A
lexander Meier
glaubt nicht an Hirnge-
spinste. Der 30-Jährige ist Realist. Weil
er fast alles schon mitgemacht hat. Gute
Zeiten, schlechte Zeiten. Verletzungen,
bstieg, Aufstieg. Und immer, wenn der Durch-
bruch geschafft schien, gab es wieder einen Rück-
schlag. Früh in seiner Karriere war das Knie ka-
putt – fast ein Jahr Pause. „Wenn du gesund bist,
ist alles okay“, sagt Alex Meier. „Du lernst deinen
Beruf erst zu schätzen, wenn er in Gefahr ist.“
Jetzt ist Meier
endlich langfristig gesund. Und
ziemlich weit oben. Als Torschützenkönig der 2.
Bundesliga (mit 17 Treffern) schoss Frankfurts
Führungsspieler die Eintracht 2012 wieder zurück
in Liga eins und unterstrich damit seine enorme
Bedeutung für die Mannschaft. Auf Platz sechs
beendete der Aufsteiger die vergangene Saison
– mit Alex Meier als zentrale Figur. Er erzielte
erstmals in einer Erstliga-Saison 16 Tore und war
zudem nach Leverkusens Stefan Kießling zwei-
kampfstärkster Offensivspieler der Liga.
Auch in dieser Spielzeit
ist der 1,96 Meter große
Hüne wieder in bestechender Frühform. Nach
treffsicherer Vorbereitung gelang Meier beim
2:0-Erfolg bei Karabach Agdam in Aserbaidschan,
der Rückkehr der Eintracht auf die europäische
Fußballbühne, ein Doppelpack, der die Eintracht
frühzeitig für die Gruppenphase der UEFA Euro-
pa League planen ließ.
Seine ersten fußballerischen Schritte
machte Alex
Meier in Buchholz bei Hamburg. Dort hatte der
Vater seines besten Freundes, ein Landwirt, an
seinem Wäldchen einen Bolzplatz eingerichtet,
auf dem Meier seinen gefürchteten Schuss mit
der rechten Innenseite trainieren konnte. Kicken
bis es dunkel wurde, war angesagt. Doch irgend-
wann rief der Vater – schließlich sollte sein Sohn
am nächsten Tag nicht müde zum Training beim
Hamburger SV erscheinen.
Mit 18 Jahren
bekam Meier seinen ersten Profiver-
trag bei den Hamburgern, wurde aber gleich an
den FC St. Pauli ausgeliehen. 2003 kam er zum
HSV zurück, allerdings ohne viel Hoffnung auf
eine Bundesliga-Karriere. Es folgte der Wechsel
nach Frankfurt. „Die klügste Entscheidung, die
ich im Fußball getroffen habe“, sagt Alex Meier
rückblickend. Denn inzwischen ist er im zehnten
Jahr bei der Eintracht – eine Treue, die heutzutage
Seltenheitswert hat. Und er ist endlich dort ange-
kommen, wo der Erfolg ist, wo dazu Respekt und
Zusammenhalt in der Mannschaft herrschen. Mit
fast 200 Bundesliga-Einsätzen gehört Meier neben
Marco Russ zu den erfahrensten Akteuren. Er
ist Frankfurts Konstante. Meier kann behaupten:
„Ich habe es geschafft.“
Dass seine Leistungskurve
in den vergangenen
Jahren nach oben zeigte, verdankt der Torjäger
auch seinem Trainer Armin Veh: „Er hat mir ge-
zeigt, welchen Stellenwert ich hier habe.“ Und
Veh lässt genau den Fußball spielen, der Meiers
Qualitäten entgegenkommt – offensiv. 49 Treffer
hat Meier bislang im Fußball-Oberhaus erzielt.
Solange der Top-Schütze einen Lauf hat, muss
sich Veh keine Sorgen machen. Dennoch wurde
zu Meiers Entlastung kürzlich der 21 Jahre alte
Nachwuchsstürmer Vaclav Kadlec von Sparta
Prag verpflichtet.
Im Sommer 2014
läuft Meiers Vertrag aus. Und
dann? „Ich gucke, was in dieser Saison passiert,
und dann entscheide ich im nächsten Jahr“, sagt
der 30-Jährige. Typisch Meier. Er ist kein wortge-
waltiger Zeitgenosse – und in diesen guten Zeiten
eher ein stiller Genießer.
Timo Frers
Die Konstante
der Eintracht
Torjäger, Vorbild,
Publikumsliebling: Alexander Meier hat
einen großen Anteil am Aufschwung bei
Vorjahres-Aufsteiger Eintracht Frankfurt.
Schon seit 2004 spielt der gebürtige
Norddeutsche am Main.
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