WERDER MAGAZIN Nr. 317 - page 67

D
er letzte
Hinrunden-
Spieltag dürfte allen
Werderanern noch in
bester Erinnerung sein.
Die Grün-Weißen rangen im We-
ser-Stadion Bayer Leverkusen mit
1:0 nieder. Doch nicht nur auf
dem Rasen ereignete sich Bemer-
kenswertes – schon vor dem An-
pfiff sorgten einige Werder-Fans
mit einer spektakulären Choreo-
grafie für Aufsehen. ‚Beleidigung
hindert am Leben‘ lautete der
markante Slogan auf einem der
gigantischen Banner.
Verantwortlich für diese Aktion
war die ‚AntiDiskriminierungs-
AG‘, die seit ihrer Gründung 2008
bereits mehrfach eindrucksvolle
Zeichen für mehr Toleranz gesetzt
hat. „In den Kurvenschauen sind
viele wichtige Themen aufgegrif-
fen worden“, sagt Thomas Hafke
vom ‚Fan-Projekt Bremen e. V.‘,
der die ‚AntiDiskriminierungs-AG‘
organisatorisch unterstützt. Den
Auftakt bildete 2009 eine impo-
sante Choreo gegen Rassismus, ge-
folgt von Statements gegen Homo-
phobie und Sexismus. Die jüngste
Kurvenschau war ein Appell ge-
gen Behindertenfeindlichkeit und
für Inklusion. Initiiert wurde die
Aktion von einem gehandicapten
‚AntiDis‘-Mitglied. „Ich habe be-
reits häufig am eigenen Leib er-
fahren, wie hart einen Vorurteile
treffen können“, erzählt Thorsten
Brunkhorst, der seit Anfang 2013
an den AG-Treffen teilnimmt.
„Deswegen wollte ich schon lange
den Kampf gegen die Blockaden in
den Köpfen aufnehmen. Bei der
‚AntiDis‘ ist das Thema auf offene
Ohren gestoßen.“
Dass sich
die Choreografie dies-
mal nicht nur über die Ostkurve,
sondern auch über die Nordgera-
de erstreckte, war nur konsequent
– schließlich befinden sich dort die
Plätze für Fans mit Behinderung.
Umso aufwendiger gestaltete sich
jedoch die Umsetzung. Mehr als
200 Meter Stoff wurden per Hand
bemalt, dazu verteilten die rund
30 Mitglieder der
‚Ant iDi sk r i m i n ie-
rungs-AG‘ mit wei-
teren ehrenamtli-
chen Helfern 10.000
grün-weiße Pappen
im Weser-Stadion.
Für ihre meinungsstarken
Kur-
venschauen haben die Werder-
Fans in ganz Deutschland viel
Lob und Anerkennung geerntet.
Die Arbeit der ‚AntiDiskrimi-
nierungs-AG‘ geht jedoch weit
darüber hinaus. „Diese Aktionen
allein reichen nicht“, weiß Tho-
mas Hafke. „Man muss konti-
nuierlich am Ball bleiben, sonst
können sich schnell Rückschritte
bemerkbar machen.“ Deshalb ist
die ‚AntiDis‘ bei jedem Werder-
Heimspiel präsent. Ab drei Stun-
den vor Anpfiff gibt es im Ost-
kurvensaal einen Stand, an dem
zum Beispiel Info-Materialien,
Sticker und T-Shirts erhältlich
sind. Und das Engagement der
Arbeitsgruppe trägt längst Früch-
te. „Ich bin schon von vielen auf
das positive Verhalten unserer
Fans angesprochen worden. Dass
Parolen wie ‚schwuler, schwuler
BVB‘ skandiert werden, war frü-
her gang und gäbe. So etwas gibt
es heute nicht mehr“, erzählt
Hafke.
Am Ziel
wähnt sich
die ‚AntiDiskrimi-
nierungs-AG‘ jedoch
noch lange nicht.
Neue Aktionen sind
längst in Planung,
2014 soll beispiels-
weise eine Bus-Tour
in das frühere Konzentrationsla-
ger Ausschwitz-Birkenau angebo-
ten werden. Die nächste Kurven-
schau wird von den Werder-Fans
ebenfalls mit Spannung erwartet.
Denn auch wenn ihre Botschaft
weit über den Fußball hinausgeht,
haben die Choreos einen äußerst
positiven Nebeneffekt: Immer
wenn im Weser-Stadion für ein
toleranteres Miteinander gewor-
ben wurde, hat der SV Werder
das Spielfeld als Sieger verlassen…
„Ein ganz besonderer Dank
gilt
allen, die die Umsetzung der
Kurvenschau unterstützt haben:
dem Bundesministerium für Fa-
milie, Senioren, Frauen und Ju-
gend, dem lokalen Aktionsplan
‚Toleranz fördern – Kompetenz
stärken‘, dem SV Werder Bremen
und natürlich allen beteiligten
Helferinnen und Helfern“, betont
Thomas Hafke. Die ‚AntiDiskri-
minierungs-AG‘ trifft sich an je-
dem letzten Montag des Monats
um 19.00 Uhr in den Räumen
des Fan-Projekt Bremen e. V. im
Ostkurvensaal.
Jörn Lange
KONTAKT
AntiDiskriminierungs-AG
Franz-Böhmert-Straße 5
28205 Bremen
E-Mail:
Internet:
gegen-rassismus.de
Facebook:
Flagge zeigen für mehr Toleranz
Die
‚AntiDiskriminierungs-AG‘ hat mit ihren Stadion-Choreografien bundes-
weit für Aufsehen gesorgt. Ende Dezember setzten die Werder-Fans er-
neut ein Zeichen – gegen Behindertenfeindlichkeit und für Inklusion.
Foto: M. von Glan
FAN-FORUM
WERDER MAGAZIN 317 67
1...,57,58,59,60,61,62,63,64,65,66 68,69,70,71,72,73,74,75,76,77,...88
Powered by FlippingBook