KURS MAGAZIN 10/2013 - page 3

10 / 2013
KURS
EDI TOR IAL
Dass einem das Hemd näher sitzt als der Rock, an
dieser simplen Weisheit scheint sich die von Niedrig-
zinsen geplagte Assekuranz zunehmend orientieren
zu wollen. Wie anders wäre es sonst zu erklären, dass
sich die Mehrheit der Lebensversicherer auffällig
bedeckt hält, nachdem der GDV-Vorstoß zur Decke-
lung von Abschlussprovisionen auch im LV-Bereich
bekannt geworden war.
In welche Richtung die Diskussion innerhalb des
GDV läuft, zeigen zwei Äußerungen von Präsident
Erdland: „Das provisionsbasierte Vergütungssystem
hat für Kunden handfeste Vorteile“ sagte der GDV-
Chef noch im April in einem Interview und schrieb darin der Politik ins Stamm-
buch: „In Sachen Altersvorsorge allein auf die Eigeninitiative der Menschen zu
hoffen, hielte ich für ein unverantwortliches Experiment. Ohne aktive Ansprache
durch einen Vermittler, die durch den provisionsbasierten Vertrieb möglich wird,
würden sich viele Menschen vermutlich gegen Risiken nicht ausreichend absi-
chern“. Vier Monate später versicherte Erdland immer noch, dass eine Abschaf-
fung des provisionsbasierten Modells nicht zur Debatte steht, schränkte aber
ein, dass es auch keine Denkverbote geben dürfe – „auch nicht in solch zentralen
Punkten wie den Vertriebskosten“. Als Begründung führte er an, dass die Kosten
für Altersvorsorgeprodukte „mehr denn je im Fokus der Politiker, Kunden und
Verbraucherschützer“ ständen.
So verschieben sich Perspektiven: Während im April die Kundeninteressen noch
als Begründung für die provisionsbasierte Beratung ins Feld geführt wurden, sind
es wenig später genau diese Provisionen, die der Altersvorsorge schaden, weil
sie in ihrer bisherigen Größenordnung Politik, Verbraucherschützer und auch
Kunden stören sollen.
Nun ist nichts dagegen einzuwenden, dass Probleme in offenen Debatten ange-
sprochen und probate Lösungen gesucht werden. Fragwürdig aber ist, wenn sol-
che Gedankenspiele zu Lasten Dritter zwar (ergebnis-)offen, nicht aber ehrlich
geführt werden. Dass der GDV Überlegungen, möglicherweise den Gesetzgeber
als Handlanger einzuspannen, eher im „stillen Kämmerlein“ vorantrieb, spricht
nicht für eine hohe Wertschätzung des Berufsstandes der unabhängigen Vermitt-
ler.
Die harsche Reaktion, mit der weite Teile des Vermittlerlagers auf die öffentlich
gewordenen Pläne reagierten, ist deshalb nachvollziehbar. Dass Interessensver-
treter der Maklerschaft dennoch Gesprächsbereitschaft signalisieren und sogar
eigene Alternativmodelle zur bisherigen Provisonsvergütung vorlegen, verdeut-
licht, dass auch sie sich zeitgemäßen Lösungen nicht verschließen würden – so
sie denn ihre ohnehin schwierige Situation nicht noch weiter bis hin zur unter-
nehmerischen Existenzvernichtung verschärfen würden.
Der GDV, vor allem aber diejenigen seiner Mitglieder, die ansonsten so gerne das
Banner des verständnisvollen Maklerversicherers hochhalten, haben in dieser
Diskussion bisher keine gute Figur abgegeben. Sie sollten sich deshalb schleu-
nigst die wichtigste Grundregel einer fairen Partnerschaft in Erinnerung rufen:
Ehrlichkeit!
George Clegg
Nicht ehrlich
KURS-Online-Newsletter.
Wir informieren Sie jeden
Donnerstag mit aktuellen
News rund um die Themen
Versicherung, Fonds und Banken.
Woche für Woche die schnelle
Online-Information –
kompetent
und übersichtlich!
Kostenlos anmelden unter:
ZeitschriftfürFinanzdienstleistungausderVerlagsgruppeHandelsblatt
Jeden
Donnerstag in
Ihrem Postfach
Die aktuellen News für
Finanzdienstleister
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...52
Powered by FlippingBook