Tätigkeitsbericht Ärztekammer Nordrhein 2014 - page 69

Ärztekammer
Nordrhein
Jahresbericht 2013
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Medizinische Grundsatzfragen
Qualitätssicherung NRW:
Praxisnah und dialogorientiert
Die Ärztekammer Nordrhein engagiert sich seit 1982 aktiv für die Qualitätssicherung im
Gesundheitswesen. Seit 1988 konnte die Kammer zahlreiche QS-Verfahren in enger Kooperation
mit der Krankenhausgesellschaft NRW und den Krankenkassen in der Krankenhausversorgung
auf den Weg bringen. Sämtliche nordrheinischen Krankenhäuser beteiligten sich freiwillig an den
QS-Verfahren in der Geburtshilfe, in der Versorgung von unreifen oder kranken Neugeborenen und
in der Chirurgie/Unfallchirurgie. Gesetzliche Regelungen gab es bis 1988 nicht.
Verfahren zur Sicherung der Qualität medizini-
scher Leistungen sind heute Routine. Ihr Nutzen
ist anerkannt, vor allem für die Patientinnen und
Patienten, aber auch für die Fort- und Weiterbil-
dung von Ärztinnen und Ärzten. Änderungen so-
wohl der gesellschaftlichen Erwartungen wie auch
der rechtlichen Anforderungen dieses Kernthemas
im Gesundheitswesen fordern die Ärztinnen und
Ärzte immer wieder neu. Gleiches gilt für die Ge-
wöhnung an die Veröffentlichung von medizini-
schen und pflegerischen Behandlungsergebnissen.
Während die frühen Nordrhein-Auswertungen
für die Fachöffentlichkeit erstellt wurden, ist die
Veröffentlichung sämtlicher NRW-Ergebnisse seit
2002 aus allen untersuchten medizinischen und
pflegerischen Bereichen durch die Geschäftsstelle
QS NRW für Bürgerinnen und Bürger im Internet
unter
etabliert. Die Nutzung der
Erkenntnisse aus dem „Versorgungssektor Kran-
kenhaus“ ist für Patienten und Ärzte selbstver-
ständlich geworden. Die Einbeziehung der ambu-
lanten Versorgung in die Qualitätssicherung (QS)
ist ab 2015 vorgesehen.
Datenerhebung im Krankenhaus
Seit 2002 arbeiten die Ärztekammern Nordrhein
und Westfalen-Lippe zur Qualitätssicherung im
Krankenhaus mit der Krankenhausgesellschaft
Nordrhein-Westfalen sowie den Landesverbänden
der Krankenkassen und der privaten Krankenver-
sicherung landesweit zusammen. Unsere gemein-
same Geschäftsstelle QS NRW sitzt in Düsseldorf
und in Münster. Sie ist dort bei den Ärztekammern
Nordrhein respektive Westfalen-Lippe angesie-
delt. An der „Qualitätssicherung Krankenhaus"
nehmen alle zur Versorgung gesetzlich kranken-
versicherter Patienten zugelassenen Krankenhäu-
ser in NRW teil.
Ob für eine Krankenhausleistung eine Dokumen-
tationspflicht besteht, wird – nach der grundsätz-
lichen Festlegung von Leistungsbereichen durch
die NRW-Vertragsparteien – im einzelnen Kran-
kenhaus mit Hilfe eines elektronischen Prüfalgo-
rithmus aus Verwaltungs- und Behandlungsdaten
ermittelt (sogenannte QS-Filter). Ein Krankenhaus
ist gehalten, sämtliche so ermittelten Behandlungen
vollzählig zu dokumentieren. Wird die Dokumen-
tationsvollzähligkeit merklich unterschritten (IST
Menge an QS-Datensätzen im Vergleich zur SOLL
Menge), sind wirtschaftliche Sanktionen vorgesehen.
Ergebnisse und ihre Bewertung
Aus den von den Krankenhäusern übermittelten
QS-Daten werden nach einem bundeseinheitlichen
Verfahren krankenhausbezogene wie bundesland-
weite Auswertungen erstellt. Besonders betrachtet
werden die Ergebnisse zu festgelegten Qualitätsin-
dikatoren. Qualitätsindikatoren sind „Hinweisge-
ber“. Sie können aus einer Information bestehen
(zum Beispiel ob ein bestimmtes unerwünschtes
Ereignis während einer Behandlung aufgetreten
ist) oder auf mehreren Messpunkten aufbauen (ob
beispielsweise sieben einzelne, geforderte Unter-
suchungen zur Feststellung der Ausheilung einer
Lungenentzündung vorgenommen wurden). Für
die Ergebnisse zu diesen Qualitätsindikatoren wer-
den medizinisch-fachliche Referenz- beziehungs-
weise Wertebereiche definiert, innerhalb derer die
Ergebnisse der Krankenhäuser liegen sollen. Hat
ein Krankenhaus rechnerisch ermittelte Ausreißer-
werte, also Werte außerhalb von Referenzberei-
chen, so werden die verantwortlichen Ärztinnen
und Ärzte des Krankenhauses informiert und um
Erklärung der Auffälligkeit gebeten. Als Bezeich-
nung hierfür hat sich der Begriff „Strukturierter
Dialog“ etabliert.
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