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lückau f-Kampf ba hn,
3. April 1965: Der FC
Schalke 04 empfängt
am 26. Spieltag der Sai-
son 1964/65 den SV Werder Bre-
men. Die Rollen sind klar verteilt
– als Tabellenvorletzter stemmen
sich die Königsblauen gegen den
drohenden Abstieg, während
der Spitzenreiter von der Weser
seinem ersten Meistertitel entge-
geneilt. Dass sich Schalkes Nati-
onalspieler Willi Schulz während
des Aufwärmens
verletzt, sorgt nicht
gerade für steigen-
den Optimismus
auf den Rängen. Dort hat sich
zu diesem Zeitpunkt bereits der
spätere Schulz-Vertreter Harald
Klose niedergelassen. Weil ‚Aus-
wechselspieler‘ in den Anfangs-
jahren der Bundesliga noch ein
Fremdwort war, muss der Ersatz-
kandidat erst per Stadiondurchsa-
ge aufs Spielfeld beordert werden.
Tatsächlich gelingt
den Schalkern
an diesem Tag aber eine Sen-
sation, ein Sonntagsschuss von
Heinz Crawatzo aus 25 Metern
besiegelt den überraschenden
1:0-Sieg. In den ersten zehn Bun-
desliga-Duellen mit dem SVW
sollte es allerdings der einzige-
Erfolg der ‚Knappen‘ bleiben. Die
drei Aufeinander-
treffen vor dem Li-
ga-Start 1963 hatte
S04 hingegen alle-
samt für sich entschieden, dazu
setzte sich das Team um ‚Stan‘
Libuda 1964 auch im DFB-Pokal
durch. Deutschlands neue Elite-
Liga schien für die Bremer also
ein gutes Omen zu sein.
Schon die Erstauflage
im Oktober
1963 hatte es in sich: Nach zwei-
maligem Rückstand (0:1 und
1:2) schafften die Werderaner auf
fremdem Platz noch die Wende,
Doppeltorschütze Diethelm Fer-
ner gelang drei Minuten vor dem
Abpfiff das 3:2-Siegtor. Die Pre-
miere imWeser-Stadion fiel indes
stürmisch aus, wenngleich auch
nur aus meteorologischer Sicht.
Mit bis zu acht Windstärken im
Rücken attackierten die Bremer
in der ersten Halbzeit das geg-
nerische Tor, Gerhard Zebrowski
traf nach einer knappen halben
Stunde zum 1:0-Endstand. Für
Schalke waren die Sturmböen
jedoch nicht das einzige Hinder-
nis, das es zu überwinden galt.
Schon auf der Anreise hatten die
Gäste mit einem Busunfall zu
kämpfen, dazu hielt Trainer Ge-
org Gawliczek am Spieltag eine
knackige Vormittagseinheit ab,
die seinen Spielern später sicht-
lich in den Knochen steckte.
Der bis heute höchste Sieg
gegen
Schalke gelang den Bremern je-
doch auswärts. Am 5. März 1966
triumphierte Werder in Gelsen-
kirchen mit 6:1, nachdem es zur
Halbzeit noch 1:1-Unentschieden
gestanden hatte. Etliche frust-
rierte Fans verließen das Stadion
bereits vor Abpfiff. Diejenigen,
die blieben, taten dies nach Zei-
tungsangaben „lediglich, um
über den Stadionlautsprecher
zu erfahren, ob auch die ‚Nach-
barn‘ des FC Schalke 04 in der
Abstiegszone Punkte eingebüßt
hatten.“
Jörn Lange
Von Sturmböen und
Stadiondurchsagen
Das
Duell zwischen dem SV Werder Bremen und
Schalke 04 ist noch älter als die Bundesliga.
Aus grün-weißer Sicht brachte die Liga-Ein-
führung jedoch eine positive Wende.
Fotos: imago, picture-alliance
Umkämpft
Bei den ersten Bundes-
liga-Duellen ‚auf Schalke‘ und im
stürmischen Weser-Stadion (kleines
Foto) ging es hoch her.
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