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Jahresbericht 2014

Ärztekammer

Nordrhein

Kommunikation

kannt – und so hat sich im Praxisalltag der Verweis

auf lokale Angebote der Selbsthilfe noch nicht re-

gelhaft etabliert. Das liegt vor allem daran, dass den

Ärztinnen und Ärzten in ambulanter und stationä-

rer Versorgung oft verlässliche Basisinformationen

fehlen, um vor Ort Kontakte zu knüpfen und An-

sprechpartner zu benennen.

Selbsthilfe von A-Z

Vor diesem Hintergrund hat die Ärztekammer

Nordrhein auch im Jahr 2012/2013 ihren Selbst-

hilfeführer aktualisiert und um 600 Adressen er-

weitert. Die Broschüre „Gesundheitsselbsthilfe in

Nordrhein“ listet auf 170 Seiten 2.000 Adressen von

Selbsthilfegruppen und Kontaktstellen aus dem

bevölkerungsreichsten Bundesland auf. Von A wie

Achalasie bis Z wie Zystenniere können sich Ärz-

tinnen und Ärzte unkompliziert über das Selbst-

hilfeangebot und die Selbsthilfekontaktstellen vor

Ort informieren. Für Patientinnen und Patienten

steht eine Adressdatei auf der Homepage der Ärzte-

kammer Nordrhein

(www.aekno.de

unter der Rubrik

Bürger/Selbsthilfe)

zur Verfügung, die permanent

aktualisiert wird. Circa 2.000-mal im Monat wird

die Selbsthilfedatenbank der Ärztekammer Nord-

rhein derzeit im Durchschnitt aufgerufen.

Die in den Datenbanken gelisteten Selbsthilfe-

gruppen bieten ihren Mitgliedern ein breites An-

gebot der Unterstützung an, indem sie den Erfah-

rungs- und Informationsaustauch ermöglichen,

konkrete Hilfen im Alltag zum Beispiel bei Behör-

dengängen oder hinsichtlich Heil- und Hilfsmitteln

geben, Freizeitgestaltung und Familienalltag er-

möglichen.

Dieses ehrenamtliche Angebot trägt dazu bei, die

subjektive Gesundheit von chronisch kranken Men-

schen zu stärken und damit deren Wohlbefinden

und Leistungsfähigkeit zu erhöhen.

Selbsthilfe und Ärzte – erlebte und erlernte

Kompetenz zusammenbringen

Die Kooperationsstelle für Selbsthilfe und Ärzte der Ärztekammer Nordrhein hat im Berichts-

zeitraum zum vierten Mal einen Selbsthilfewegweiser für Nordrhein herausgegeben. Neben Ärztinnen

und Ärzten unterstützen bundesweit mehrere tausend Selbsthilfegruppen chronisch Kranke und

Behinderte dabei, trotz Erkrankung ein erfülltes Leben zu gestalten – auch im Rheinland.

Die Mehrheit der Deutschen hält bei Krankhei-

ten den Beistand von Selbsthilfegruppen für unver-

zichtbar. Das ergab bereits 2010 eine repräsentative

Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK

in Hamburg. Demnach finden 86 Prozent der Be-

fragten den Erfahrungsaustausch in Selbsthilfe-

gruppen besonders wichtig. Fast genauso viele

(84 Prozent) meinen, dass solche Gruppen die Be-

handlung durch die Ärztin/den Arzt sinnvoll ergän-

zen. Als bedeutsam erachten die meisten Befragten

Selbsthilfegruppen bei psychischen Problemen

wie Depressionen (83 Prozent). Auch bei lebens-

bedrohlichen Erkrankungen wie Krebs (81 Pro-

zent) sowie bei chronischen Leiden wie Diabetes

(65 Prozent) und Beziehungsproblemen in der

Familie (58 Prozent) halten sie sie für sinnvoll. In

diesen Zahlen drückt sich das heutige Gesundheits-

verständnis der Bevölkerung aus, zu dem stärker als

früher die Eigenverantwortung und ein bewusste-

rer Umgang mit dem eigenen Schicksal gehören.

Etablierte Selbsthilfegruppen wie die Frauen-

selbsthilfe nach Krebs, die Deutsche Multiple Skle-

rose Gesellschaft oder die Anonymen Alkoholiker

genießen auch bei Ärztinnen und Ärzten einen

hohen Bekanntheitsgrad und werden daher wei-

terempfohlen. Selbsthilfegruppen zu Seltenen Er-

krankungen wie dem Angelman-Syndrom, Morbus

Wilson und dem Klippel-Trenaunay-Syndrom sind

wie viele der Erkrankungen dagegen eher unbe-

Rudolf Henke,

Präsident der

Ärztekammer Nordrhein:

Die Kammer fördert mit der

Herausgabe des vorliegenden

Wegweisers „Gesundheits-

selbsthilfe in Nordrhein“

die sinnvolle Kooperation

zwischen Selbsthilfe und

Ärzteschaft.