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Jahresbericht 2014
Ärztekammer
Nordrhein
Kommunikation
Epidemiologie
Regelmäßige körperliche Bewegung reduziert
Risikofaktoren wie Übergewicht und Stress, hilft
Stoffwechselerkrankungen zu verhindern und er-
möglicht ein selbstbestimmtes Leben in den eige-
nen vier Wänden bis ins hohe Alter. Trotz dieser
bekannten positiven Wirkungen von Bewegung
und Sport haben die veränderten Arbeits- und
Freizeitbedingungen zu einem überwiegend sit-
zenden Lebensstil geführt. Weltweit können etwa
ein Zehntel der Todesfälle auf mangelnde körper-
liche Bewegung zurückgeführt werden
(Lee et al.
2012)
. So konnte im Jahr 2008 zu wenig Bewegung
für mehr als 5,3 Millionen der weltweit insgesamt
57 Millionen Todesfälle verantwortlich gemacht
werden. Laut Erhebungen des Robert Koch-In-
stituts (RKI) zur Gesundheit von Erwachsenen
(DEGS, 2012) sind zwar 51,7 Prozent der Männer
und 49,5 Prozent der Frauen in Deutschland regel-
mäßig mindestens einmal in der Woche sportlich
aktiv. Diese Angaben sind aber weit entfernt von
den aktuellen Empfehlungen von mindestens 150
Minuten Bewegungszeit pro Woche. Diese errei-
chen nach eigenen Angaben nur 25,4 Prozent der
Männer und 19,5 Prozent der Frauen.
Praktizierter Lebensstil versus Gesundheitswissen
Obwohl die Vorteile von Sport und Bewegung all-
gemein bekannt sind und viele Menschen auch über
das entsprechende Wissen verfügen, führt dieses
„Gesundheitswissen“ nur bei rund einem Viertel
der Erwachsenen zu einem entsprechendem Be-
wegungsverhalten. Ein gesundheitsfördernder Le-
bensstil entsteht nicht per Verordnung. Anders als
bei Medikamenten reicht das Auf- und Verschreiben
von Bewegungs- und Ernährungsempfehlungen
nicht aus, um bei Menschen langfristig und nach-
haltig eine Verhaltensänderung zu bewirken. Auch
wenn sich die Wissenschaft bemüht, die aus ge-
sundheitlicher Sicht notwendigen Bewegungsum-
fänge, -intensitäten sowie die zugrundeliegenden
Mechanismen aufzudecken, mangelt es an Untersu-
chungen, in welcher Form und mit welchen Hilfs-
mitteln die abgeleiteten Empfehlungen nachhaltig
und effektiv den Menschen vermittelt werden kön-
nen. Insbesondere Menschen aus bildungsfernen
Schichten und/oder mit Migrationshintergrund
stellen nicht nur Wissenschaftler, sondern auch
sämtliche dem Gesundheitssektor zuzurechnenden
Berufsgruppen vor eine immense Herausforderung.
Lebensstilberatung in der Arztpraxis
Aber gerade wenn es darum geht, diese Bevöl-
kerungsschichten zu erreichen, können Ärztinnen
und Ärzte Erfolge verzeichnen. Das liegt vor allem
in dem Vertrauen, dass Bürgerinnen und Bürger all-
gemein in ärztliche Empfehlungen haben und das
10.000 Schritte pro Tag – Studie von Ärzte-
kammer und Deutscher Sporthochschule Köln
Viele Menschen in Deutschland bewegen sich zu wenig und bleiben hinter internationalen
Bewegungsempfehlungen zurück. Der Nutzen von Bewegung ist in der Prävention und Therapie
zahlreicher chronischer Erkrankungen belegt. Somit fokussiert die Forschung aktuell nicht mehr
nur darauf, ob Prävention wirkt, sondern welcher Kommunikation es bedarf, um inaktive Bürger
zu einem aktiveren Lebensstil zu motivieren. Die Ärztekammer Nordrhein führt daher in Koopera-
tion mit der Deutschen Sporthochschule Köln eine Studie zur Förderung eines aktiven Lebensstils
von bewegungsarmen Patienten in Hausarztpraxen von 2013 bis 2015 durch.