WERDER MAGAZIN Nr. 309 - page 32

schaut man als erstes auf die Stürmer. Auch
ich habe als Stürmer begonnen, wollte Tore
schießen, bin dann aber später in die Defen-
sive gewechselt.
Bei Werder hast du bereits in der Innenver-
teidigung und auf der linken Abwehrseite ge-
spielt. Was ist dir lieber?
Ehrlich gesagt die Innenverteidigung, weil
ich dort in den vergangenen Jahren immer
gespielt habe. Aber wenn mich der Trainer
auf der linken Seite aufstellt, bekomme ich
auch das hin. Natürlich ist es immer eine
Umstellung, wenn man mal dort und mal
dort aufläuft.
Ist auch das Leben in Deutschland für dich
eine Umstellung?
Der große Unterschied zu Deutschland
ist, dass die Italiener immer in Eile sind,
zum Beispiel auch beim Autofahren. Hier
in Deutschland fahren die Menschen sehr
ruhig, in Italien dagegen eher hektisch.
Ansonsten gibt es viele Ähnlichkeiten. Die
Menschen in Norditalien sind nicht viel an-
ders als in Deutschland.
Wie klappt es denn mit
dem Deutsch lernen?
Ich hatte ehrlich gesagt
damit gerechnet, dass es
noch schwieriger ist. Ich
bin nun seit knapp zwei
Monaten hier und kann
schon viel verstehen. Ich gehe regelmäßig
zum Deutschunterricht. Und am wichtigs-
ten ist am Anfang sowieso, dass ich vor al-
lem das verstehe, was der Trainer sagt. Ich
habe das Wörterbuch immer dabei. Und
auch zu Hause schaue ich sehr oft rein.
Auch deine Facebook-Seite kann dir beim
Deutsch lernen helfen…
Das stimmt. Ich freue mich sehr, dass mir
SCHON GEWUSST?
Das Interview mit Luca Caldirola
wurde von Hanna Kavalevich
übersetzt. Die gebürtige Weiß-
russin hat unter anderem ein
Italienisch-Studium erfolgreich
abgeschlossen und absolviert
derzeit ein Praktikum in der
Abteilung Fan- und Mitglieder-
betreuung des SV Werder. Ganz
zufällig stellten beide beim
Interview fest, dass es nicht
ihre erste Begegnung war – al-
lerdings die erste bewusste. Im
Jahr 2008 hatte Caldirola mit der
italienischen U-17-Auswahl an
einem internationalen Turnier in
Minsk, der Hauptstadt Weißruss-
lands, teilgenommen. Und Hanna
Kavalevich half damals bei der
Betreuung der Nachwuchsspieler.
Sie sagt: „Es ist kurios, wie klein
die Welt manchmal ist. Toll, dass
Luca jetzt bei Werder spielt.“
dort viele Fans auf Deutsch schreiben. Wenn
ich es sofort verstehe, dann antworte ich
auch sofort auf Deutsch. Und wenn ich es
nicht gleich verstehe, schaue ich auf jeden
Fall nach, was es bedeutet. Also ist das tat-
sächlich eine gute Hilfe
beim Deutsch lernen…
Mit wem unterhältst du
dich am meisten über Fuß-
ball?
In meiner Familie geht es
eigentlich immer um Fußball
(lacht)
. Mein
Vater schaut zu Hause sehr viel Fußball im
Fernsehen, meine Mutter dadurch auch. Mit
meinem älteren Bruder telefoniere ich fast je-
den Tag. Er hat es früher immerhin bis zur 4.
Liga, der Liga Pro, in Italien geschafft. Aber
als er 19 war, hat er sich dafür entschieden,
Journalist zu werden. Heute ist er 29 und
schreibt über den Fußball in der Region rund
um unsere Heimatstadt.
Was willst du mit Werder in dieser Saison er-
reichen?
Es ist schwer zu sagen, denn die Saison hat
gerade erst begonnen. Alle in der Mann-
schaft denken von Spiel zu Spiel. Wir wer-
den am Ende sehen, wo wir landen.
Wie weit ist dein Debüt in der A-Nationalmann-
schaft noch entfernt?
Ich hoffe, dass ich bald dabei sein kann. In
der Nationalmannschaft zu spielen, ist für
jeden Fußballer ein Traum. Sollte der Nati-
onaltrainer bei mir anrufen und mich einla-
den, dann wäre ich der glücklichste Mensch
der Welt.
Wer bei Inter groß geworden und Kapitän der
italienischen U-21-Auswahl ist, der steht vor
einer großen Karriere. Hast du einen Karriere-
plan?
Wie jeder Fußballer habe ich natürlich Ziele
im Kopf. Aber das spielt im Moment keine
Rolle. Ich bin sehr glücklich, in Bremen zu
sein. Denn Werder ist ein sehr großer Club
und im Moment der richtige Schritt in mei-
ner Karriere.
Interview und Text: Martin Lange
Fotos: Carsten Heidmann
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„Ich habe das
Wörterbuch
immer dabei“
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INTERVIEW
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