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Entbehrungen wachsen so in‘s Große, daß sie weder durch die An-
strengungen der Vermöglichen, noch durch die Hülfe wohlthätiger
Anstalten ganz wieder vergütet werden können.
Es ist deswegen für jeden gutdenkenden Menschen Pflicht, seinen
ärmeren Mitbürger nicht nur aufmerksam hierauf zu machen,
sondern auch ihn zu berathen, wie er seine kleinen Ersparnisse zu-
sammenhalten und auf eine rechtmäßige Weise vermehren könne.
Weil aber auch der beste Rath nicht immer richtig gefaßt und befolgt,
und selten die Mühe der Verwaltung für den Einzelnen von Ver-
ständigeren übernommen wird; so haben sich an mehreren Orten
Gesellschaften gebildet, welche die kleinen Spar-Pfenninge der
ärmeren Volks-Classe von gewissen Districten oder einem ganzen
Lande sammeln, solche unentgeldlich und sicher umtreiben, zur
Zeit des Bedürfnisses aber wieder mit Zinsen an die Eigenthümer
zurückgeben. Wie viel Gutes eine solche Anstalt stiftet, wie viel Segen
sie auf den Fleiß des redlichen Armen bringen könne, und wie sie
sie von selbst zu einer klugen Sparsamkeit hinleiten müsse, das ist
gewiß einem Jeden von selbst einleuchtend; einige Beispiele werden
aber die Absicht und den Erfolg noch deutlicher machen.
Wenn, zum Exempel, ein Dienstbote oder ein Arbeiter von seinem
Monats-Lohn jedesmal nur Einen Gulden zurücklegt und ihn gleich
der Gesellschaft übergiebt, [Die Seite endet hier] so hat er in zehen
Jahren 120 Gulden erspart, von welchen in vielen Fällen kein Kreuzer
übrig geblieben wäre, wenn er sie in Händen behalten hätte.
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