS JOB
SIEHT,
SONDERNALS
SCHÖNEN
TAG.“
Gespräch mit
Fotograf
Rainer Holz
über
inszenierte
Fotos im
Reportagestil
und aktuelle
Fototrends.