WERDER MAGAZIN Nr. 317 - page 55

WERDER MAGAZIN:
Seit rund
drei Wochen befindet sich Ihr
Team in der Vorbereitung. Wel-
chen Eindruck haben Sie von Ihrer
Mannschaft?
CHADIA FREYHAT:
Bislang zie-
hen alle sehr gut mit. Man spürt,
dass die Mannschaft heiß ist und
etwas erreichen will. Die Vorbe-
reitung ist wichtig für uns. Denn
die Hinrunde lief nicht ganz so,
wie wir es uns gewünscht hat-
ten. Wir arbeiten gezielt an unse-
ren Schwachstellen und werden
beim Rückrundenstart gut vorbe-
reitet sein.
Welche Schwachstellen haben Sie
ausgemacht?
Fünf Siege und ein Unentschie-
den aus elf Partien sind für das
Potenzial unseres Teams zu we-
nig. Mit der bis jetzt gebotenen
Leistung können wir weder oben
mitspielen noch in die erste Bun-
desliga aufsteigen. Dazu haben
wir zu viele Gegentore kassiert.
Gerade im Defensivverhalten
muss die gesamte Mannschaft
konzentrierter agieren, ohne das
Spiel nach vorne zu vernachlässi-
gen. Denn offensiv haben wir es
richtig gut gemacht. Schließlich
hat keine Mannschaft der Liga
mehr Tore erzielt als wir.
Auf den Herforder SV, das derzeit
beste aufstiegsberechtige Team,
sind es derzeit sechs Punkte
Rückstand. Wie sehr ist das The-
ma ‚Aufstieg‘ in den Köpfen der
Spielerinnen verankert?
Wir hatten in dieser Saison öfter
die Gelegenheit, den Abstand
nach vorne zu verringern, sind
aber regelmäßig an uns selbst ge-
scheitert. Klar ist, dass wir nicht
mehr so viele Möglichkeiten in
dieser Saison bekommen werden.
Daher kann die Mannschaft ihre
Chancen auch realistisch ein-
schätzen. Das Thema ‚Aufstieg‘
hat in unseren Köpfen erst einmal
nicht zu suchen. Wir wissen aber,
wozu wir im Stande sein können.
Zum Rückrundenstart geht es
gegen die zweiten Mannschaften
von Turbine Potsdam und des VfL
Wolfsburg. Gegen beide Gegner
hat Ihre Mannschaft in der Hinrun-
de verloren...
Gegen wen wir spielen, ist ei-
gentlich völlig egal. Die Liga hat
sich in der laufenden Saison zu
einer Wundertüte entwickelt.
Jeder kann jeden schlagen. Das
haben vor allem die letzten Spiel-
tage vor der Winterpause gezeigt.
Aber natürlich sind Potsdam und
Wolfsburg zwei sehr starke Geg-
ner. Sollten wir in diesen beiden
Spielen erfolgreich sein, wäre
das ein guter Auftakt.
Hat Sie in der Hinrunde eine Mann-
schaft besonders überrascht?
Der 1. FC Lübars – momentan
steht die Mannschaft zwar ‚nur‘
auf dem sechsten Tabellenplatz,
ist aber auf keinen Fall zu unter-
schätzen. Schon im DFB-Pokal
ging die Partie mit 2:1 sehr knapp
für uns aus. Damals konnten wir
das Spiel erst in der 90. Spielmi-
nute dank eines späten Treffers
für uns entscheiden. In der Liga
haben wir dort verloren. Es ist für
jeden Gegner eine sehr unange-
nehme Mannschaft, die immer
bis zum Schlusspfiff kämpft. Sie
werden auch in der Rückrunde
eine gute Rolle spielen.
Gibt es auch in Ihrem Team eine
‚Überraschung‘ oder eine ‚Gewin-
nerin‘ der bisherigen Saison?
Wir haben im Trainerteam viele
positive Eindrücke gesammelt.
Aus meiner Sicht hat besonders
Michelle Ulbrich eine starke Hin-
runde gespielt. Ich hätte nicht
erwartet, dass sie von Beginn an
solch eine konstant gute Leistung
an den Tag legt. Natürlich hat
es Spiele gegeben, an denen wir
noch kleinere Schwachstellen bei
ihr feststellen konnten. Aber Mi-
chelle ist eine sehr junge Spiele-
rin, die Fehler machen muss, um
sich weiterentwickeln zu können.
Sie haben im vergangenen Som-
mer die Mannschaft als Cheftrai-
nerin übernommen. Wie lautet ihr
Fazit der ersten Monate?
Ich habe als Trainerin enorm viel
gelernt, besonders zwischen-
menschlich und im Umgang
mit der Mannschaft. Mit eini-
gen Spielerinnen habe ich selbst
noch gespielt. Das ist nicht im-
mer leicht, wenn man sie nun als
Trainerin führen soll. Man muss
auch mal eine nicht so einfache
Entscheidung treffen. Aber die
Mannschaft weiß genau, dass
unser Co-Trainer Manfred Wink-
ler und ich zu jeder Spielerin ehr-
lich sind. Wir bevorzugen oder
vernachlässigen niemanden und
versuchen immer, die Mann-
schaft aufzustellen, von der wir
überzeugt sind, dass sie für das
jeweilige Spiel die richtige ist.
Interview: Kevin Weber Roldán
Zwei Wochen vor dem Start der Werder-Fußballerinnen
in die Rückrunde der 2. Bundesliga Nord spricht Trai-
nerin Chadia Freyhat über die zurückliegenden Mona-
te und ihre Erwartungen an die zweite Saisonhälfte.
„Diese
Saison ist eine
Wundertüte“
Foto: D. Gloth
FRAUENFUSSBALL
WERDER MAGAZIN 317 55
1...,45,46,47,48,49,50,51,52,53,54 56,57,58,59,60,61,62,63,64,65,...88
Powered by FlippingBook