WERDER MAGAZIN Nr. 317 - page 63

U
nd das, obwohl sie kurz
zuvor einen Schock
verdauen musste: „Im
Abschlusstraining vor
den Meisterschaften bin ich
nach meinem Sprung neben der
Matte gelandet“, erinnert sich
die 15-Jährige. „Es ist zum Glück
nichts passiert. Aber ein kleiner
Schockmoment war das schon.“
Allerdings wäre es nicht ihre Art,
sich lange damit zu beschäftigen.
Bereits im Wettkampf konnte
sie das Negativerlebnis komplett
ausblenden und sich nicht nur
die Goldmedaille holen, sondern
mit 4,11 Meter sogar einen deut-
schen Rekord springen.
Wenn sie von dieser
Erfahrung
berichtet, strahlt sie noch immer:
„Die Deutschen Meisterschaften
waren mit Abstand das Highlight
meiner bisherigen Karriere“, ver-
rät sie. „Ich bin in einer höheren
Altersklasse gestartet. Dass ich
dann gewinnen und mit dem
deutschen Rekord noch einen
draufsetzen konnte, war der ab-
solute Hammer!“ Obwohl sie
beim SV Werder schon als Über-
fliegerin bekannt ist, war diese
Leistung keinesfalls selbstver-
ständlich. „Denn davor bin ich
erst einmal über vier Meter ge-
sprungen – und zwar ganz knapp
und mit viel Glück“, erzählt sie.
Die Bremerin
liebt die Leicht-
athletik, seitdem sie fünf Jahre
alt war. „Laufen, springen und
werfen kann eigentlich jeder“,
sagt Stina Seidler. Dann schränkt
sie ein: „Dachte ich. Aber ich
fand es sofort faszinierend, wie
viel Arbeit tatsächlich dahinter
steckt, zum Beispiel im tech-
nischen Bereich.“ Deshalb lie-
ßen sich Stina Seidler und die
Leichtathletik nicht mehr los.
Drei Jahre lang hatte sie zwar
nebenbei auch noch Handball
gespielt, doch der Sport konnte
es nie mit ihrer großen Leiden-
schaft aufnehmen. Vor allem der
Stabhochsprung begeistert sie in
jedem Training. „Die Disziplin
ist so komplex. Außerdem ist es
etwas, das nicht jeder macht und
auch nicht jeder kann. Das reizt
mich“, schwärmt die 15-Jährige
von ihrer Lieblingsdisziplin.
Obwohl sie beachtliche
Höhen
nur mittels eines dünnen Sta-
bes überquert, ist Stina Seidler
dabei nie ängstlich. Viel lieber
beschreibt sie, was bei einem
perfekten Sprung in ihr vorgeht:
„Das Gefühl, wenn man die Lat-
te überquert hat und weiß, dass
man die Höhe geschafft hat – das
ist das Beste!“ Um solche Leis-
tungen erbringen zu können,
trainiert die Gymnasiastin fünf
bis sechs Mal pro Woche. Dieses
straffe Programm lässt ihr kaum
Zeit für andere Hobbys. Beklagen
würde sie sich darüber aber nie.
„Natürlich würde ich manch-
mal gern mehr Zeit mit meinen
Freunden verbringen. Aber es ist
für mich schon normal gewor-
den, wenig Freizeit zu haben.
Deswegen stört es mich nicht
mehr“, sagt die Leistungssport-
lerin.
Die Zukunft
der 15-Jährigen
könnte also rosig aussehen – Ta-
lent, Ehrgeiz und die Liebe zum
Sport liefern starke Argumente
dafür. Trotzdem ist die Schüle-
rin vorsichtig, wenn sie von ih-
ren Zielen spricht. „Ich möchte
gerne mal bei internationalen
Wettkämpfen antreten“, sagt
sie bescheiden. Für große Wett-
kämpfe sieht sie sich dennoch
gut gerüstet. Rein theoretisch,
natürlich. „Wenn ich mal in ei-
nem großen Stadion vor tausen-
den Zuschauern antreten sollte,
wäre ich bestimmt beeindruckt,
aber nicht furchtbar nervös. Ich
mache mir keine Gedanken dar-
über, was alles passieren könnte,
sondern konzentriere mich auf
meine Sprünge. Alles andere
kann ich gut ausblenden“, sagt
sie. Ihre bisherigen Erfolge lassen
an dieser Aussage keinen Zweifel
aufkommen.
Laura Ziegler
Nervenstarke
Überfliegerin 
Im Sommer trat Werders Stab-
hochsprung-Talent Stina Seidler
zum ersten Mal bei einer Deutschen
Meisterschaft an – und gewann
prompt den Titel.
Foto: M. Rospek
Ehrgeiziges Talent
Die 15 Jahre alte
Werder-Athletin Stina
Seidler ist auf dem
Weg zu einer großen
Stabhochsprung-
Karriere.
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