KURS MAGAZIN 10/2013 - page 8

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KURS
10 / 2013
MARKT & MAKLER
Spiel mit dem Feuer
Die Überlegungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), beim Gesetzgeber
die Überprüfung der Möglichkeiten einer
Provisionsdeckelung
bei der Vermittlung von Altersvorsorgepro-
dukten anzuregen, hat in der Maklerschaft zu Unruhe und erheblichem Protest geführt.
Z
war versicherte GDV-Präsident
Dr. Alexander Erdland, dass die
inhaltliche Auseinandersetzung
noch am Anfang stehe und eine Ab-
schaffung des provisionsbasierten Mo-
dells nicht zur Debatte stehe. Doch
andererseits ständen die Kosten für
Altersvorsorgeprodukte mehr denn je
im Fokus der Politiker, Kunden und
Verbraucherschützer, weshalb es auch
in solch zentralen Punkten wie den
Vertriebskosten „keine Denkverbote
geben“ dürfe.
Auf die Mehrheit der unabhängigen
Vermittler wirken die GDV-Pläne zur Anrufung des Gesetz-
gebers allerdings wie eine Kampfansage und ein Angriff auf
die unternehmerische Existenz. Entsprechend harsch fallen
die Reaktionen von Interessensvertretern aus der Makler-
schaft aus, während sich die Repräsentanten der Versicherer,
auch der „geborene“ Maklerversicherer, zunächst einmal
„wortgewaltig“ zur GDV-Initiative ausschweigen.
Berliner Erklärung
Ein deutliches Signal ihrer Missbilligung sendeten die Mak-
lerpools BCA, Fonds Finanz,WIFO, INFINUS, Jung, DMS &
Cie., Netfonds, ARUNA, blau direkt, maxpool, germanBro-
ker.net, monad, Status und Apella, mit einer gemeinsamen
Erklärung, die sie auf Einladung des AfW-Bundesverbandes
Finanzdienstleistung in Berlin verfassten, an den GDV. Darin
verwahren sie sich gegen Bestrebungen, die Unabhängig-
keit der Versicherungsmakler von den Versicherungsgesell-
schaften anzutasten und heben nachdrücklich die Relevanz
der Maklerschaft für den Versicherungsmarkt hervor. „Wir
sprechen uns für frei verhandelbare Vergütungen in der Le-
bensversicherung aus“, heißt es in der „Berliner Erklärung“
wörtlich. „Die Branche steht demVerbraucher gegenüber in
der Verantwortung und ist in der Lage, ihre Vergütungsmo-
delle selbst zu regeln – und dies ohne kartellrechtlich bedenk-
liche Absprachen.“ Eine Einschränkung der Diskussion auf
einzelne Kostenarten – wie die Abschlussprovision – trage
dem Interesse der Verbraucher nicht ausreichend Rechnung.
Jede Initiative müsse verbindlich sicherstellen, dass Kosten-
einsparungen auch vollumfänglich beim Verbraucher ankä-
men. Eine unabhängige und qualitativ hochwertige Verbrau-
cherberatung sei Voraussetzung für eine Altersvorsorge aller
Bevölkerungsschichten.
Für seine Beratungsleistung müsse der unabhängige Vermitt-
ler, der im ausschließlichen Interesse seiner Kunden handele,
auch angemessen vergütet werden, heißt es weiter. Schließlich
entständen den unabhängigen Vermittlern
aufgrund steigender Anforderungen durch
Regulierung und Administration erhöhte
Kosten, die sie selber zu tragen hätten, wäh-
rendAusschließlichkeitsorganisationen durch
die Versicherer subventioniert würden.
Auch der AfW selber plädiert in einer eige-
nen Stellungnahme für frei ausgehandelte
Provisionen bzw. Courtagen, denn die seien
Bestandteil der freien Marktwirtschaft. „Wer
zu Recht Qualität in der Beratung fordert und
auch Anforderungen an regelmäßige Weiter-
bildung aufstellt, muss sie auch durch eine an-
gemesseneVergütung ermöglichen. Die besten
Regeln nützen nichts, wenn es am Ende keine Makler und
Vermittler gibt, die sie mangels Einkommen noch umsetzen
können“, warnt AfW-Vorstand Frank Rottenbacher. Eine
Deckelung der Provisionen durch den Gesetzgeber komme
aus Sicht des AfW einem massiven Eingriff in die Privat-
autonomie gleich und sei ein ordnungspolitischer Fehler.
Letztlich müsse die Branche selber – ohne in den Geruch
von Kartellabsprachen zu kommen – ihreVergütungsmodelle
regeln. Der AfW zeigt sich offen für Gespräche, wie es zu
einem Wandel weg von einer höheren Abschlussprovision
hin zu einer entsprechend angehobenen Bestandsprovision
kommen kann.
BKK sieht Gesprächsbedarf
Auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute
(BVK) bietet demGDVGespräche an, in denen geklärt werden
könne, „wie man dieWirtschaftlichkeit des Produkts Lebens-
versicherung in diesen Zeiten verbessern kann, ohne dabei die
Versicherungsvermittler einseitig zu belasten“. Doch bei aller
Gesprächsbereitschaft spart der BVK auch nicht mit herber
Kritik am Vorgehen des Versicherungsverbandes. „Nach der
Provisionsdeckelung in der PKV ist das ein weiterer Sünden-
fall der Versicherer, gegen den wir mit aller Macht kämpfen
werden“, kündigt BVK-ChefMichael H.Heinz an.Das Risiko
der Kapitalmärkte und der staatlich verordneten Niedrigzins-
phase, die die Rentabilität der Lebensversicherung schmälern,
werde dadurch auf die Schultern tausenderVermittlerbetriebe
abgewälzt. Das sei nicht hinnehmbar und widerspräche den
Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft. Dass der GDV
zudem mit dem „Feuer eines weiteren gesetzlichen Eingriffs
spielt“, kann Heinz überhaupt nicht nachvollziehen. „Irgend-
wannmuss man sich dann nicht wundern,wenn der Staat ganz
selbstverständlich auch ein Gesetz auf den Weg bringt, das
eine Renditeobergrenze fürVersicherungskonzerne vorsieht“,
warnt der BVK-Präsident.
George Clegg
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